Bei einer Informationsveranstaltung im Bergfeld wird der Vorschlag, die Mitarbeiterwohnungen der neuen Klinik ins „Wäldchen“ und die Kindertagesstätte an den Rand des Wohngebiets zu verlegen, zwar begrüßt. Bedenken gibt es aber nach wie vor.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Göppingen - Ein simpler Tausch ist aus Sicht der Stadt Göppingen, der Klinikleitung und des Landkreises, die beste Lösung, um im Bergfeld sowohl den Anliegen der Bewohner als auch den Erfordernissen an den geplanten Krankenhaus-Neubau gerecht zu werden. Um das Baufeld frei zu bekommen, müssen die Mitarbeiterwohnungen, die Kindertagesstätte und der große Besucherparkplatz weichen. Deshalb müssen zunächst ein Parkhaus, eine neue Kita und neue Appartementhäuser gebaut werden. So weit, so unumstritten.

 

Das bereits verabschiedete städtebauliche Konzept sah vor, das Parkhaus im Dr.-Paul-Goes-Weg zu bauen, die Kita ins „Wäldchen“ und die Wohngebäude auf die Frei- und Spielfläche am Rand des Wohngebiets zu verlegen. Dagegen regte sich jedoch Widerstand. Die Bergfeld-Bevölkerung wollte den sogenannten Bolzplatz nicht drangeben und protestierte, so dass die Verantwortlichen noch einmal in sich gingen, beratschlagten und nun mit einem neuen Entwurf aufwarteten.

Neues Konzept in Bürgerversammlung vorgestellt

Dieser sieht nun vor, die Mitarbeiterwohnungen im „Wäldchen“ und die Kindertagesstätte am Rand der Grünfläche anzusiedeln. Landrat Edgar Wolff, die komplette Göppinger Rathausspitze und Wolfgang Schmid , der kaufmännische Direktor der Alb-Fils-Kliniken, stellten das veränderte Konzept am Dienstag bei einer Bürgerversammlung vor – und ernteten zunächst Zuspruch. Einverstanden zeigten sich die Bergfelder mit dem Tausch an sich, weil die vorgesehene Wohnbauverdichtung damit wegfalle und das Wäldchen ohnehin keinen allzu großen ökologischen Wert habe.

Auf den ersten Blick wurde auch dem Umstand, dass die Kindertagesstätte an die bestehende Frei- und Spielfläche andocken soll, ein gewisser Charme nicht abgesprochen. Allerdings zeigte sich rasch, dass dieses Vorhaben Probleme mit sich bringen dürfte. Einerseits würde den bisherigen Nutzern – für Kinder und Erwachsene ist die Grünzone, wie tagtäglich zu sehen ist, gleichermaßen wichtig – ein Teil des Areals verloren gehen. Andererseits müsste der Außenbereich der Kita durch einen Zaun oder etwas ähnliches vom restlichen Spielplatz abgetrennt werden.

Landrat in Zeitdruck, Bewohner noch immer unzufrieden

Göppingens Baubürgermeister Helmut Renftle ist zwar der Ansicht, „dass es da eine gute Lösung geben kann“. Zahlreiche Wortmeldungen zeigten jedoch, dass die Anwohner anderer Meinung sind. Und in der Tat dürfte es nicht so ganz einfach sein, einem Kind „draußen“ zu erklären, dass es die schönen Spielgeräte „drinnen“ nicht in Beschlag nehmen darf. Fliegen andererseits vom Bolzplatz ständig Bälle in den Kita-Garten dürfte das für wenig Begeisterung bei den Erzieherinnen sorgen.

Zwei Dinge wurden deshalb in der Diskussion schnell klar. Auf der einen Seite gibt sich die Bevölkerung mit der jetzt ins Auge gefassten Lösung noch nicht zufrieden. Auf der anderen Seite braucht der Kreis aber eine rasche Entscheidung, um den Zeitplan, der einen Abschluss des Klinik-Neubaus bis 2022 vorsieht, nicht schon vor dem Startschuss aufgeben zu müssen. Edgar Wolff machte den großen Umfang der Arbeiten und das enge zeitliche Raster deutlich und sprach von einem „vertretbaren Kompromiss, auch wenn dieser nicht optimal ist“. In jedem Fall werde er dem Kreistag in dieser Sache am Freitag einen Beschluss abverlangen müssen.

Ulla Biskup von der Interessengemeinschaft Bergfeld sieht das anders: „Es ist nicht akzeptabel, wenn da für uns Bergfelder etwas Wichtiges wegfällt, wie etwa der Rodelberg.“ In jedem Fall würde man die weiteren Planungsschritte mit Argusaugen beobachten und sich zu Wort melden, wenn etwas Unliebsames passiere.

Kommentar – Nicht das Ende der Fahnenstange

Der Teufel steckt, wie es immer heißt, im Detail. Dies wurde auch bei der Bürgerversammlung im Göppinger Bergfeld deutlich, in der es – aus der Gesamtperspektive des geplanten Klinikneubaus betrachtet – um Kleinigkeiten ging. Die Verlagerung der Kindertagesstätte und der Mitarbeiterwohnungen sind innerhalb des 350-Millionen-Euro-Projekts nicht mehr als eine Randnotiz. Für die benachbarten Bewohner aber, wohlgemerkt sind darunter viele Klinikbeschäftigte, ist es allerdings ein maßgeblicher Faktor.

Sie wollen auf die einzige begehbare Grünfläche in ihrem Stadtteil, auf einen Aufenthaltsort im Freien, der von alt und jung gleichermaßen genutzt wird, kurzum: auf ein lieb gewonnenes Fleckchen Erde, nicht verzichten. Dass sie, rein rechtlich betrachtet, keinen Anspruch darauf haben, mag sein. Dass sie auch die jetzt erfolgte Umplanung kritisch begleiten, steht ihnen aber dennoch zu – und sollte keinesfalls als Nörgelei missverstanden werden.

Die Verantwortlichen haben nach den ersten Protesten im Bergfeld einen bereits gefassten Beschluss nochmals überdacht und mit einer veränderten Planung gezeigt, dass sie es mit der Bürgerbeteiligung ernst meinen. Dieser Dialog muss fortgesetzt werden, erst recht weil von mehreren Seiten deutlich gemacht wurde, dass der nun vorliegende „Kompromissvorschlag“ noch nicht das Ende der Fahnenstange ist. Wenn keiner auf stur stellt, kann durchaus eine vertretbare Lösung gefunden werden, oder, um ein weiteres geflügeltes Wort zu bemühen: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.