Ein 48-Jähriger ist wegen Körperverletzung zu einer zweimonatigen Bewährungsstrafe verurteilt worden. Die Vorsitzende Richterin ist davon überzeugt, dass er am Rande eines Kinderfußballturniers in Holzmaden als Erster zugeschlagen hat.

Kirchheim - Im Verfahren wegen der Schlägerei bei einem Kinderfußballturnier in Holzmaden ist ein 48-jähriger Angeklagter vor dem Amtsgericht Kirchheim wegen vorsätzlicher Körperverletzung zu einer zweimonatigen Bewährungsstrafe verurteilt worden. Zudem muss er eine Geldauflage von 1000 Euro an eine soziale Einrichtung bezahlen.

 

Die Strafe für die Massenprügelei am 30. Juni des vergangenen Jahres mutet dürftig an angesichts der brutalen Auseinandersetzung, an der sich rund 15 Personen vor den Augen der jungen Nachwuchskicker beteiligt hatten. Doch ist es der Vorsitzenden Richterin Franziska Hermle-Buchele zufolge „vermessen zu glauben, das damalige Turbulenzgeschehen bis ins Detail klären zu können“. Das ist tatsächlich trotz eineinhalb Verhandlungstagen mit zwanzig Zeugen nicht gelungen. Dennoch erachtet es die Richterin als erwiesen, dass der Angeklagte, „den ersten Schlag gesetzt hat“.

Der Angeklagte wird von Zeugen als aggressiv beschrieben

Nach diesem Fausthieb ins Gesicht eines Widersachers seien „alle Dämme gebrochen“. Neben Schlägen und Tritten wurden auch Flaschen als Waffen eingesetzt. Auch der Angeklagte habe eine in der Hand gehalten. Aber wer wann damit zugeschlagen habe, „lässt sich nicht mehr feststellen“. Deshalb sei er nicht – wie von der Staatsanwältin gefordert – wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt worden. Aber er könne auch nicht freigesprochen werden, wie sein Verteidiger beantragt hatte. Denn der 48-Jährige und sein damals aus Frankreich zu Besuch weilender Neffe seien von mehreren auch unbeteiligten Zeugen als äußerst aggressiv bezeichnet worden. Einige von ihnen seien sicher gewesen, dass der Angeklagte als Erster zugeschlagen hat.

Ein nichtiger Anlass hatte die Prügelei ausgelöst. Es war die vermeintliche Fehlentscheidung eines 15-jährigen Schiedsrichters im Spiel der F-Jugendteams des FC Eislingen und des SC Geislingen, die den Angeklagten und einige seiner Verwandten zu lautstarkem Protest veranlasste. Daraus entwickelte sich ein Wortgefecht mit dem Co-Trainer der Geislinger, in den wiederum ein Brüderpaar eingriff, das eigenen Angaben zufolge schlichten wollte. Zunächst mag das gestimmt haben. Aber in der Folge entwickelte sich eine minutenlange Schlägerei, in der dem Angeklagten ein Zahn ausgeschlagen und das Nasenbein gebrochen wurden. „Wer Sie geschlagen hat, da hört man von den Zeugen nichts“, stellt die Richterin fest. Aber die wollten sich eben nicht selbst belasten. Er habe im Zuge der Schlägerei zwar einiges einstecken müssen, erklärt die Richterin, „aber nicht zu Beginn“. Zudem widerlege ein am Ende der Auseinandersetzung aufgenommenes Video seine Aussage, er sei benommen am Spielfeldrand gelegen: „Sie haben weiter mitgemischt.“ In der kurzen Filmsequenz hört man zudem einen Augenzeugen live über die wild prügelnde Horde urteilen: „So ein Pack!“

1000 Euro gehen an Agapedia

Bedenklich, so Hermle-Buchele, sei der Ort des Geschehens. Die Kinder, die bei dem Turnier Spaß, Spiel und Sport hätten genießen wollen, „mussten sich das mit ansehen, was sie sehr belastet hat“. Der Angeklagte und seine Anhänger hätten keine Hemmungen gehabt, „sich zu produzieren und ein ganzes Turnier zum Absturz zu bringen“. Die kurze, zur Bewährung ausgesetzte Freiheitsstrafe solle ein Warnsignal für ihn und andere sein, ein solches Gebaren künftig zu unterlassen. Spürbar sei für ihn sicher die Geldauflage von 1000 Euro an die Stiftung Agapedia, die Projekte zur Förderung von hilfsbedürftigen und Not leidenden Kindern aufbaut. Gegründet hat sie Jürgen Klinsmann, „ein als fair bekannter Sportsmann“, so Hermle-Buchele.