Michael Dürr ist seit dem 1. September der neue Pfarrer in Stuttgart-Vaihingen. Wir haben ihn getroffen und mit ihm über Gott und die Welt gesprochen.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen - In dem kleinen Pfarrbüro am Feldrand stehen ein alter, schwerer Schreibtisch aus Holz, ein paar Regale, drei kleine, gemütliche, dunkle Sessel und dazwischen ein niedriger Tisch mit einer roten Decke und einer schwarz-weißen Feder darauf. Für Michael Dürr hat alles eine Bedeutung. Den Schreibtisch zum Beispiel kaufte er sich einst als Student auf einem Flohmarkt. Seitdem stand er in jedem seiner Arbeitszimmer. Die Feder hat er gefunden. Sie steht für ihn für die Leichtigkeit des Seins, für das Getragenwerden in der Luft. „Ich sammle immer wieder mal was, wenn ich unterwegs bin, und lege es dann hier auf den Tisch“, sagt Dürr.

 

Seit gut einer Woche wohnt er mit seiner Frau und seinem Mischlingshund in dem Pfarrhaus am Feldrand. Seine beiden Kinder studieren und machen derzeit beide ein Auslandssemester in den USA. Der Sohn ist in Florida. Bei seiner Investitur am vergangenen Sonntag musste Dürr immer wieder an ihn denken. Wegen des Wirbelsturms Irma, der zu diesem Zeitpunkt den amerikanischen Bundesstaat erreicht hatte. „Aber es ist alles gut“, sagt Dürr. Zeit also, sich auf seine neuen Aufgaben als Pfarrer in der evangelischen Gemeinde Vaihingen zu konzentrieren. Der 55-Jährige versteht sich als Brückenbauer, als Unterstützer und Skipper. Letzterer ist für ihn ein Symbol für Freiheit und Leichtigkeit, aber auch für Verantwortung und Verlässlichkeit. „Ich möchte den Menschen dabei helfen, sich auf das Wesentliche zu fokussieren. Ich möchte achtsam mit ihnen umgehen und Demut zeigen vor der Größe der Aufgaben eines jeden Einzelnen.“

Michael Dürr machte sein Ausbildungsvikariat in Stuttgart-Vaihingen

Aufgewachsen ist er in Nellingen. In Tübingen und Wien studierte er Theologie. Sein Ausbildungsvikariat machte er in Stuttgart-Vaihingen. Damals war er Pfarrer Werner Mayer-Traulsein im Oberlinhaus zugeordnet. Jetzt wohnt er selbst in dem auf diesem Grundstück neu gebauten Pfarrhaus. Dann folgten Stellen in Rutesheim und Schorndorf. Zuletzt war Dürr für acht Jahre in der Diakonie Stetten. Sein Auftrag dort konzentrierte sich auf das Berufsbildungswerk, wo junge Menschen mit Handicap eine Ausbildung bekommen. Doch es war ein Zeitvertrag. „Ich musste mich also wieder bewerben. Dabei war ich nicht fixiert, sondern offen für vieles“, sagte Dürr. Dass es nun Vaihingen geworden sei, wolle er nicht als göttliche Bestimmung oder Zurückkommen überhöhen. „Aber ich habe gute Erinnerungen an den Stadtbezirk. Ich kenne nicht mehr viele Leute, aber doch ein paar. Obwohl ich 25 Jahre lang weg war, kommt es mir vor, als sei es gerade einmal ein Jahr gewesen“, sagt er.

Warum er Pfarrer geworden ist? „Als junger Mensch habe ich mich für viele Berufe interessiert. Zu der Zeit, als ich mich entscheiden musste, habe ich mich stärker für die Bibel interessiert. So ist es dann Theologie geworden. Das war so ein Impuls von innen heraus“, versucht Dürr seine Entscheidung von damals in Worte zu fassen. Aus einer Pfarrfamilie komme er nicht, sondern aus einer Lehrerfamilie. Sein Elternhaus sei offen für vieles gewesen. So hätte es auch Sport werden können. Denn als Jugendlicher war Dürr Leistungssportler. Schwimmen und Triathlon waren seine Leidenschaften. „Ich habe teils zwölfmal die Woche trainiert“, erinnert er sich. Doch dann habe er den Leistungssport nicht mehr mit dem Studium vereinbaren können und ihn zurückgefahren. „Heute laufe und schwimme ich nur noch sporadisch. Aber es tut mir immer noch gut.“ Und manchmal findet er dabei einen kleinen Schatz, wie zum Beispiel eine Feder.