Eigentlich sollten Eltern ihre Kinder inzwischen online auf die Wartelisten der Kitas in Stuttgart setzen lassen können. Doch das Internet-Portal ist sehr schwer zu bedienen – und viele Träger verlangen weiter eine schriftliche Anmeldung.

Stuttgart - Der Kindertagesstättenfinder KiTS, über den Eltern ihr Kind bei Kitas online auf die Warteliste setzen können, durchläuft den ersten Härtetest. Zwar wurde das System Mitte Mai 2013 eingeführt, doch jetzt erst klicken die Eltern in großer Zahl auf die Seite. Schließlich werden die meisten Plätze zum Beginn des Kindergartenjahres 2014/15 im September vergeben. Und dafür läuft die Anmeldefrist am 15. Februar ab.

 

Wirklich rund läuft das System noch nicht. Zum einen wird von Eltern moniert, dass das Internetportal zu kompliziert sei. „Es ist überhaupt nicht intuitiv“, beschwert sich beispielsweise eine Mutter eines sieben Monate alten Jungen. Zum anderen nutzen noch nicht alle Einrichtungen das System. So sind von den evangelischen Kindertagesstätten noch nicht alle Verantwortlichen im System geschult. „Das bedeutet, dass das Vormerksystem bei uns noch nicht flächendeckend funktioniert“, räumt Jörg Schulze-Gronemeyer ein, der bei der evangelischen Kirche für die Kitas zuständig ist.

Rückmeldungen sollten eigentlich passé sein

Weitere Einrichtungen scheinen dem System zu misstrauen. Sie verlangen eine schriftliche Anmeldung von den Eltern: teilweise nur diese, teilweise zusätzlich noch die Online-Meldung. Einige Kitas erwarten zudem weiterhin, dass sich die Eltern regelmäßig zurückmelden, ob sie weiter einen Platz brauchen. Dabei sollte Letzteres eigentlich mit der Einführung der zentralen Anmeldung passé sein. Schließlich gibt das System einen Überblick über die Wartelisten. Wenn Eltern einen Platz annehmen, erfahren das die anderen Einrichtungen, in denen das Kind vorgemerkt war.

Doch ein Teil der Einrichtungen will offensichtlich abwarten, bevor Gepflogenheiten geändert werden. „Das Online-System befindet sich noch in der Testphase, deshalb behalten wir das noch bei“, erklärt Birgit Baierl vom Kinderhaus Bachwiesenstraße im Süden, warum sich die Eltern bei ihnen monatlich per Mail melden sollen, wenn sie auf der Liste bleiben wollen.

Eltern ohne Internetzugang sollen keinen Nachteil haben

„Eigentlich sollte das nicht mehr nötig sein“, räumt Michael Leibinger, der Geschäftsführer des katholischen Trägers St. Josef, ein. Die 14 Kitas von St. Josef erwarten von Eltern, ihren Platzbedarf über einen verschickten Abschnitt erneut zu melden – dieser wird mit den Absagen voraussichtlich im Mai versandt. „Wenn wir mehr Erfahrungen mit dem System gesammelt haben“ sei vorstellbar, auf den Abschnitt zu verzichten, so Leibinger.

Dass Eltern sich bei den St.-Josef-Kitas schriftlich anmelden sollen, verteidigt er. Zum einen gäbe es Eltern ohne Internetzugang, zum anderen würden im städtischen System nicht alle Daten abgebildet – zum Beispiel, ob ein Geschwisterkind in der Kita ist. „Wir fahren deshalb bewusst doppelt“, sagt Leibinger. Die Daten der Eltern würden von ihnen in das städtische System übertragen. Er versichert, niemand habe Nachteile, wenn er sich nur online über das Portal registriere. „Es kann sein, dass wir sie kontaktieren und noch Zusatzinformationen erfragen“, sagt Leibinger, der auch einen positiven Effekt des Online-Systems hervorhebt: „Die Nachbesetzungen sind jetzt einfacher für uns, das geht schneller.“

Mutter: „Meine Motivation ist inzwischen bei Null“

Die eingangs zitierte Mutter hat kürzlich bei der Stadt angerufen, weil sie sich unsicher war, ob die Online-Meldung ausreicht: „Für weitere Bewerbungen empfahl mir die Frau, die Bewerbung zwar online auszufüllen, aber unbedingt bei den Einrichtungen noch hinterherzutelefonieren“, berichtet die Stuttgarterin. Diese wünschten sich oft eine persönliche, individuelle Entscheidung, soll ihr die Frau geraten haben. „Da mache ich es lieber gleich schriftlich und hänge noch ein süßes Bild mit ran“, meint die 39-Jährige. „Meine Motivation, das Online-System zu nutzen – außer für Bewerbungen, die mir eher egal sind –, ist inzwischen bei null“, sagt sie.

Beim Jugendamt heißt es, es sei die Entscheidung der Träger, ob sie sich an dem Anmeldesystem beteiligen oder nicht. „Wir appellieren natürlich als Stadt mitzumachen“, sagt die Jugendamtssprecherin Daniela Hörner. Schritt für Schritt werde man das auch erreichen. Für die städtischen Kitas sei die Teilnahme verpflichtend.

Für die Kitas ist die Liste eine Erleichterung

Natürlich gibt es auch viele Träger, die die Anmeldung komplett auf KiTS umgestellt haben. Die Romingerkrippe im Süden gehört zum Beispiel dazu oder auch die Kleine Hilla in Mitte. Und es gibt auch Lob für das System: „Für mich als Leiterin, die ich die Daten von Eltern, die sich für einen Platz in unserer Einrichtung interessieren, bearbeiten muss, ist die neue Liste eine echte Verbesserung“, sagt Simone Päffgen von der Kleinen Hilla. Dass Eltern keinen Internetzugang haben, sei bei ihnen zudem kein Problem. Aber das System müsse für die Eltern nutzerfreundlicher werden. Sie werde regelmäßig von Müttern und Vätern angerufen, die nicht weiterkommen. „Ich muss das immer wieder Klick für Klick mit den Eltern durchgehen“, sagt Simone Päffgen. Andere Träger berichten Ähnliches.

„Die Idee ist vom Grundsatz her richtig, man muss jetzt den Mut haben, das eine oder andere noch zu verändern“, meint Andreas Schardt, der beim katholischen Stadtdekanat für die Kitas zuständig ist. Aus seiner Sicht ist die Stadt offen für Rückmeldungen – und Verbesserungen.

Jugendamt räumt ein, dass das System kompliziert ist

Es sei „durchaus möglich“, dass das System kompliziert sei, sagt Daniela Hörner vom Jugendamt. Erst mal müsse man Erfahrungen machen bevor es an Änderungen gehe. „Wenn ein neues System eingeführt wird, gibt es immer Anfangskrankheiten“, sagt Hörner.

Kurzanleitung: So funktioniert die Anmeldung im Internet

Adresse
Wenn Eltern ihre Kinder im Internet anmelden wollen, müssen sie die Adresse www.stuttgart.de/kits eingeben und dort auf „Kindertagesstättenfinder“ klicken. Es öffnet sich ein neues Fenster.

Eingabe
Zunächst muss man die Kitas suchen – zum Beispiel nach Bezirk. Im nächsten Fenster ist Platz für weitere Angaben (wie das Alter des Kindes und die Betreuungsform, ob ganz- oder halbtags). „Treffer anzeigen“ klicken. Nun kann man bis zu zehn Kitas zu einer „Merkliste“ hinzufügen. Achtung: der Link zur Merkliste erscheint oben rechts auf der Seite. Auf diese Merkliste anschließend klicken.

Merkliste
Mithilfe des Cursors lassen sich die Treffer in der Reihenfolge noch verändern – allerdings muss man Geduld bewahren, manchmal hakt es hier. Dann auf den Button „Kita-Platzbedarf melden“ klicken. Nun kann man die Angaben zum Kind ausfüllen und das gewünschte Aufnahmedatum. Es ist Platz für Anmerkungen, diese gehen allerdings an alle Einrichtungen.

Profil
Es ist nicht möglich, ein Profil anzulegen und Suchergebnisse zu speichern. Allerdings ist es laut Jugendamt erlaubt, die Anmeldung zum Beispiel in zwei Schritten vorzunehmen: fünf Kitas an einem Abend, fünf Kitas am zweiten. Das werde auch praktiziert, so die Sprecherin Daniela Hörner.