Die katholische Kirche in Stuttgart sucht nach neuen Nutzungen für ihre überzähligen Immobilien. Die Trennung von Gotteshäusern ist dabei aber nur die letzte aller möglichen Lösungen.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Die katholische Kirche Stuttgart steckt in einer schwierigen Umstrukturierung. Sinkende Mitgliederzahlen, rückläufige Kirchensteuereinnahmen auf der einen, ein teils stark sanierungsbedürftiger Immobilienbestand mit 57 Kirchen, 51 Pfarrhäusern, 70 Gemeindegebäuden und 75 Kindergärten auf der anderen Seite. Nun zeichnen sich die ersten Konzepte für einige Gemeinden ab, etwa für Johann-Maria Vianney in Mönchfeld oder für St. Stephan im Westen. Für die Kirchen in Birkach, Rohracker und auf dem Frauenkopf ist guter Rat nach wie vor teuer. Und das ist erst der Anfang.

 

Die Strapazen, die der im Herbst begonnene Prozess Aufbrechen für die katholische Kirche bedeutet, lässt sich am Arbeitspensum von Stadtdekan Christian Hermes ablesen. Seither habe er sich „mit allen 64 Kirchengemeinden getroffen“, erzählt Hermes, man habe „Ideen und Lösungsansätze“ diskutiert. Aber natürlich hat der Stadtdekan den Kirchengemeinden den Ernst der Lage klargemacht, dass man keinesfalls weitermachen könne wie bisher.

Schock in den katholischen Gemeinden

„Die Gemeinden waren geschockt“, erzählt Hermes. Aber gleichzeitig sei eine „große Einsicht“ in die Notwendigkeit von Veränderungen vorhanden. So gebe es Gemeinden, die sich eine Fusion mit anderen vorstellen könnten, weil sie die Gremienarbeit „nicht mehr hinkriegen“, so Hermes.

Für zwei Gemeinden deutet sich eine Lösung für die Erneuerung des Immobilienbestandes an. So könnten in die für heutige Verhältnisse völlig überdimensionierte Kirche Johann-Maria Vianney in Mönchfeld die Kita, Gemeinde- und Pfarrräume integriert werden, indem man in die hohe Zeltkirche ein Erdgeschoss einzieht, über dem sich dann der verkleinerte Kirchenraum befinden würde. Das dadurch frei werdende Grundstück nebenan könnte für soziale Nutzungen veräußert werden.

Eine ähnlich „smarte Lösung“, so Hermes, könnte sich für die zu St. Elisabeth im Westen gehörende Gemeinde St. Stephan ergeben. Hier denkt man mit einem sozialen Träger darüber nach, den Kirchenraum zu verkleinern und im Bereich des ohnehin zu großen Gemeindesaals und der zwölf unzureichenden Seniorenwohnungen ein Projekt „zum Thema Frau“ zu integrieren. Womit man auch das dortige Kinder- und Familienzentrum aufwerten würde.

Keine Lösung für Kirche auf dem Frauenkopf

Natürlich gibt es die schwierigen Beispiele. Die Kirche am Frauenkopf, wo man 2,5 Millionen Euro investieren müsste, ist längst ein Problemfall. Ende des Jahres zieht die äthiopische Gemeinde aus der schlecht angebundenen Immobilie. „Keine zündende Idee“ habe man auch, wie es mit den Kirchen in Birkach und Rohracker weitergehen soll. Auch manche kleine Kindertageseinrichtung befinde sich „am Rande der Betriebsfähigkeit“. In den nächsten Monaten sollen weitere Gespräche mit der Stadt über die Bedarfe im sozialen Bereich geführt werden, etwa an Familienzentren auf Stadtteilebene. Mit der evangelischen Kirche gibt es Gespräche, wie die Pläne der Kirchen abgestimmt werden können. Und weil Veränderungsprozesse Geld kosten, so Hermes, denke man über einen „Umstrukturierungsfonds auf der Ebene der Diözese“ nach.