Die britische Forschungsstation in der Antarktis musste versetzt werden, weil das dünner werdende Eis sie nicht mehr getragen hat.

Stuttgart - Ein Haus auf Kufen sieht schon komisch aus. Wobei das merkwürdig eckige Gebäude eher wie ein Ufo wirkt – also wie ein unbekanntes Flugobjekt. Es ist ein sogenanntes Modul der britischen Forschungsstation im Südpolgebiet. Insgesamt acht dieser Einzelteile mussten in den vergangenen Tagen von ihrem bisherigen Standort 23 Kilometer weit über das antarktische Eis gezogen werden.

 

Der Grund für den ungewöhnlichen Umzug war die Befürchtung der Fachleute, ihre Station könnte am bisherigen Standort nicht mehr sicher sein. Das sogenannte Schelfeis könnte nämlich brechen – und das wäre für die Forschungsstation gar nicht gut. Bei Schelfeis handelt es sich um eine riesige Eisplatte im Meer – und von denen gibt es in der Nähe des Südpols einige: das Ross-Schelfeis und das Filchner-Ronne-Schelfeis zum Beispiel oder eben das Brunt-Schelfeis, auf dem die britische Antarktisstation steht.

Insgesamt hat der Umzug der acht blauen und roten Stationsmodule 13 Wochen gedauert. Dabei musste jeder einzelne Container auf Kufen gestellt und vorsichtig über das Eis gezogen werden. Nun sind die Briten mit ihrem Umzug rechtzeitig vor dem antarktischen Winter fertig geworden, der demnächst beginnt. Dann wird es rund um den Südpol bitterkalt. Weil aber auch am neuen Standort das Eis unerwartet brechen kann, haben die Experten beschlossen, dass sich ab März den gesamten Südpolwinter über niemand mehr in der Station aufhalten soll. Erst ab November 2017, also mit dem Beginn des dortigen Sommers, nimmt Halley VI – so heißt die Station – wieder den Normalbetrieb auf.

Von der Station aus sollen vor allem die Folgen des Klimawandels beobachtet werden. Diese Aufgabe hat auch der deutsche Forschungseisbrecher Polarstern, der dieser Tage mit rund 50 Wissenschaftlern an Bord auf dem Weg in die Antarktis ist. Im Mittelpunkt steht das Amundssenmeer, wo sich das antarktische Eisschild ungewöhnlich schnell zurückzieht. Dort wollen die Forscher Löcher in den Meeresboden bohren, um zu erkunden, wie sich das Eis in früheren Zeiten verhalten hat.