Die Schmid-Gruppe in Freudenstadt stellt Anlagen her, die Sand in Solarzellen verwandeln. Die wichtigsten Kunden der Schwaben sitzen in Asien. Und für die gibt es Lob.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Freudenstadt - Über Deutschlands größtem Marktplatz strahlt die Sonne. Kinder tollen an Wasserspielen herum, in den Straßencafés genießen die Besucher einen Latte macchiato oder Eisbecher. Auch Freudenstadts größter industrieller Arbeitgeber lebt von der Sonne: Die Gebr. Schmid GmbH + Co. stellt Maschinen für Solarindustrie her. Was die Schwarzwälder tun, bringt der geschäftsführende Gesellschafter Christian Schmid fast verblüffend einfach auf den Punkt: „Wir bauen Fabriken, vorne kommt Sand hinein und am Ende kommen Solarmodule heraus“, sagt Schmid.

 

Die Verwandlung von Silizium in Solarzellen – dies ist die Aufgabe von Schmids Maschinen. Sie pressen Silizium zu Blöcken, aus denen quadratische Wafer geschnitten werden, die dann zu Solarzellen verarbeitet werden. Dazwischen wird das Material gereinigt und beschichtet, damit es die Strahlen der Sonne einfängt, statt diese zu reflektieren. „90 Prozent der Wertschöpfung bei der Herstellung von Silizium bis zum Solarmodul können mit unseren Anlagen abgedeckt werden“, erklärt der geschäftsführende Gesellschafter, „das macht weltweit kein anderer Anbieter mit dieser hohen Wertschöpfung.“

„Uns geht es besser als den Anderen“

Die Unternehmensgruppe beschäftigt 2500 Mitarbeiter, davon etwas mehr als 600 in Freudenstadt. Die Gesamtleistung lag im vergangenen Jahr bei einem Produktionswert von 340 Millionen Euro. In diesem Jahr rechnet der Firmenchef mit einem starken Rückgang, der aber bereits 2013 wieder wettgemacht werden soll.

Wettbewerber der Sonnenfreunde aus dem schwarzen Wald sind die angeschlagene Centrotherm AG in Blaubeuren und die Manz AG in Reutlingen. „Uns geht es besser als den Anderen“,sagt Schmid. Dass die Solarindustrie weltweit gerade eine Dürrephase durchmacht, sieht er zwar an seinem Umsatzrückgang, aber Schweißperlen treibt ihm dies nicht auf die Stirn. „Wir sind grundsolide finanziert“, meint er über die Finanzlage des Unternehmens, das er in fünfter Generation umtreibt. Allerdings: „Ertragszahlen“, so sagt er, „geben wir traditionell nie bekannt.“

„Als Familienunternehmen können wir langfristig denken“, meint der Firmenchef. Zudem hätten sich andere, wie er mit Blick auf Centrotherm meint, „bei einigen Projekten wohl etwas übernommen und wohl auch etwas blauäugig gehandelt.“

Lob für die Chinesen

Anders im Schwarzwald: dort sei man eher behutsam vorgegangen, habe zudem das Wachstum der vergangenen Jahre „komplett aus der Familie finanziert“. Dabei war dieses so schlecht nicht. Vor zehn Jahren hatte die Gruppe mit damals etwa 300 Mitarbeitern lediglich rund 80 Millionen Euro umgesetzt. Mitarbeiter sind heute in Freudenstadt, an drei weiteren deutschen Standorten, in China, auf Taiwan und in den USA tätig. Das größte Auslandswerk liegt in Zhuhai, einer Millionenstadt in der südchinesischen Provinz Guangdong. Rund 360 Beschäftigte produzieren dort Maschinen zur Herstellung von Leiterplatten und zur Bearbeitung von Komponenten für die Fotovoltaik.

Rund 70 Prozent des Umsatzes erzielt Schmid im Ausland, in erster Linie in Asien. Dort müssen sich die Schwaben zwar mit Koreanern und Japanern herumschlagen, aber sie haben vorgesorgt – mit eigenen Werken sozusagen vor der Haustür der Konkurrenten. Und besser als diese sei man allemal: „Wir wissen auch noch nach zehn Jahren, welche Ersatzteile in einer Maschine eingebaut sind.“

Lob für die Chinesen

Doch Schmid hat durchaus auch Lob für die Chinesen übrig: „Die haben mit dafür gesorgt, dass bei uns die Preise für Zellen und Module so drastisch gesunken sind.“ Und natürlich hält er auch nichts von Dumpingzöllen auf Module aus dem Reich der Mitte. Diese nämlich träfen seine eigenen Kunden – ein Bumerangeffekt. Doch abseits des politischen Geplänkels glaubt der Firmenchef fest an die solare Zukunft: „Die Herstellkosten von Modulen wurden von 2006 bis heute um 65 Prozent reduziert“, berichtet er. Jedes Jahr, so seine Prognose, könnten die Preise um weitere zehn Prozent gesenkt werden.

Kunden hat das Freudenstädter Unternehmen inzwischen auch in Saudi-Arabien. Das mag auf den ersten Blick nicht verwundern, weil das Wüstenreich mit Sonne gesegnet ist. Doch die Saudis haben offenbar erkannt,was Schmid viel wichtiger erscheint: „Die merken, dass ihr Öl eigentlich zu schade ist, um verbrannt zu werden.“ Und außerdem, so hat jedenfalls der Chef des Schwarzwälder Unternehmens ausgerechnet, „Solarstrom ist auch dort billiger als Strom aus Öl.“ Und weil nach seiner Meinung auch in Deutschland der Solarstrom noch billiger wird, glaubt Schmid, dass „die Diskussion über Subventionen für Solarstrom in zwei Jahren komplett durch ist.“

Der geschäftsführende Gesellschafter indes weiß auch um das wohl wichtigste Problem mit dem Solarstrom: Die Sonne scheint nicht immer, also muss er gespeichert werden. Schon bis Ende des Jahres will der Firmenchef daher die „erste große Batterie“ entwickeln. „Wir gehen jetzt das Thema Produkte zum Speichern von Energie an.“ Stets an Neuem zu arbeiten hat für ihn durchaus Tradition: „Der Schwarzwald war schon immer eine Ecke der Tüftler und Erfinder,“ sagt Schmid.