Die Galerie der Stadt Kirchheim zeigt Werke von Rudolf Schoofs. Der Maler und Zeichner übte einen großen Einfluss auf die Kunst im deutschen Südwesten aus. Die jetzt zu sehende Ausstellung konzentriert sich auf die späten Arbeiten des Künstlers, die inneren Landschaften gleichen.

Kirchheim - Zeit seines Lebens ist Rudolf Schoofs ein Reisender gewesen. Der 2009 im Alter von 77 Jahren nach langer Krankheit verstorbene Maler, Zeichner und Hochschullehrer, dem jetzt in der städtischen Galerie im Kirchheimer Kornhaus eine Ausstellung gewidmet ist, hat dabei seine Neugierde und Offenheit nie verloren. „Ich gehe mit den Augen eines Kindes ins Unbekannte“, zitiert ihn bei der Vernissage Eva-Marina Froitzheim vom Kunstmuseum Stuttgart in ihrer Einführung. Suchend und zeichnend hat sich der in Stuttgart lebende und arbeitende Künstler die Welt angeeignet.

 

Grenzgänger zwischen Figuration und Abstraktion

Aus seinen Eindrücken, die Rudolf Schoofs auf seinen Reisen von Land und Leuten gewonnen hat, schuf er „innere Landschaften“, erklärt Eva-Marina Froitzheim. Das Gesehene verdichtete er zu Bildern, die auf den ersten Blick zwar abstrakt wirken. Bei genauerem Hinsehen werden aber Formen sichtbar, die sich in den 63 ausgestellten Werken hie und da wiederholen – freilich in unterschiedlichen Zusammenspielen. Eva-Marina Froitzheim sieht darin eine „unaufhörliche Metamorphose“, die Arbeiten sind „konstruiert, aber offen zugleich“.

Die Werke laden zu einer Entdeckungsreise ein. „Es ist die Offenheit des Moments, die die Bilder so frisch und lebendig machen“, so Eva-Marina Froitzheim. Ruhe und Bewegung, helle und dunkle Töne erzeugen einen Antagonismus, der die Auseinandersetzung mit den Werken spannend macht. Rudolf Schoofs selbst sagte einmal: „Meine Arbeiten unterliegen stetigem Wandel auf Erweiterung und Neuentdeckung.“

Kuratoren lassen Seriencharakter sichtbar werden

Die Formen – Körperfragmente oder Landschaftliches – treten in den Bildern zwar zu Tage, ziehen sich aber hinter die bildbestimmende Kraft der Linienführung zurück. Schoofs war ein Meister der Flächen, die er mit seiner in der Grafik wurzelnden Malerei gewissermaßen „aufgerissen“ und so Kompositionen geschaffen hat, die seinen Ruf als bedeutenden Künstler begründet haben. Seinen eigenen Anspruch an die Kunst definierte Rudolf Schoofs einmal so: „Wenn man eine künstlerische Form so entwickelt hat, dass sie nicht mehr verrückbar oder ergänzbar ist, dann hat sie ihre künstlerische Qualität erreicht“.

Die Wiederholung von bestimmten Formen in den Werken erzeugt einen von den Ausstellungsmachern durchaus beabsichtigten Wiedererkennungseffekt. Die Kuratoren Monika Schaber und Wolfgang Dick haben die Exponate so ausgewählt und gruppiert, dass für den Betrachter ein Seriencharakter in Schoofs Spätwerk sichtbar wird. „Wir wollen damit erreichen, dass die Leute einen Einstieg finden und mit den Werken von Rudolf Schoofs etwas anfangen können“, sagt Monika Schaber über den didaktischen Hintergrund. Die Dramatik und Rhythmik in Schoofs Spätwerk aufzuzeigen, ist eine der Intentionen der Ausstellung, die sich über zwei Etagen erstreckt und noch bis zum 5. Februar zu sehen ist.

Original-Rahmen haben Patina angesetzt

Auffällig und damit eines der Spezifika dieser Schau ist hier auch die gelungene Kombination von Zeichnungen mit großformatigen Ölgemälden. Die mit Kohle, Kreide und Bleistift ausgeführten Blätter sind in Holzrahmen gefasst, die Monika Schaber und Wolfgang Dick im Nachlass von Rudolf Schoofs entdeckt haben, den Schoofs Sohn Dong Chool in Stuttgart verwaltet. Die Rahmen, die inzwischen eine Atelier-Patina angesetzt hatten, bilden eine perfekte direkte Umgebung und lassen die Zeichnungen besonders gut zur Geltung kommen.

Die Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker erinnerte bei der Vernissage daran, dass bereits mehrfach ehemalige Schüler von Rudolf Schoofs in der Teckstadt ausgestellt haben. Insofern runde die aktuelle Ausstellung, die ein gemeinsames Projekt vom Kirchheimer Kunstbeirat und vom Kulturring der Volkshochschule ist, diesen Zyklus ab.

Schoofs hat sich wenig um Galerien gekümmert

Rudolf Schoofs selbst hat sich zu Lebzeiten vergleichsweise wenig um Galerien gekümmert, sondern sich auf seine Lehrtätigkeit konzentriert. Dies habe dazu geführt, so Wolfgang Dick, dass Schoofs wenig im Rampenlicht stand. Möglichst viele Menschen wollen die Kuratoren nun zu einem Ausstellungsbesuch animieren, um so einen Künstler (neu) zu entdecken, der für die Kunst im Südwesten jahrzehntelang prägend gewesen ist.

Auf der documenta 6 und der Biennale São Paulo ausgestellt

Biografie
Rudolf Schoofs wurde im Jahr 1932 in Goch am Niederrhein geboren. Nach einem Kunststudium in Krefeld hatte er von 1958 an einen Lehrauftrag an der staatlichen Werkkunstschule Kassel. 1975 wurde er Professor in Karlsruhe, bevor er schon im Jahr darauf an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart den Lehrstuhl für Freie Grafik bekam. 1997 wurde er emeritiert, 2009 starb er im Alter von 77 Jahren. Schoofs Werk wurde auf mehr als 40 Einzelausstellungen und zahlreichen Gruppenausstellungen gezeigt. Der Künstler bekam mehrere Preise verliehen. 1977 nahm er an der documenta 6 in Kassel teil, 1981 an der Biennale São Paulo.

Öffnungszeiten
Die Ausstellung im Kornhaus, Max-Eyth-Straße 19, dauert bis zum 5. Februar. Geöffnet ist die Galerie dienstags von 14 bis 17 Uhr, mittwochs bis freitags von 10 bis 12 und von 14 bis 17 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr.