Nach Jahren des Niedergangs beim Niederwild ergeben neuere Zählungen zumindest beim Feldhasen stabile Bestandszahlen. Jäger und Pächter aus der Teckstadt und ihrer Umgebung arbeiten mit der Wildforschungsstelle Aulendorf zusammen.

Kirchheim - Die Szenerie hat etwas Gespenstisches: Von einem geländegängigen Auto aus streicht das Lichtbündel eines von Hand bedienten Suchscheinwerfers über die im Dämmerlicht liegende offene Feldflur. Und jedes Mal, wenn das Licht auf die typischen Umrisse eines bestimmten Tierkörpers trifft, hält der Strahl kurz inne. Mehr geschieht nicht: Keine vermummten Wilderer lassen es von dem Wagen aus knallen, keine „Tatort“-Story hat sich in die Pampa verirrt.

 

Zu Werke gehen in diesem Fall ganz reguläre Jäger und Pächter von neun sogenannten Zählrevieren in Kirchheim, dem umgebenden Albvorland und auf der Albhochfläche. Sie wollen schlicht wissen, wie es um den Feldhasen bestellt ist – und zwar gänzlich unbeeinflusst und unbeeindruckt von der alljährlichen Popularitätskanonade, die zur Osterzeit – und lange vorher – aus allen kommerziellen Rohren auf Meister Lampe niederprasselt. Im Frühjahr und im Herbst ist deshalb der „Niederwild-Zensus“ angesagt, zu dem auch Rebhühner und Fasanen zählen, freilich nur der Systematik wegen, denn diese Gefiederten haben sich längst aus dem Albvorland verabschiedet.

Zurückhaltung bei der Hasenhatz

„Bis zum Beginn der 1990er-Jahre hatten wir in Baden-Württemberg einen normalen Bestand an Feldhasen“, sagt Suad Babahmetovic. Der Garten- und Landschaftsbauer mit bosnischen Wurzeln sitzt im Vorstand der Jägervereinigung Kirchheim und ist seit sechs Jahren deren Biotop-Obmann. Dann aber habe ein derart drastischer Niedergang beim Niederwild eingesetzt, dass die Wildforschungsstelle im oberschwäbischen Aulendorf 1997 ein Zensus- und Kartierungsprojekt startete, dem sich via Landesjagdverband auch die Nimrode aus Kirchheim und Umgebung angeschlossen haben.

Obwohl sich laut Babahmetovic viele Jäger seit Jahren bei der Hasenhatz in Zurückhaltung üben, ist der Bestand in den neun Zählrevieren vor vier Jahren auf durchschnittlich zehn Tiere pro einhundert Hektar abgesackt. Um Gründe für des Mümmelmanns Misere ist der 49-Jährige nicht verlegen, nennt Witterungseinflüsse und die Intensivierung der Landwirtschaft samt deren Chemo-Arsenal in ausgeräumten Fluren, aber auch Virusseuchen und zahlreiche Fressfeinde würden das Hasenvolk schwächen.

Kein Kandidat für die Rote Liste

Umso erstaunlicher ist eine seit fünf Jahren festzustellende Bestandserholung. So habe man im Vorjahr im Schnitt 23 Langohren pro hundert Hektar registriert, weiß der Biotop-Obmann. Der Trend zeichne sich auch fürs laufende Jahr ab – und so wagt Babahmetovic die frohe vorösterliche Botschaft: „ Der Feldhase ist noch lange kein Kandidat für die Rote Liste.“

Ohne Zutun der Zweibeiner zum Wohlergehen der Vierbeiner wird es freilich auch in Zukunft nicht abgehen. So profitieren die Langohren etwa von einem Schutzprojekt, das der Biotopexperte und sein Jagdkollege Helmut Müller bei der Hahnweide betreuen. Die eigentlichen Adressaten sind zwar Rebhühner, aber die Hasen springen da bestimmt gern in die Bresche.