Wie gesund essen Kinder in Kitas? Eine Studie der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zeigt: Oft gibt es in den bundesweiten Einrichtungen zu viel Fleisch und zu wenig Fisch und Salat.

Stuttgart - Mit lautem Surren zermanscht der elektrische Schneebesen in der Größe eines Presslufthammers nach und nach 1,8 Tonnen Kartoffeln zu Brei. Morgens um 7 Uhr geht es in der Küche von Robin Cook, einem Stuttgarter Anbieter für Kindergarten- und Schulessen, hektisch zu: Zwischen 7000 und 8000 Essen werden hier täglich gekocht. Und doch ist es Franz Buchka, Produktionsleiter und Gründer von Robin Cook, wichtig, dass die Kinder nicht nur satt werden, sondern ein frisch zubereitetes Essen mit gutem Geschmack bekommen. „Wir könnten es uns einfach machen und Kartoffelbrei aus Fertigflocken anrühren. Aber ich möchte keine Konservierungsstoffe und Geschmacksverstärker verwenden.“

 

Mehr als achtmal Fleisch und Wurst an 20 Verpflegungstagen

In den bundesweit rund 54 500 Tageseinrichtungen für Kinder essen täglich etwa zwei Millionen Kinder zu Mittag, darunter inzwischen viele unter Dreijährige. Um zu sehen, wie gut die Ernährung für diese ist und wie sich der schnelle Ausbau der Kitas auf die Qualität des Essen ausgewirkt hat, ließ die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) nun die Speisepläne von Betreuungseinrichtungen bundesweit von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg analysieren. Ein erfreuliches Ergebnis: „Man bemüht sich sehr, den Kindern gerecht zu werden und ihre Vorlieben zu berücksichtigen“, sagt Ulrike Arens-Azevêdo, Leiterin der Studie.

Allerdings ist die Essensauswahl oft noch zu fleischlastig: In knapp der Hälfte der 691 ausgewerteten Vier-Wochen-Speisepläne gab es mehr als achtmal Fleisch und Wurst an den 20 Verpflegungstagen. Gemüse, Salat, Rohkost und Fisch dagegen kamen zu selten auf den Tisch. „In den meisten Kitas wählt eine Erzieherin ohne Fachausbildung für Ernährung das Essen aus“, sagt die Ernährungswissenschaftlerin Ulrike Arens-Azevêdo. Diese orientiere sich an den Vorlieben der Kinder oder am eigenen Essverhalten und nicht an Empfehlungen für eine ausgewogenen Ernährung.

Der Preis für täglich ein Mittagessen wird mit 0,45 Euro bis fünf Euro pro Mahlzeit angegeben

Nur 38 Prozent der befragten Einrichtungen hatten eine Köchin oder Hauswirtschafterin angestellt – und zwar meist die Kitas, in denen auch vor Ort gekocht wird. Das aber trifft nur auf weniger als ein Drittel der befragten Einrichtungen zu. Denn dafür braucht es Platz, eine entsprechend ausgerüstete Küche und Fachpersonal. Das alles kostet Geld. Der Preis, den die Eltern für täglich ein Mittagessen bezahlen, wurde von den Kitas mit 0,45 Euro bis fünf Euro pro Mahlzeit angegeben – je nachdem, wie hoch diese von Stadt oder Land bezuschusst werden. Über die realen Kosten für eine Mahlzeit geben diese Preise keine Auskunft. „Im Vergleich dazu ist das, was die Eltern zahlen müssen, sehr wenig“, sagt Ulrike Arens-Azevêdo.

Buchka rechnet mit Lebensmittelkosten von 1,50 Euro pro Mahlzeit. Hinzu kommen etwa 60 Cent für Personal- und Transportkosten pro Gericht sowie allgemeine Kosten für Strom und Raummiete. Die Eltern zahlen – je nach Portions- und Einrichtungsgröße – zwischen 2,60 und 3,50 Euro für ein Essen. „Mit einer einzelnen Mahlzeit kommen wir dadurch ins Minus. Über die Menge können wir das aber wieder ausgleichen.“ Was ihm bei der Kostenplanung mehr zu schaffen macht, sind die ständig wachsenden Anforderungen der Eltern. Bislang koche man mit saisonalem und regionalem Gemüse, künftig werde man auf Bio umsteigen müssen. „Aber dann kostet ein Mittagessen eben keine drei Euro mehr, sondern acht Euro.“