Am ersten Prozesstag räumen zwei Männer ein, Ende August eine junge Frau vergewaltigt zu haben.

Kirchheim - Manchmal können wenige Minuten das ganze Leben völlig aus den Fugen geraten lassen. Seit Donnerstag sitzen zwei Männer wegen Vergewaltigung und Körperverletzung einer jungen Frau auf der Anklagebank der 3. Großen Jugendkammer des Landgerichts in Stuttgart.

 

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass es grausame Szenen waren, die sich in der Nacht am 31. August in Kirchheim abgespielt haben. So seien die beiden Angeklagten, 20 und 24 Jahre alt, zunächst bei der Geschädigten gewesen, um ihr beim Streichen ihrer neuen Wohnung zu helfen. Gekannt hatten sich die jungen Leute aus einem Kirchheimer Flüchtlingsheim, in dem alle drei gewohnt hatten. Doch der Wohnort war nicht die einzige Gemeinsamkeit im Leben der Drei. Sie alle waren als Geflüchtete nach Kirchheim gekommen, um dem Krieg und den schlechten Zukunftsaussichten in ihrem Heimatland Syrien zu entkommen. Die Frau stand vor der Tat kurz vor ihrem Auszug aus dem Flüchtlingsheim in eine eigene Wohnung.

Mit einem Handy wurde die Tat gefilmt

Als die beiden Männer gegen 23 Uhr mit den Renovierungsarbeiten fertig waren und gehen sollten, packten sie laut Anklage an der Eingangstür vor dem Verlassen der Wohnung die junge Frau und zwangen sie ins Badezimmer. Dort hätten die beiden Männer sie zu Boden gebracht, ihr die Hose ausgezogen und sie vergewaltigt, meinte der Staatsanwalt. Dabei habe jeweils einer der Angeklagten das Opfer festgehalten, während sich der jeweils andere an der Frau verging. Die Geschädigte habe davon unter anderem Hämatome, Blutungen und eine Kieferprellung davongetragen. Das Opfer habe sich gemäß der Anklageschrift nach Kräften körperlich gewehrt und geschrien: „Hört auf. Warum macht Ihr das?“ Doch die Täter hätten sich durch die Gegenwehr der Frau nicht von ihrer Tat abhalten lassen. Mit dem Mobiltelefon des 24-Jährigen wurde alles gefilmt. Der Film wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit am Nachmittag im Gerichtssaal gezeigt. Mehrmals betonte der Vorsitzende Richter Joachim Holzhausen, dass das Video für ein koordiniertes Vorgehen der Täter spreche. Er hatte die Aufnahme bereits vor dem Verhandlungsauftakt gesehen.

Dass sie die Vergewaltigung geplant hätten, bestritten die Männer mit Hilfe eines Dolmetschers. Der Entschluss zu der Tat sei spontan gefasst worden, versicherten sie. Dass sie die Frau gewaltsam ins Bad gebracht hätten, bestritten die Männer ebenfalls. Während der Verabschiedung in der Wohnung habe er als Belohnung für die geleisteten Renovierungsarbeiten die Frau küssen wollen, berichtete der Ältere der Angeklagten. Ein Kuss sei als Belohnung für die Renovierungshilfe auch verabredet gewesen. Sie hätten bis vor der Tat ein freundschaftliches Verhältnis untereinander gepflegt, erklärte er. Die spätere Geschädigte habe ihm an der Wohnungstür eine kleine Ohrfeige zum Spaß gegeben, er habe sie festgehalten. Dann sei die Frau zu Boden gefallen und er auf sie. An das weitere Geschehen habe er keine Erinnerungen, sagte der 24-Jährige. Wie die Frau von der Haustüre ins Bad kam, das konnten die beiden Männer nicht erklären.

Das Angebot, einen ihrer Vergewaltiger nach der Tat zu heiraten, habe die junge Frau ausgeschlagen, wie die beiden Männer berichteten. Der Prozess wird fortgesetzt.