Die Flüchtlingsband Wüstenblumen macht die recht unterschiedlichen musikalischen Prägungen ihrer Mitglieder zum Markenzeichen. Bei einer Ausstellungseröffnung zum Thema Asyl tritt die Gruppe am 26. März auf.

Kirchheim - Aus dem Partykeller des Kirchheimer Mehrgenerationenhauses Linde dringt der Pop-Klassiker „Hey Brother“ nach oben. Und das Stück hätte so ganz das Zeug dazu, für die probenden Interpreten eine Schlüsselbotschaft ihres Tuns abzugeben. Denn Brüderlichkeit und generell die mitmenschliche Solidarität sind für die Musiker und Sänger in diesem Fall von besonderer Bedeutung, schließlich besteht die Band namens Wüstenblumen zum großen Teil aus Flüchtlingen aus aller Welt. Das talentierte Dutzend, das sich vor ziemlich genau einem Jahr gefunden hat, ist freilich längst aus dem Stadium von Kellerkindern herausgewachsen. Das zeigt die wachsende Zahl von Auftritten, unter anderem ist die Gruppe am 26. März in Kirchheims Kornhausgalerie zu hören.

 

Ihre ersten Wurzeln haben die Wüstenblumen bei offenen musikalischen Abenden in der Linde geschlagen, sagt die Sozialpädagogin Anja Hennig vom Fachdienst „Jugend-Bildung-Migration“ (FJBM) der Bruderhausdiakonie Reutlingen. Über die ebenfalls von der Bruderhausdiakonie getragene Flüchtlingsberatungsstelle Chai (benannt nach einer Schwarzteesorte) ist dann ein Ortsbündnis aus FJBM, Chai, Club Bastion, Mehrgenerationenhaus und Arbeitskreis (AK) Asyl gezimmert worden, um das Musikprojekt mit dem blumigen Namen fortan wachsen und gedeihen zu lassen. Diesem Zweck dienen auch Fördergelder vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sowie aus dem Europäischen Flüchtlingsfonds (EFF). Und auch die Kirchheimer Bürgerstiftung hat jetzt die Band mit 2000 Euro für die Instrumentenbeschaffung bedacht.

Die Musiker sind zwischen 14 und 55 Jahre alt

Immer mittwochs wird in der Linde geprobt. Die Bandmitglieder sind zwischen 14 und 55 Jahre alt und entsprechen damit der generationenübergreifenden Konzeption des vom Kreisjugendring geleiteten Hauses. Damit hat es sich freilich schon mit den Parallelen – nach der Herkunft seiner Mitglieder aus acht verschiedenen Nationen, die von Algerien bis Afghanistan, vom Irak bis nach Kamerun reichen und auch Länder wie Italien, Serbien und Kroatien einschließt, unterliegt die Gruppe naturgemäß den unterschiedlichsten Einflüssen und Stilrichtungen.

Der Aufgabe, hier dennoch quasi einen gemeinsamen Nenner nach Noten zu finden, hat sich von Anfang an als musikalischer Wüstenblumenleiter Sid Ahmed Serour verschrieben. Der Algerier, von Beruf Mechatroniker, lebt seit 22 Jahren in der Bundesrepublik. Seine kreativen Wurzeln als Percussionist, Keyboarder und Komponist liegen in der landestypischen Rai-Musik der alten Heimat. Heute ist er zudem in zwei Bands engagiert, deren Stil er der ethno-inspirierten „world music“ zurechnet. Und fast schon als durchgängiges Prinzip der Formation sei festzuhalten, dass selbst gängige Coversongs alternativ interpretiert werden; da könne dann schnell Bekanntes als Reggae fortleben, sagt Serour.

Schülerinnen unterstützen die Gruppe von Fall zu Fall

Den beiden Sängern Baktash Amani aus Afghanistan und dem Iraker Elyan Shaya stehen von Fall zu Fall die Kirchheimer Schülerinnen Laura Ciminelli und Sabrina Fiordaranci zur Seite. Weiter verstärken Florian Geier (Bass) und Sebastian Kellner (Gitarre) sowie in der Rhythmussektion Markus Schleeh und Viktor Hahnemann das heimische Bandsegment. Anja Mayer vertritt innerhalb des musikalischen Wüstenblumen-Buketts den Club Bastion nicht nur ideell, sondern sie unterstützt auch per Saxofon die ungewöhnliche Integrationsinitiative in der Teckstadt.