Das Kunstprojekt „Kläranlage Weidachtal“ kann im Rahmen von Rems-Total erstmalig besichtig werden. Die Stadt Fellbach bietet einen Tag der offenen Tür an.

Oeffingen - Neugierig linsen Wanderer und Radler im Weidachtal seit längerer Zeit hinüber zu den knallroten Betonzylindern. An diesem Sonntag kann die Öffentlichkeit ihre Neugierde stillen, der 2002 stillgelegte Teil der Kläranlage darf erstmals besichtigt werden. Im Rahmen von Rems-Total bietet die Stadt Fellbach einen „Tag der offenen Tür“ zwischen 10 und 18 Uhr, um die mittlerweile in weiten Teilen hergerichtete Anlage zu besichtigen.

 

Der Anlass könnte nicht besser gewählt sein. In drei Jahren wird das Event Rems-Total nämlich in die Remstal-Gartenschau einfließen. Und just für diese interkommunale Schau hat Fellbach die Kläranlage saniert. Sie soll Teil des Fellbacher Gartenschau-Angebots sein und „erlebbar gemacht“ werden. Baubürgermeisterin Beatrice Soltys will den „besonderen Ort“ inszenieren und mit dem Projekt „Natur-Kunst-Räume“ einen unkonventionellen Zugang zur Natur schaffen.

Das hat vor einem Jahr zu kontroversen Debatten im Gemeinderat geführt – auch wegen der nicht gerade geringen Kosten. Letztlich wurden die Ausgaben auf 600 000 Euro gedeckelt. Beim Regionalverband stößt die Ausrichtung der ehemaligen Kläranlage als Kunstobjekt auf Zustimmung, er hat 150 000 Euro als Zuschuss zugesagt.

Wolfgang Schmidt von der Stadt Fellbach hat sich in den letzten Monaten als Projektleiter mit profundem Wissen um die „Rückführung“ gekümmert. Jetzt soll es erstmals sowohl neugierigen als auch kritischen Blicken der Besucher ausgesetzt werden. Quasi im „Rohzustand“, denn im Moment sind nur die drei früheren Tropfkörper saniert und restauriert. Die kleinen, bräunlichen Steine, die einst zur Klärung des Wassers dienten, wurden gesäubert und in so genannten Gabionen gefasst. Im ersten Tropfkörper wurde mittig eine Gabionenwand eingezogen. Geplant ist, dass an dieser Wand Wasser herunterlaufen soll.

Schick sehen sie aus, die drei knallroten Tropfkörper mit ihrem in weißen und grauen Streifen angelegten Boden. Rostige Stahlbänke passen als Sitzgelegenheit ins Bild. Verblüffend die Akustik. Man redet und wird nicht verstanden. Der Ton wird quasi aufgesogen und verschluckt. Der Fellbacher Tourismus-Chef Jens Mohrmann kann sich vorstellen, dass das Objekt auf reges Interesse stößt. „Es liegt an einer viel genutzten Tangente vom Neckar-Radweg und einer beliebten Wanderstrecke übers Weidachtal und die Oeffinger Höhe in Richtung Hegnach. Der Landungssteg ist nicht weit. Wir erwarten daher einiges an Publikumsverkehr.“ Das Betriebsgebäude wird noch mit Toiletten und einem multifunktionalen Raum ausgestattet. Für den Publikumsverkehr sind einige Sicherheitsmaßnahmen notwendig. So muss etwa auf der Treppe zum ehemaligen Faulturm oder an den Wasserrinnen rund um die Tropftürme gewährleistet sein, dass man nicht durch die Zwischenräume rutschen kann.

Aus dem Faulturm wurde eine „Aussichtskanzel“, von dort oben öffnet sich ein herrlicher Blick ins Innere der drei Tropfkörper und weit hinaus in die Landschaft, in die die Kläranlage eingebettet ist. „Der Naturraum ist wirklich toll,“ schwärmt Jens Mohrmann.

Deshalb wurde als Thema der Begriff „Sukzession“ gewählt. Gezeigt werden soll, „wie sich die Natur verbaute Flächen zurückholt“. Zu erkennen ist das etwa an „kleinen Balkonen“, die aus den Tropfkörpern ragen und mittlerweile bewachsen sind. Auch Bäume räkeln sich schon aus der Brache empor. Mohrmann könnte sich vorstellen, dass die drei Tropfkörper zur Gartenschau mit Tönen bespielt werden. „Es gibt aber auch die Idee von Graffiti oder Wandmalereien,“ sagt er. In einem Tropfkörper gibt es übrigens schon wilde, allerdings nicht autorisierte Graffiti.

Das Betriebsgebäude der Kläranlage bleibt erhalten, es wird für einen nicht stillgelegten Anlagenteils weiterhin benötigt. Der Teil, der nun „Kunstobjekt“ ist, wird nur an ausgesuchten Tagen geöffnet sein. „Da haben wir auch eine Aufsichtspflicht zu erfüllen“, sagt Mohrmann, der gespannt ist auf welche Resonanz der „Tag der offenen Tür“ am Sonntag stößt und wie das Urteil der Besucher ausfällt.