Der Kirchentag lockt fast 100.000 Dauerteilnehmer für fünf Tage nach Stuttgart. Das ist zwar etwas weniger als bei den letzten Protestantentreffen. Die Veranstalter sind aber trotzdem sehr zufrieden.

Familie, Bildung, Soziales : Michael Trauthig (rau)

Stuttgart - Der evangelische Kirchentag mobilisiert die Massen, kann aber die symbolisch wichtige Zahl von 100 000 Dauerteilnehmern zum ersten Mal seit Jahren nicht knacken. Das mussten die Organisatoren am Mittwoch zum Auftakt des Protestantentreffens in Stuttgart einräumen. Rund 97000 Dauerteilnehmer haben sich nach ihren Angaben anmeldet. Das sind deutlich weniger als vor zwei Jahren in Hamburg und vier Jahre zuvor in Dresden, als jeweils mehr als 117 000 Gäste gezählt wurden. „Die, die da sind, sind immer die Richtigen“, sagte die Generalsekretärin des Kirchentags Ellen Ueberschär dazu. „Wir freuen uns riesig, dass wir fast 100 000 erreicht haben“.

 

Hamburg habe auch deshalb stärker gezogen, weil die Großstadt mehr Unterkünfte anbieten konnte. Dass der zurückgehende Zuspruch auch an der geringeren touristischen Attraktivität Stuttgarts liegen könne, wiesen die Verantwortlichen zurück. „Stuttgart ist eine wunderschöne Stadt. Es lohnt sich hierher zu kommen“, sagte der Präsident des Kirchentages Andreas Barner. Nach den vorgelegten Zahlen ist der Kirchentag eine relativ junge und relativ weibliche Großveranstaltung. 57,7 Prozent der Besucher sind Frauen und Mädchen. Rund 39 Prozent der Gäste sind jünger als 30 Jahre. Zwar kommen rund 5000 Teilnehmer aus dem Ausland, doch am stärksten sind die Baden-Württemberger vertreten. 37 000 Besucher kommen aus dem Südwesten.

Intelligente Lösungen für Zukunftsfragen

Das fünftägige Großereignis unter dem Leitwort „damit wir klug werden“ startet offiziell am Mittwochabend mit mehreren Eröffnungsgottesdiensten in der Landeshauptstadt. Anschließend folgt der „Abend der Begegnung“ zu dem 250 000 Menschen in der City erwartet werden. Zahlreiche Prominente haben sich für das Treffen mit viel Gebet, Politik, Pop und Kultur angekündigt. Darunter sind etwa die Bundeskanzlerin und der Bundespräsident.

Die Macher sind überzeugt, dass der Kirchentag helfen werde, intelligente Lösungen für die wichtigsten Zukunftsfragen zu finden. „Von diesem Kirchentag werden zahlreiche Impulse für gesellschaftliches und politisches Engagement ausgehen“, sagte Ueberschär. Die Welt sei aus den Fugen geraten, betonte Barner. Er nannte als wichtige Themen, die verhandelt würden, den Krieg in der Ukraine, den islamistischen Terror und die Flüchtlingskrise. Man wolle in christlicher Verantwortung Position zu solchen Fragen beziehen.

Das Ertrinken der Flüchtlinge muss aufhören

Konkret verlangte der Pharmamanager, dass das Sterben von Flüchtlingen im Mittelmeer aufhören müsse. Darüber hinaus liegen mittlerweile schon zwölf Resolutionsentwürfe vor, die möglicherweise auf dem Kirchentag beschlossen werden. Dass Stuttgart der ideale Ort für das Treffen sei, betonte der Landesbischof der gastgebenden württembergischen Kirche: „Kann es einen besseren Ort für einen Kirchentag geben? Ich meine nein“, sagte Frank Otfried July. Er verwies dabei auf die Innovationskraft der Region und das gelungene Miteinander von Menschen mit unterschiedlicher Herkunft. Stuttgart sei eine sehr internationale Stadt.

July dankte auch all denen, die in den Pfingstferien nicht der Versuchung erlegen seien, in die Ferne zu reisen, sondern hier geblieben seien. Die Verantwortlichen freuen sich zudem, dass das gute Wetter das Seine tun wird, um für ein gelungenes Glaubensfest zu sorgen. Von dem Erfolg ihrer Veranstaltung sind sie schon überzeugt: „Ich bin sicher“, so Andreas Barner, „wir werden klüger, weiser, reicher“.