Um den Online-Riesen die Stirn zu bieten, liebäugelt der Kirchheimer Einzelhandel mit einer lokalen Werbeplattform im Internet. Die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen ebnet den Weg, gehen müssen ihn die Händler schon selbst.

Kirchheim - Kirchheim, die 40 000 Einwohner zählende Stadt unter der Teck, blickt auf eine Jahrhunderte währende Geschichte als Handelsplatz zurück. Die vielen Geschäfte in der reizvollen Umgebung der historischen Innenstadt üben eine hohe Anziehungskraft auf die Kundschaft aus. Die jedoch entzieht sich zunehmend dem Charme des realen Marktplatzes Kirchheim und klickt sich auf dem Computer durch die virtuelle Warenwelt. Die Antwort, mit der die Einzelhändler auf die Herausforderung reagieren wollen, heißt „Onlinemarktplatz Kirchheim unter Teck“.

 

Der Rahmen ist abgesteckt

Eine Online-Plattform, auf der das komplette Warenangebot des örtlichen Einzelhandels abrufbar ist, sei es in einer Art Schaufenster, oder, in der Idealvorstellung, als ein per Mausklick abrufbarer Warenkatalog. Eine Internet-Präsenz, die neben dem virtuellen Marktplatz auch lokale Informationen bereithält, auf Veranstaltungen hinweist und die örtliche Gastronomie bewirbt. Ein Marktplatz, der über alle Endgeräte abrufbar ist und der über alle sozialen Medien beworben wird. Ein Angebot schließlich, dass für die Einzelhändler finanzierbar ist und dessen Pflege nicht zuviel Zeit in Anspruch nehmen sollte.

Das ist die Zukunft. In der Gegenwart steckt die Idee in den Kinderschuhen fest. Im Rahmen eines Forschungsprojekts des Fachbereichs Kooperationsmanagement der Hochschule Wirtschaft und Umwelt (HfWU) haben Studenten versucht, den Schuh passend zu machen. Anziehen lassen will ihn sich der örtliche Handel trotzdem noch nicht.

„Irgendwann muss man mal in die Gänge kommen“

„Es ist uns allen klar, dass wir auf den Online-Zug aufspringen müssen“, sagt Karl-Michael Bantlin, der Vorsitzende des City-Rings Kirchheim. Doch zuvor müsse der Markt noch genauer analysiert werden. „Was wir bisher wissen, hat unserem Nachhaltigkeitsanspruch nicht standgehalten“, sagt Bantlin als Sprecher der 135 Mitglieder starken Einzelhandelsvereinigung. Er wünschte sich eine breitere empirische Grundlage, bevor sich der Kirchheimer Einzelhandel in seiner Gesamtheit auf das rutschige Online-Parkett wagt.

Dirk Funk, der Leiter des Forschungsprojekts, sieht dagegen nach zwei Jahren der Vorbereitung nun die örtlichen Akteure am Zug. „Irgendwann muss man mal in die Gänge kommen. Auf den einen, großen Wurf zu warten, macht angesichts der Dynamik des Marktes wenig Sinn“, sagt der Wissenschaftler. Kein Startup, und ein solches sei ja ein lokaler Online-Marktplatz, könne schließlich für sich in Anspruch nehmen, aus dem Stand heraus den marktbeherrschenden Handelsriesen Amazon oder Zalando Konkurrenz zu machen.

In einem sind sich Funk und Bantlin allerdings dann doch einig. „Wir haben großes Interesse daran, das Projekt weiterzuführen“, sagt der Wissenschaftler. „Wir brauchen mehr Daten und das nächste Studiensemester braucht ja auch noch ein Thema“, sagt der Einzelhandelschef.

Am Donnerstag, 2. März, werden die Ergebnisse des Forschungsprojekts und die drei studentischen Abschlussarbeiten dazu in der Kirchheimer Stadthalle auf den öffentlichen Prüfstand gestellt. Die Präsentation beginnt um 19 Uhr.