Die Klage des Energiekonzerns EnBW wegen des erzwungenen Atomausstiegs gefährdet den Ruf des Unternehmens, kommentiert StZ-Redakteur Andreas Müller.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Mehr als 260 Millionen Euro sind auch für die EnBW inzwischen viel Geld. Der Energiekonzern steht nicht mehr so gut da, dass er auf einen solchen Betrag verzichten könnte. Trotzdem stellt sich immer mehr die Frage, ob er mit seiner Klage gegen Bund und Land wegen der Zwangsabschaltung zweier Altmeiler nach Fukushima gut beraten war. Es geht zwar um den materiellen Schaden, der durch das fragwürdig begründete Moratorium entstanden ist. Doch das Risiko für die Reputation des Unternehmens ist mit zu bedenken: leidet der Ruf, kann das erhebliche wirtschaftliche Folgen haben.

 

Aus diesem Grund hat EnBW 2011 darauf verzichtet, gegen die Anordnung des Landes Rechtsmittel einzulegen. Kunden und Kommunen, so die Sorge, könnten sich erbost von ihr abwenden. Nun, da sich die Aufregung nach Fukushima gelegt hat, glaubt der Konzern solche Rücksichten nicht mehr nehmen zu müssen. Der „Imageschaden“, den man damals vermeiden wollte, droht nun indes einzutreten. Durch die Klage und ihre streckenweise entlarvende Begründung hat die EnBW bereits Glaubwürdigkeit eingebüßt: Sie steht als ein Unternehmen da, das einen taktischen Umgang mit der Öffentlichkeit und der Wahrheit pflegt. Selbst wenn sie vor Gericht gewinnen sollte, kann sie deshalb am Ende die Verliererin sein.