Die Ermittlungen zur Messerstecherei vor einem Asylbewerberheim kommen wegen falscher Personalien und Sprachschwierigkeiten nur langsam voran.

Kirchheim - Gegen drei der Männer, die am Donnerstag in eine tödliche Messerstecherei vor dem Kirchheimer Asylbewerberheim verwickelt waren, sind gestern Haftbefehle erlassen worden. Ein 19-jähriger Algerier und zwei 19 und 26 Jahre alte Männer mit bisher ungeklärter Staatszugehörigkeit werden des Mordes und der Mittäterschaft verdächtigt.

 

Bei einem Streit zwischen fünf Bewohnern der Asylbewerberunterkunft in der Kirchheimer Charlottenstraße war am Donnerstag ein 22-jähriger Türke erstochen und vier weitere Männer waren verletzt worden. Erste Meldungen, wonach einer der Männer schwere Verletzungen erlitten haben soll, rief die Polizei gestern zurück. Alle vier Männer haben das Krankenhaus wieder verlassen, teilte eine Polizeisprecherin mit.

Unterkunft eng, aber im rechtlichen Rahmen

Laut aktuellen Erkenntnissen der Kriminalpolizei Nürtingen hatte der Streit bereits in der Nacht zum Donnerstag begonnen. Gegen Mittag eskalierte offenbar die Auseinandersetzung im Innenhof des Heims, und der 19-jährige Algerier stach mit einem größeren Küchenmesser mehrmals auf den 22-Jährigen ein, der kurz darauf im Krankenhaus starb.

Genaueres wissen die Ermittler über den Tatablauf noch nicht. Denn die Vernehmungen gestalten sich schwierig: Da die Männer allesamt schlecht Deutsch sprechen, sind Dolmetscher nötig. Außerdem hat sich laut der Polizeisprecherin herausgestellt, dass einige der Beteiligten bei der Einreise nach Deutschland falsche Personalien oder eine falsche Staatszugehörigkeit angegeben hatten.

Die Kirchheimer Unterkunft war Ende der 1980er Jahre gebaut worden und bot damals Platz für bis zu 350 Menschen. Heute leben dort 263 Flüchtlinge aus aller Welt – deutlich weniger als damals. Das entspricht den gesetzlichen Vorgaben. „Trotz des hohen Aufnahmedrucks lassen wir keine Überbelegung unserer Einrichtungen zu“, sagt Peter Keck, der Sprecher des Landratsamts Esslingen. Dennoch ist die Unterkunft alles andere als großzügig: Meist leben vier Personen in einem Zimmer. Am Donnerstag machten einige Zeugen auch die beengten Wohnverhältnisse und die unsichere Situation während der teils langwierigen Anerkennungsverfahren für die angespannte Stimmung unter den Bewohnern verantwortlich.

„Große Belastung“

Zwar würden die Bewohner gut betreut, sagt Keck, doch auch das helfe nicht gegen alles. „Wenn vor allem junge Menschen auf engem Raum monatelang auf Anerkennung warten müssen, führt das zu erheblichen emotionalen Belastungen.“ Selbst die beste Betreuung könne das nicht lindern. Es sei daher dringend notwendig, dass die Anerkennungsverfahren von Asylbewerbern verkürzt würden, sagt Keck.