Ein junges schwarzes Paar adoptiert in der neuen französischen Komödie „Zum Verwechseln ähnlich“ ein weißes Baby – und die aus Afrika stammende Verwandtschaft ist empört.

Stuttgart - So geht Patchwork-Glück im 21. Jahrhundert: Paul und Sali wünschen sich eine Familie. Da es selbst keine Kinder bekommen kann, entscheidet sich das Paar mit senegalesischen Wurzeln für eine Adoption. Doch als nach monatelangem Bürokratiehorror das Amt ein Angebot macht, ist das ein wenig unerwartet: Der kleine Benjamin ist blauäugig, blond und vor allem weiß. Während Sali (Aïssa Maïga) und Paul (Lucien Jean-Baptiste, Regisseur und Hauptdarsteller in Personalunion) sich auf der Stelle in den Säugling vergucken, rümpft ihre Familie angesichts der drohenden Völkerverständigung die Nase.

 

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Ausgehend von diesem Konflikt entlarvt Lucien Jean-Baptistes Multi-Kulti-Film „Zum Verwechseln ähnlich“ geschickt zwei Formen gesellschaftlicher Ressentiments. Zum einen stellt die Komödie den subtilen Alltagsrassismus an den Pranger. Dass Sali überall zunächst für das Kindermädchen und nicht für die Mutter des kleinen Benjamin gehalten wird zum Beispiel. Oder dass die misstrauische, streng frisierte Mitarbeiterin des Jugendamts ihnen ungerechtfertigt Sonderuntersuchung nach Sonderuntersuchung aufdrängt, um endlich einen Grund zu finden, das Kind wieder in ihre Obhut nehmen zu können.

Am liebsten umtauschen

Zum anderen konfrontiert der Film seine Zuschauer aber auch mit offenem Rassismus – jedoch mit umgekehrten Vorzeichen: Denn Salis Familie weiß partout nicht, wie sie mit dem blassen Winzling umgehen soll, den sie am liebsten umgetauscht sähe.

Leider wird dieser interessante Ansatz mal wieder von einer schwachen Story überlagert, die gegen Ende so unglaubwürdig ist, dass man sie nicht mehr ernstnehmen kann. Während Sali und Paul Benjamin zum Beispiel kurzerhand von der Kinderstation entführen, laufen ihnen Krankenhauspersonal, Jugendamt und Sicherheitsdienst hinterher – nur um dann angesichts der rührenden Szene in Tränen auszubrechen.

Zum Verwechseln ähnlich. Frankreich 2016. Regie: Lucien Jean-Baptiste. Mit Aïssa Maïga, Lucien Jean-Baptiste, Zabou Breitmann. 95 Minuten. Ohne Altersbeschränkung.