Mit der Einweihung der 18 Millionen Euro teuren Klinik für Psychiatrie in Kirchheim hat der Landkreis Esslingen jetzt den Schlusspunkt unter den im Jahr 2003 begonnenen Umbau der Krankenhauslandschaft gesetzt.

Kirchheim - Knapp 18 Millionen Euro hat der Landkreis Esslingen in den Neubau der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Standort Kirchheim gesteckt. Wenn Mitarbeiter und Patienten am 21. Februar in das 4600 Quadratmeter große Gebäude umziehen, werden die vom Landkreis Esslingen in kommunaler Trägerschaft betriebenen Medius-Kliniken in der Eugenstraße 3 nicht nur der größte Krankenhausstandort im Kreis Esslingen, sondern zugleich auch der größte Arbeitgeber in der Teckstadt sein.

 

Mit den zusätzlichen 130 Betten zählt das Kirchheimer Krankenhaus nun 435 Betten. Durch den Zuzug der vom bisherigen Psychiatrie-Standort in Nürtingen nach Kirchheim verlegten 170 Beschäftigten steigt die Krankenhausbelegschaft auf jetzt rund 900.

Die Wiege der Gemeindepsychiatrie stand im Landkreis Esslingen

Anlässlich der Einweihung des neuen Hauses hat der baden-württembergische Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) an die lange Tradition der kommunalen psychiatrischen Betreuung im Landkreis Esslingen erinnert. Hier liege die Wiege der Gemeindepsychiatrie im Land, sagte der Minister. „Im Kreis Esslingen hat man schon vor Ort die Verantwortung für die Menschen übernommen, als sie andere Landkreise noch hinter die sieben Hügel in die ehemalig königlich württembergischen Irrenanstalten abgeschoben haben“, so Lucha. Dieser Geist komme auch in dem neuen Haus zum Ausdruck. Es sei nicht nur „Stein gewordene Geisteshaltung“, sondern auch konzeptionell und krankenhauspolitisch die richtige Antwort auf die Herausforderungen der Zukunft. Nicht umsonst habe die Landesregierung den Bau mit dem ungewöhnlich hohen Zuschuss von 13,8 Millionen Euro gefördert.

Mit der Antwort auf die Herausforderungen der Zukunft hatte sich der Landkreis lange Zeit schwer getan. „Wir stehen heute am Ende eines steinigen Weges, der im Jahr 2003 mit der Strukturentscheidung des Kreistags betreten wurde“, erinnerte der Esslinger Landrat, Heinz Eininger. In Kirchheim schließe sich der Kreis. „Hier haben wir mit der Bündelung des konservativen somatischen Leistungsangebots begonnen, hier runden wir unser Psychiatriekonzept mit der Einweihung des Neubaus ab“, sagte er.

Vielen Anfeindungen ausgesetzt

Kein Geheimnis machte der Landrat aus der Tatsache, dass er in den vergangenen Jahren häufig auch persönlich angegriffen worden sei, war doch nicht nur die Schließung des Krankenhausstandorts Plochingen, sondern auch die Schließung der Geburtshilfe in Kirchheim ein wesentlicher Teil der neuen Struktur. Jetzt würden die kreiseigene Klinikgesellschaft entgegen des allgemeinen Trends schwarze Zahlen schreiben. Ein Erfolg, den der Landrat einerseits dem mehr als 100 Einzelmaßnahmen umfassenden Reformpaket „Fit für 2020“, andererseits aber auch der hohen medizinischen Qualität an den verbliebenen drei Standorten und dem Engagement der Mitarbeiter zuschreibt.

Einig waren sich Eininger und Lucha in der Einschätzung, dass es einen klaren Kompass brauche, um die kommunalen Krankenhäuser durch die hohe See einer sich ändernden Kliniklandschaft zu steuern. „Wir haben diesen Kompass“, betonte Eininger. Allerdings machte der Kreischef auch deutlich, dass vom Landkreis betriebene Krankenhäuser „auf die Verlässlichkeit der Politik und auf die Unterstützung des Gemeinderats und der Stadt“ angewiesen sind. Von letzteren wünsche er sich nun, dass das noch zum Krankenhausglück fehlende Parkhaus zügig umgesetzt werde.