Die Replik der kleinen braunen Himmelsmaschine, eine astronomische Uhr des Genies Philipp Matthäus Hahn, steht jetzt im Stadtmuseum in Echterdingen. Dass es so weit gekommen ist, war alles andere als eine Selbstverständlichkeit.

Echterdingen - Echterdingen ist um eine Attraktion reicher: Mit der kleinen braunen Himmelsmaschine hat das Stadtmuseum jetzt das prägnanteste Erinnerungsstück an den großen Sohn der Stadt, das Universalgenie Philipp Matthäus Hahn (1739 – 1790): Die einzige Replik der kleinen braunen Himmelsmaschine. Am Donnerstagvormittag wurde sie mit Oberbürgermeister Roland Klenk und Vertretern der Gemeinderatsfraktionen feierlich dem Museum übergeben. Am Sonntag, 21. Mai, kann die Öffentlichkeit die astronomische Uhr bewundern. Rund 90 000 Euro musste der Förderverein des Stadtmuseums sammeln, um die Uhr von einer Privatperson zu kaufen, bevor diese das gute Stück auf eine Auktion gegeben hätte.

 

Die heimliche Geliebte des Museumsleiters

„Philipp Mattäus Hahn war angesichts seiner Bedeutung als eine Art schwäbischer Leonardo da Vinci in unserer Sammlung unterrepräsentiert“, bekannte jüngst Wolfgang Haug, der Leiter des Stadtmuseums. Jetzt hat er Grund zum Strahlen. „Ich habe die Replik der Himmelsmaschine in den vergangenen Wochen und Monaten kreuz und quer durchs Land chauffiert. Ich bin fasziniert von dieser meiner heimlichen Geliebten“, sagte er bei der Übergabe der Kostbarkeit an die Stadt. Beim Festakt, mutmaßte er, wäre Hahn wohl bescheiden und in Gedanken an seine Konstruktionen versunken hinten gesessen, sagt Haug. „Vielleicht vielleicht wäre ihm der Trubel unangenehm gewesen, denn die Maschine hatte er nicht zu seinen eigenen Ehren, sondern zu Ehren Gottes geschaffen.“

„Ich freue mich, dass der Gemeinderat von der Idee fasziniert war und dass die Maschine jetzt hier ist“, sagte OB Roland Klenk im Namen der Stadt, die einen namhaften Betrag gestiftet hatte. Weitere große Spenden kamen vom Flughafen, Banken, Wirtschaftsunternehmen und Privatpersonen. „Man kann zwei Dingen nicht entgehen: dem Tod und einem Mitbürger, der sich etwas in den Kopf gesetzt hat“, sagte Roland Klenk als Lob für das Engagement von Wolfgang Haug und Hans Huber.

Eindringen in die Gedankenwelt des Genies

Das Original der kleinen braunen Himmelsmaschine steht im Landesmuseum in Stuttgart. Dass deren einzige Replik jetzt nach Echterdingen gekommen ist, verdankt die Stadt der Hartnäckigkeit des Fördervereinsvorsitzenden Hans Huber, dem Museumsleiter Wolfgang Haug – und ein klein wenig dem Zufall. Vor etwa einem Jahr trafen sich die beiden mit Alfred Leiter. Der 90-jährige Uhrmacher und Restaurator hatte schon Hahnsche Taschenuhren nachgebaut. In einem Nebensatz erwähnte Leiter, dass die Replik der Himmelsmaschine auf dem Markt sei. Alfred Leiter, der jedes zugängliche Schriftstück Hahns studiert hatte, um in dessen Gedankenwelt einzudringen, hat das Wunderwerk bis hin zu den kleinsten Zahnrädern und Schrauben kongenial nachgebaut und das notwendige und heute nicht mehr erhältliche Werkzeug zum Teil selbst gefertigt. Auch für die Hermen, welche den Himmelsglobus aus aufwendig emailliertem Silber tragen, hat er Gussformen hergestellt und die Götterfiguren selbst gegossen (wir berichteten).

„Ich habe das Original zuerst in London auf einer Auktion gesehen und es für das Landesmuseum, das es ersteigert hat, restauriert und in den Zustand versetzt, in dem es 1938 nach England kam“, erzählte Alfred Leiter bei der Veranstaltung. Beim Bau der Uhr hat er nur für die hellblaue Himmelskugel Hilfe gebraucht. Auf ihr sind 1000 Fixsterne und, in dunklerem Blau, Allegorien der Sternbilder verewigt: „Ich habe dafür einen fast 90-jährigen Emailleur gefunden. Jede Veränderung im Blau war ein eigener Brennvorgang bei 750 Grad. Es ist schwer, das zu schaffen, ohne dass die Kugel reißt.“ Leiter hat der Maschine ein Stoßwerk eingebaut, das der Uhr Genauigkeit verleiht. Trotz seines Genies ist dies Hahn nicht gelungen.

Die Himmelsmaschine ist in einer Vitrine im Erdgeschoss des Stadtmuseums, Hauptstraße 79, zu sehen. Öffnungszeiten am Sonntag, 21. Mai: 10.30 Uhr bis 12.30 Uhr und 14.30 Uhr bis 17.30 Uhr. Gönner haben dem Förderverein 12 000 Euro für den Kauf der Himmelsmaschine vorgestreckt. Für die Rückzahlung sind Spenden gerne gesehen: Echterdinger Bank; IBAN: DE 26600627750006002013.