Eltern von Kita-Kindern müssen sich auf neue Belastungen einstellen. Verdi bereitet neue Streiks vor. Die ließen sich, so Bsirske, nur vermeiden, wenn die kommunalen Arbeitgeber zu Zugeständnissen bereit seien.

Leipzig - Verdi-Chef Frank Bsirske hat die Eltern bundesweit auf eine Eskalation des Kita-Tarifkonflikts mit neuen Streiks eingestimmt. Auch für alle anderen Bereiche des Dienstleistungssektors in Deutschland gab sich Bsirske auf dem Verdi-Bundeskongress in Leipzig am Montag kämpferisch.

 

Derzeit bereite sich Verdi auf die Fortsetzung des Kita-Streiks ab Mitte Oktober vor, sagte Bsirske vor rund 1000 Delegierten. „Das wird eine massive Eskalation des Konflikts werden mit hohen Belastungen für alle Beteiligten, für Eltern, Arbeitgeber und für die Streikenden.“

Verdi fordert zehn Prozent mehr Gehalt

Vermeiden ließe sich das nur, wenn die kommunalen Arbeitgeber bei den Verhandlungen am 28. und 29. September zu Verbesserungen gegenüber der Schlichtung bereit seien. Verdi fordert eine generelle Aufwertung für alle Sozial- und Erziehungsberufe mit insgesamt 240.000 Beschäftigten und im Schnitt zehn Prozent mehr Gehalt. Zwischen 2 und 4,5 Prozent sahen die Schlichter vor. Die Gewerkschaftsmitglieder lehnte den von der Verdi-Führung unterstützten Schlichterspruch ab.

An diesem Dienstag stellt sich Bsirske den Delegierten für eine fünfte Amtszeit zur Wiederwahl. Trotz gemischter Bilanz gilt er als unangefochtene Integrationsfigur der Gewerkschaft, die rund 1000 Berufe vertritt.

2015 sei mit 1,5 Millionen Streiktagen bereits bisher das streikintensivste Jahr für Verdi seit der Gründung 2001 gewesen. „Verdi ist nach wie vor die Gewerkschaft mit den meisten Streiks.“ Der Grund sei das oft niedrige Lohnniveau und die Flucht der Dienstleistungs-Arbeitgeber aus der Tarifbindung. „Insbesondere in Dienstleistungsbranchen sind systematisch tariffreie Zonen geschaffen worden.“

Bsirske verteidigte den Abschluss bei der Deutschen Post. Verdi hatte erfolglos gegen die Ausgliederung von Paketgesellschaften gekämpft. Die Ausgründung habe nicht rückgängig gemacht, doch die bisherigen Paketzusteller hätten abgesichert werden können, sagte Bsirske. „Hier überwiegt eindeutig der Erfolg der Streikenden.“

Bsirske will bei Amazon nicht nachgeben

Auch im seit zwei Jahren schwelenden Tarifkonflikt mit dem Internethändler Amazon will Bsirske nicht klein beigeben. Zwar sei das Ziel, einen Tarifvertrag durchzusetzen, bisher nicht erreicht worden. Aber zumindest könnten anders als früher mittlerweile alle Amazon-Standorte bestreikt werden. Bsirske sagte, es gehe um Grundsätzliches. „Amazon will die Amerikanisierung der Arbeitsbeziehungen.“ Am Morgen hatte Verdi neue Streiks bei Amazon in Leipzig und Pforzheim begonnen.

„Einmischung ist notwendig“, rief Bsirske den Delegierten zu. So habe Verdi sich für den Mindestlohn, gegen prekäre Beschäftigung in der Energiepolitik und in vielen anderen Bereichen eingesetzt.