Das Branntweinmonopol soll zum Jahresende fallen. Das ärgert neben Kleinbrennern auch Umweltschützer.

Backnang - Eine Menge leerer Stuhlreihen hat Fritz Aichele bei der jüngsten Mitgliederversammlung in Backnang (Rems-Murr-Kreis) registriert. Der Vorsitzende des Verbands der Klein- und Obstbrenner in Nord-Württemberg führt dies darauf zurück, dass Mitglieder die Brennerei an den Nagel gehängt hätten. Die strenge Brennereiverordnung mit teils scharfen Strafen sei nur ein Grund dafür. Hinzu komme ein aktuelles Ärgernis-das Hickhack um das Branntweinmonopol, welches nach dem derzeitigen Stand am 31. Dezember 2010 endet.

Diese Regelung aus dem Jahr 1919 gibt Kleinbrennern die Möglichkeit, einen Teil ihrer Destillate bei der Monopolverwaltung für Branntwein abzuliefern. Diese vergütet den Obstalkohol mit einem Betrag, dessen Höhe in jedem Jahr neu berechnet wird - und zwar aus dem an einem Stichtag ermittelten Preis für Heizöl sowie dem aktuellen Kartoffelpreis. Die Monopolverwaltung reinigt den Alkohol und verkauft ihn an Hersteller von Kosmetika, Arznei- und Reinigungsmitteln oder Spirituosen.

Auf die EU-Kommission kommt es an


3,40 Euro pro Liter reinen Alkohols gibt es zurzeit vom Staat für die Kleinbrenner-"ein Bonbonle" für landwirtschaftliche Betriebe nennt das Eugen Heubach aus Winnenden-Birkmannsweiler. Der Kleinbrennerfunktionär hofft, dass die Europäische Union das Branntweinmonopol doch noch bis Ende 2017 verlängert und so den Kleinbrennern eine Perspektive biete. Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) hat im Herbst versprochen, er setze sich für eine Verlängerung ein, vor allem um zur Erhaltung der Streuobstwiesen beizutragen. Dazu müsse die EU-Kommission demnächst in Aktion treten, sagt ein Sprecher des Ministeriums: "Noch ist nichts entschieden, aber wir sind zuversichtlich."

"Wenn viele aussteigen, haben wir mit dem Obst ein noch größeres Problem", sagt Heubach. Das vergangene Jahr habe mit Tiefstpreisen von 2,50 Euro pro 100 Kilo Mostobst gezeigt, "dass man mit Mostobst verlassen ist". Umso wichtiger sei da die Rolle der Brennereien, die im Rems-Murr-Kreis ein Drittel des 2009 geernteten Mostobstes verwertet hätten.

Naturschutzverbände und der Schwäbische Heimatbund befürchten, dass die Zahl der Streuobstwiesen deutlich zurückgehen wird, wenn die Abnahmegarantie endet und damit eine wichtige Einnahmequelle für die Kleinbrenner versiegt. In einer Übergangszeit werde man eine Lösung finden, glaubt der Fritz Aichele. Daran habe letztlich auch der Staat ein Interesse: "Die Einnahmen durch die Steuerzahlungen der Kleinbrenner liegen um rund fünf Millionen Euro höher als das, was wir vom Staat bekommen."