Das Flugzeug-Oldtimer-Festival auf der Hahnweide bei Kirchheim ist in Gefahr. Der Trägerverein hat das Festival für 2015 abgesagt. Ein Sprecher der Fliegergruppe Wolf Hirth erklärt, dass der Verein eine Auszeit brauche.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Kirchheim - Die Nachricht hat eingeschlagen wie eine Fliegerbombe: Auf ihrer Internetseite hat die Fliegergruppe Wolf Hirth vor wenigen Tagen bekannt gegeben, dass das Festival auf der Kirchheimer Hahnweide im kommenden Jahr ausfallen müsse. Innerhalb von 30 Jahren habe der Verein das Treffen 17 Mal organisiert und es dabei stetig weiter entwickelt. Doch nun sei die Grenze dessen erreicht, was ein Verein und seine ehrenamtlichen Helfer leisten könnten. „Wir haben uns entschlossen, dass wir eine Auszeit brauchen, um uns neu aufzustellen“, heißt es auf der Homepage des Vereins weiter.

 

Damit gerät eines der größten Oldtimer-Fliegertreffen in Europa in Gefahr. Es sei ein Festival, das für die Stadt einen großen Gewinn darstelle, sagt der erste Bürgermeister Günter Riemer. Er berichtet, dass an dem Wochenende des Fliegertreffens die Hotels im Umkreis von 25 Kilometern um Kirchheim ausgebucht seien. „Nie haben wir so viele Besucher in der Stadt gehabt wie an diesem Wochenende.“ Die Stadt habe zudem profitiert, weil sie Veranstaltungen parallel gelegt habe, wie den Wollmarkt oder einen verkaufsoffenen Sonntag, der vom Andrang der Touristen belebt worden sei.

Etwa 40 000 bis 50 000 Menschen sind in den vergangenen Jahren jeweils zu dem dreitägigen Festival gekommen. Etwa 200 Ehrenamtliche bewältigten den Besucheransturm, ein Team von 20 bis 30 Vereinsmitgliedern organisierte das alle zwei Jahre stattfindende Festival.

Wer auf den Flugplatz Hahnweide kam, der konnte zwischen 30 und 50 Oldtimer in Flugshows am Himmel sehen und bis zu 250 Maschinen am Boden. An Superlativen herrschte auf der Hahnweide nie ein Mangel: Einmal landete der Stuttgarter Astronaut Ulf Merbold nach einem abenteuerlichen Atlantikflug mit einem Passagierflieger aus dem Jahr 1927 auf der Hahnweide. Ein andermal überflogen die letzten sechs flugfähigen Junkers Ju-52 den Platz, ebenso wie die Messerschmitt 262. Zudem konnte man dort den ersten Düsenjäger der Welt bewundern und nicht zu vergessen, der Auftritt jenes Piloten, der einen aus Holz und Stoff gefertigten Flieger restauriert hatte, mit dem Louis Blériot 1909 den Ärmelkanal überflogen hatte.

Am meisten scheint es die emsigen Mitglieder der Wolf-Hirth-Gruppe selbst zu schmerzen, dass sie den Entschluss gefasst haben, das Festival ausfallen zu lassen. Siegmund Maier, ein beratendes Mitglied des Vorstandes, ist denn auch ganz sicher, dass es in zwei Jahren wieder ein Treffen geben wird. Aber: das Festival in der gegenwärtigen Form sei zu groß geworden, um noch von einem Verein gesteuert werden zu können, so seine Meinung. Mit der Größe seien auch die Kosten exorbitant gestiegen. Dadurch, dass das Treffen als Massenveranstaltung gelte, habe der Verein schärfere Sicherheitsauflagen befolgen müssen.

„Das ist keine Kritik, an den Behörden“, sagt Maier, „ich will nur beschreiben, vor welchen Aufgaben wir standen.“ Schon im März hatten die Organisatoren intern angekündigt, sie wollten das Festival in der bisherigen Form nicht weiterführen und vom Verein ein neues Konzept eingefordert. Als das im September noch nicht in Sicht war, zogen die Veranstalter die Reißleine.

Maier ist optimistisch, dass es gelingt, das Festival zu verkleinern und das junge Leute in das Organisationsteam aufrücken, damit 2016 wieder ein Festival stattfinden kann. Aber nicht nur die Flugfans bedauern die Entscheidung des Vereins, auch der baden-württembergische Luftfahrtverband hat eine klare Position: „Wir bedauern die Entscheidung. Wir haben aber auch großes Verständnis dafür, dass der Verein das Festival nicht mehr stemmen kann“, sagt die Pressesprecherin des Verbandes, Simone Bürkle. Seit dem Unglück auf der Love-Parade seien die Sicherheitsbestimmungen so verstärkt worden, dass Festivals dieser Art mit zu großen Kosten verbunden seien. Auch Armin Dellnitz, den Geschäftsführer der Stuttgart Regio Marketing, schmerzt die vorläufige Absage, vor allem weil die Hahnweide international ausgerichtet sei.

Doch die Entscheidung ist kein Einzelfall. Erst am Dienstag ist das Fliegertreffen Tannkosh in Tannheim bei Memmingen abgesagt worden. Auch hier sah sich der Trägerverein nicht mehr in der Lage, das Festival zu bestreiten.