Etliche Kinder nutzen die Pfingstferien, um Zirkusluft zu schnuppern. Beim Mitmach-Zirkus Piccolo proben sie in diesen Tagen Kunststücke in einer echten Manege. Am 6. Juni zeigen sie ihr Können bei einer Abschlussgala.

Birkach - Eltern sollten es sich gut überlegen, ob sie ihren Nachwuchs in den Ferien beim Kinder-Mitmach-Zirkus anmelden. Es könnte nämlich gut sein, dass sie damit die Weichen für die berufliche Zukunft ihrer Sprösslinge stellen.

 

„Ich will mal Artistin werden“, sagt zum Beispiel die achtjährige Michelle. Sie hat gerade in dem blau-roten Zelt des Circus Piccolo demonstriert, wie viele Hula-Hoop-Reifen sie um ihren Arm kreisen lassen kann. Aber eigentlich schlägt das Herz der kleinen Heumadenerin fürs Trapez. Das scheint es ohnehin den meisten der rund 50 Acht- bis Elfjährigen, die diese Woche auf der Wiese hinterm Birkacher Kinder- und Jugendhaus Zirkusluft atmen, angetan zu haben. Als wäre es ihre leichteste Übung stehen Arina, Lisa und Geraldine auf der an zwei Seilen befestigten Stange übereinander. „Eigentlich habe ich Höhenangst, aber jetzt überwinde ich die einfach“, sagt die zehnjährige Arina, die zum ersten Mal an dem Ferienprogrammpunkt vom Jugendamt Stuttgart teilnimmt. Ihre Klassenkameradin Lisa war schon im vergangenen Jahr dabei: „Ich mag es halt, Akrobatik zu machen.“ Professionelle Unterstützung bekommt sie dabei unter anderem von einer Neunjährigen.

Als gebe es kein Schwindelgefühl

Geraldine ist quasi in dem Zwei-Master-Zirkuszelt aufgewachsen. Sie ist die Enkelin von Monika und Alexander Riedesel, die zusammen mit ihren fünf Kindern hinter dem Circus Piccolo stecken. Geraldines Mama, die 29-jährige Janine, hilft den Kindern bei ihrer ersten Begegnung mit dem Trapez. Während sie gerade den drei Mädchen zeigt, wie sie wieder von den Schultern der jeweils Unteren runterkommen, greift ihre Schwester Sarah (18) anderen beim Balancieren auf der großen roten Kugel unter die Arme. Der 17-jährige René Riedesel hält derweil das Vertikalseil, an dem sich die elfjährige Talina kopfüber dreht, als gebe es kein Schwindelgefühl.

„Wir müssen den Kindern immer auf die Hände schauen“, sagt Monika Riedesel. Sie war früher selbst Hochseilakrobatin und balancierte in sechs Metern Höhe. Jetzt steht sie neben dem Drahtseil, das in Hüfthöhe aufgespannt ist, und lobt die neunjährige Melanie für ihren Spagat auf dem dünnen Seil.

„Wir wissen schnell, welches Kind begabt ist, und wenn wir einen Fehler sehen, sagen wir es gleich, bevor etwas passiert“, sagt Riedesel, der der schwere Trapezunfall ihrer inzwischen 25-jährigen Tochter Alexandra vor fünf Jahren noch sichtlich in den Knochen steckt. „Aber hier ist noch nie etwas Ernsthaftes passiert.“ Immerhin hat die Familie Riedesel über 20 Jahre Erfahrung im Umgang mit ungeübten Nachwuchsartisten, -clowns, -jongleuren und -akrobaten. Von März bis zum Fellbacher Weihnachtszirkus am 6. Januar sind die Plüderhausener hauptsächlich in Baden-Württemberg unterwegs, wo sie für Zirkus-Schul-Projekte oder eben für Ferienprogramme gebucht werden. Und finden so vielleicht auch künftige Manegenstars: „Ich fände es schon gut, nach der Schule ein Jahr mitzureisen“, sagt Lucas Clarke. Seit der ersten Klasse kommt der mittlerweile 15-Jährige jedes Jahr zum Kinder-Mitmach-Zirkus – inzwischen als Helfer am Diabolo.

Abschlussgala am 6. Juni:

Was die Kinder alles gelernt haben, lässt sich bei einer Zirkusvorführung am Samstag, 6. Juni, von 15 Uhr an auf der Wiese hinter dem Kinder- und Jugendhaus an der Grüninger Straße 18 bewundern.