Das höchste Verwaltungsgericht des Landes verhandelt am Donnerstag über die Zukunft des kleinen Tierparks in Göppingen. Seit 80 Jahren ist er ein Schwarzbau und muss jetzt dringend umgebaut werden, eine Anliegerin stellt sich aber quer.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Wenn in diesen Tagen im Göppinger Tierpark gezittert wird, so liegt das nicht nur an den tiefen Temperaturen, sondern auch an einem Prozess, der am Donnerstag um 10 Uhr im Sitzungssaal II des Verwaltungsgerichtshofs in der Mannheimer Schubertstraße verhandelt wird. Dann beraten die höchsten Verwaltungsrichter des Landes über eine sogenannte Normenkontrollklage einer Anwohnerin gegen den kleinen Zoo der sich seit mehr als 80 Jahren zwischen der Lorcher und der Schickhardtstraße ausgebreitet hat, aber zweifellos all die Jahrzehnte ein Schwarzbau geblieben ist.

 

200 Tiere sollen teils neue Gehege bekommen

„Gott sei Dank brauchen wir keinen Rechtsanwalt“, sagt Heiko Eger, Oberpfleger, Zoodirektor und Vereinschef in Personalunion. Denn das könne sich der kleine Tierparkverein nicht leisten. Die offizielle Beklagte ist die Stadt Göppingen. Deren Gemeinderat hat im November 2013 einen Bebauungsplan für das Gelände verabschiedet. Er soll den Tierpark nicht nur auf eine sichere rechtliche Grundlage stellen, sondern auch Umbauten ermöglichen, die den Tieren nutzen. 200 sind es an der Zahl, vom Flamingo bis zum Dromedar. Hinzu kommen Mäuse und Meerschweinchen.

Dass auch die Nachbarn, deren Häuser direkt auf der gegenüberliegenden Seite der Schickhardtstraße stehen, etwas von der Umgestaltung haben, ist zumindest die Hoffnung der Stadt. Für sie ist die Göppinger Traditionseinrichtung fraglos eine gewisse Belastung. Manche Tiere sind zu laut, andere eine permanente Geruchsbelästigung. Und bisweilen büxen sie sogar aus und tauchen in fremden Gärten auf. Das streitet auch der Göppinger Oberbürgermeister Guido Till (CDU) nicht ab, der am Anfang seiner Göppinger Jahre selbst in der Schickhardtstraße gewohnt hat.

Klage liegt seit zwei Jahren beim VGH

Eine Anwohnerin hat von all dem die Nase gestrichen voll. Sie fordert eine Umsiedlung des Tierparks, der im Jahr 25 000 bis 28 000 meist junge Besucher zählt. Kurz nachdem der Gemeinderat im November des Jahres 2013 den Bebauungsplan verabschiedet hatte, reichte die Frau beim VGH ihre Normenkontrollklage ein. Vertreten wird sie dabei von dem Rechtsanwalt Jürgen Fritz. Der ehemalige CDU-Regionalrat aus Uhingen gilt als Experte für Bausachen und hat die Stadt Göppingen schon beim Streit um ein Grundstück an der Stadthalle mächtig geärgert. Er wirft der Stadt grundlegende Abwägungsfehler vor.

Sollte die Klage abgewiesen werden, kann der schon aus tierrechtlichen Gründen überfällige Umbau des Parks endlich beginnen. „Wir haben dann sechs Monate Zeit, um das Baugesuch einzureichen“, sagt Eger. Dies sei kein Problem. Als Sicherheit habe man bei der Stadt 50 000 Euro hinterlegt, weitere 30 000 Euro habe man in der Hinterhand. „Das Geld deckt die Materialkosten“, sagt Eger. Die Arbeiten werde er mit seinen Ehrenamtlichen verrichten.

Ein Umzug wäre viel zu teuer, sagt der Zoodirektor

An eine juristische Niederlage möchte er gar nicht denken. „Ein Umzug wäre viel zu teuer“, sagt er. Doch eine Schließung des Tierparks wäre von heute auf morgen auch nicht möglich. Denn was wird dann aus den Tieren? Das beste Beispiel dafür sind die Paviane, die eigentlich schon jetzt nicht mehr in dem kleinen Tierpark gehalten werden dürften. Doch vor die Tür gesetzt werden können sie auch nicht. So ließ sich das für die Zoogenehmigung zuständige Landratsamt auf einen Kompromiss ein. Der vorhandene Tierbestand darf bleiben, wird von Eger aber nicht mehr aufgefüllt. Beim Panther hat das schon geklappt. Er ist vor einiger Zeit an Altersschwäche gestorben.