Die Macher des Evangelischen Kirchentags in Stuttgart haben den Anspruch, eine besonders umweltfreundliche Veranstaltung auf die Beine zu stellen. Dabei helfen sollen zum Beispiel Lastenräder – und Komposttoiletten.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Wenn die Kirchentagsgeschäftsstelle in Stuttgart Programmhefte von A nach B transportieren muss, wird dafür kein Automotor angeworfen. „Wir setzen für unsere Logistik Lastenräder ein“, sagt Jörg Kopecz, der Geschäftsführer des Deutschen Evangelischen Kirchentags in Stuttgart. Rund 40 Lastenräder hat der Kirchentag. Sie sind Bestandteil einer ausgeklügelten Umweltstrategie, die zusammengefasst wird unter dem Schlagwort Kirchentag als Nullemissionsveranstaltung. Wobei man letzteres nicht wortwörtlich verstanden wissen will, denn das wäre angesichts der Massen an Menschen, die zum Kirchentag kommen, nicht zu schaffen. Man versuche aber, die Belastungen für die Umwelt so gering wie möglich zu halten, erklärt Kopecz.

 

Seit 2003 geht der Kirchentag das Thema Umweltschutz systematisch an, damals wurde ein sogenanntes Umweltcontrolling eingeführt. Seit 2007 kann er sich rühmen, als erste regelmäßig stattfindende Großveranstaltung EMAS-zertifiziert zu sein. EMAS steht für Eco-Management and Audit Scheme und ist eine Art Tüv für Umweltmanagement der Europäischen Union. „Die Bedeutung der Schöpfung ist eines der Kernthemen auf dem Kirchentag. Wir müssen diese Maßstäbe natürlich auch an uns selbst anlegen“, sagt der Geschäftsführer. Von Jahr zu Jahr setze man dabei mehr Anforderungen um. Wobei Kopecz das nicht dogmatisch verstanden will: „Es ist eine Einladung“, die zeige, dass man eine Veranstaltung auch umweltfreundlich gestalten könne. Während des Kirchentags vom 3. bis 7. Juni wird laut Kopecz ein unabhängiges Ecocontrol-Team messen, inwiefern die Ansprüche eingehalten werden.

Referenten sollen mit der Bahn anreisen

Dass der Kirchentag mit gutem Beispiel vorangehen will, macht sich querbeet bemerkbar: Man sieht es an den Materialen, die grundsätzlich auf Recyclingpapier doppelseitig gedruckt werden. Die Referenten merken es daran, dass sie angehalten sind, mit der Bahn anzureisen. Auch Präsidiumsmitglieder dürften nur das Flugzeug nehmen, wenn sie das einzeln begründen könnten, erzählt Kopecz. Bei den Besuchern wiederum wollen die Organisatoren auf ungewöhnliche Weise die Lust an der nachhaltigen Fortbewegung wecken: Sie können sich in der Innenstadt gespendete Fahrräder ausleihen und damit zum Neckarpark radeln. Wer sich im „Gläsernen Restaurant“ etwas zu essen holt, dem wird saisonale, regionale, ökologisch angebaute Kost in Mehrweggeschirr serviert.

Etwas anders ist es allerdings an den Essensständen im Stadtgebiet. Hier wird das ungeliebte Wegwerfgeschirr sicherlich noch auftauchen, es wird auch nicht nur Bioessen geben. Der Kirchentag macht Vorschläge, aber es gibt keinen Zwang. „Jeder kann selbst entscheiden“, sagt Kopecz. Er freut sich darüber, dass Hotels der Anregung gefolgt seien und ein ökofaires Frühstück anböten. Die eigenen Helfer, auch das senkt Emissionen, erhielten zudem besonders fleischarme Kost. Bis 2019 will der Kirchentag bei den Helfern sogar „weitgehend“ auf vegetarisches Essen umstellen.

Wie viel Müll beim Kirchentag in Stuttgart letztlich zusammenkommt, wird sich zeigen. In Hamburg 2013 waren es 135 Tonnen, 2011 in Dresden 171 Tonnen. Das wird genau ermittelt – und auch im Nachgang veröffentlicht. Das Gleiche gilt zum Beispiel auch für den Wasser- , Papier- und Reinigungsmittelverbrauch. In Sachen Müllreduzierung und CO2-Bilanz testet der Kirchentag in Stuttgart erstmals Komposttoiletten. Zehn Stück werden aufgestellt, also eine vergleichsweise geringe Zahl. Aber sollten sie sich bewähren, sollen es beim nächsten Kirchentag im Jahr 2017 mehr werden. „Wir müssen das erst mal ausprobieren“, sagt Kopecz.