Seit dem Jahresbeginn bedient die Württembergische Busgesellschaft den Nahverkehr zwischen Kirchheim und Weilheim. Der Wechsel weg von den lokalen Anbietern hin zu einem großen Nahverkehrskonzern ist nicht reibungslos über die Bühne gegangen.

Weilheim/Kirchheim - Das Lindachtal ist aus dem Takt geraten. Genauer: der Busverkehr zwischen Kirchheim, Weilheim und Neidlingen. Jugendliche, die auf dem Weg zur Schule von und nach Kirchheim in Weilheim umsteigen müssen, sehen häufig nur die Rücklichter abfahrender Busse. Pendler, die aus Neidlingen ins Neckartal zur Arbeit fahren, müssen früher aufstehen – und stehen dann in überfüllten Bussen, die jene noch mitnehmen, die den Bus zuvor verpasst haben.

 

Genauso unübersichtlich wie die Gemengelage an den Bushaltestellen gestaltet sich die Suche nach den Schuldigen. Fest steht, dass die Probleme pünktlich zum Jahreswechsel eingesetzt haben. Da hat die Württembergische Busgesellschaft (WBG) das Zepter über den Nahverkehr im Linienbündel 8 übernommen.

Die Busse auf den Linien 170, 173, 174, 175, 176 und 177,die die Städte und Gemeinden rund um Teck und Reußenstein bedienen, werden jetzt von der WBG, einem Schwesterunternehmen der Omnibus-Verkehre Ruoff (Waiblingen) auf den Weg geschickt. Beide Betriebe sind unter dem Dach der Transved-Gruppe, einem der führenden Nahverkehrsunternehmen in Deutschland angesiedelt. Gesteuert wird Transved freilich von einem Mutterkonzern in Frankreich aus.

Die lokalen Unternehmen fühlen sich ausgebremst

Die zuvor auf den Linien fahrenden Busse der heimischen Unternehmen Weissinger (Bissingen) und Fischer (Weilheim) sind, wenige Fahrten ausgenommen, in der vom Landratsamt Esslingen durchgeführten europaweiten Ausschreibung nicht zum Zuge gekommen. „Wir dürfen jetzt nur noch da fahren, wo die nicht wollen – nachts und dort, wo die Umläufe schlecht und die Stehzeiten hoch sind“, heißt es bei den ausgebremsten Betrieben, die den Nahverkehr am Albtrauf und auf der Schwäbischen Alb rund 90 Jahre lang zur vollen Zufriedenheit der Kunden bedient haben.

„Es läuft wirklich nicht optimal“, räumt Horst Windeisen, der Geschäftsführer der Württembergischen Busgesellschaft, auf Nachfrage ein. Im Krisengespräch, an dem neben den WBG-Verantwortlichen auch Hartmut Jaißle von der Nahverkehrsberatung Südwest und der Amtsleiter für den Öffentlichen Nahverkehr im Landratsamt, Klaus Neckernuss, am Tisch gesessen haben, seien jedoch Anpassungen vorgenommen worden. „Wir haben versucht, mehr Zeitpuffer und damit mehr Stabilität ins System zu bringen“, bestätigt Neckernuss.

Der Teufel steckt jedoch nicht nur im Detail des komplizierten Fahrbahngeflechts sondern auch auf, besser noch, in der Straße. Die Kontaktschleifen, die den herannahenden Bussen in Kirchheim und auch in Weilheim automatisch freie Fahrt an der nächsten Ampel garantieren sollten, haben sich mit den neuen WBG-Fahrzeugen nicht verstanden.

Auch die veraltete Technik sorgt für Verspätungen

„Das System ist völlig veraltet. Wir mussten zuerst die Boxen auftreiben und an den Bussen anbringen, damit der Kontakt vor den Ampeln ausgelöst wird“, sagt Windeisen. Die entsprechenden Geräte würden jedoch gar nicht mehr hergestellt. Mehr oder weniger durch Zufall sei man in Augsburg fündig geworden.

„Wir wissen schon lange, dass die Technologie in die Jahre gekommen ist“, sagt der Kirchheimer Bürgermeister Günter Riemer. Schon vor zwei Jahren habe man das Landratsamt darauf hingewiesen und gebeten, doch die Moderatorenrolle zu übernehmen. „Es macht Sinn, dass alle Kreisstädte ein gemeinsames System verwenden“, so Riemer. Die Auswahl der Technik ist Aufgabe des jeweiligen Straßenbaulastträgers, habe er daraufhin zu seinem Erstaunen erklärt bekommen. Jetzt würde sich der Kirchheimer Gemeinderat voraussichtlich im Sommer mit dem Thema befassen. „Wir brauchen ohnehin einen neuen Verkehrsrechner“, sagt Riemer. Bis der angeschafft und die Kirchheimer Ampeln, wie von den Busunternehmen gefordert, auf die auch in Stuttgart angewandte „logische Ortung“ reagieren, wird wohl noch viel Wasser die Lindach hinunter fließen.