Juho Kuosmanen erzählt in „Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki“ von Qual und Hoffnung eines Boxers.

Stuttgart - Boxkämpfe sind Dramen ohne Worte, das ist das Faszinierende an diesem Sport. Dem Vorurteil, boxende Männer seien durch häufige Schläge voll auf die Zwölf höchstens stammelndes Gemüse und somit als komplexe Charaktere disqualifiziert, haben unzählige Filme Paroli geboten, darunter Martin Scorseses Klassiker „Wie ein wilder Stier“ oder Antoine Fuquas neuerer „Southpaw“. Juho Kuosmanens Boxer-Biografie „Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki“ schlägt wesentlich sanfter zu und hat ein nicht primär an sportlichen Aspekten interessiertes Publikum fest im Blick.

 

Für Olli Mäki (Jarkko Lahti), den erfolgreichen Amateur, bietet die Boxweltmeisterschaft in Helsinki 1962 die Chance, sich als Profi zu etablieren. Darauf hofft sein Manager Elis Ask (Eero Milonoff). Für den geht es nicht nur um Reputation, sondern vornehmlich ums Preisgeld. Die Lebensverhältnisse der beiden sind einfach bis ärmlich, und im Gegensatz zu Mäki muss Ask eine Familie ernähren. Am Sieg gegen den Amerikaner Davey Moore (John Bosco Jr.) hängen also große Erwartungen. Doch Olli kann sich auf das Training nicht richtig einlassen, in Gedanken hängt er bei Raija (Oona Airola), seiner großen Liebe.

Das Menschenverachtende des Profi-Sports tritt offen zutage

Kuosmanen zeigt, wie Ask seinen Zögling einer grausamen Tortur unterwirft. Exzessives Sparring, Saunagänge und erzwungenes Erbrechen sollen Mäki zum Fliegengewicht schrumpfen. Was der Gequälte selbst will, spielt keine Rolle. Das Menschenverachtende des Profi-Sports tritt offen zutage, wie das Dilemma derjenigen, die damit ihren Lebensunterhalt verdienen. Ist ein Sieg um den Preis von Privatleben, Freundschaft und Gesundheit überhaupt ein Sieg? Das Ringen der beiden Männer um Glück ist ein bestimmendes Motiv in Kuosmanens liebevollem Film, der bis in die kleinsten Details ein authentisches Bild der Zeit und des Milieus vermittelt.

Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki. Finnland, Deutschland, Schweden 2016. Regie: Juho Kuosmanen. Mit Jarkko Lahti, Oona Airola, Eero Milonoff. 92 Minuten. Ab 6 Jahren.