Der Ärger um das Glasband auf dem Kleinen Schlossplatz soll ein Ende haben: Das vom Gemeinderatsausschuss heftig gescholtene Architektenbüro Hascher und Jehle wird die Anlage umgestalten.

Stuttgart - Das mehrfach beschädigte Glasoberlichtband auf dem Kleinen Schlossplatz soll endgültig geschlossen werden. Darauf hat sich am Dienstag eine deutliche Mehrheit im Technischen Ausschuss des Gemeinderats verständigt. Zuvor gab es freilich fraktionsübergreifend Schelte für die Architekten Hascher und Jehle, die das Oberlicht entworfen hatten. Die Stadt will nun allerdings auch die neue Lösung mit dem Berliner Architektenbüro angehen. Wie berichtet, war das Glasoberlichtband seit seinem Einbau mehrfach beschädigt worden. Eine etwa von der CDU-Fraktion im Gemeinderat geforderte Schließung der Fuge mit Beton oder Stein lehnten Hascher und Jehle zunächst mit dem Hinweis auf das Urheberrecht ab.

 

Erfolglose Experimente

In der Folge experimentierten Hochbauamt und Architekten mit einer Abdeckung aus Edelstahlplatten. Die Tests wurden allerdings abgebrochen, weil sich herausstellte, dass sich das Material im Sommer auf knapp 60 Grad erhitzt und somit eine Gefahr etwa für spielende Kleinkinder darstellt. Weitere Vorschläge der Architekten, die Stahlplatten mit Gummigranulat oder Kunstharz zu beschichten, wurden vom Hochbauamt abgelehnt. Nach Gesprächen mit Technikbürgermeister Dirk Thürnau erklärten sich die Architekten schließlich doch bereit, das Urheberrecht hintanzustellen und an der Abdichtung der Fuge mittels Betonfertigteilen mitzuwirken. Die Fläche soll mit einem Steinbelag versehen werden.

Die Tatsache, dass die Architekten diesem Vorgehen allerdings nur ihr Plazet erteilen, wenn sie auch ihre Kosten für die jetzt verworfene Variante erstattet bekommen, rief im Ausschuss Unmut hervor. Bisher hat das Büro laut Klenk rund 35 000 Euro erhalten, vereinbart sind laut Klenk insgesamt 180 000 Euro. Die Summe soll mit dem Honorar für die Abdichtung verrechnet werden.

Erneutes Plädoyer für eine Wasserfläche

„Hascher und Jehle mögen zwar attraktive Entwürfe vorlegen, haben aber von der praktischen Umsetzung offenbar keine Ahnung“, so CDU-Fraktionschef Alexander Kotz. Das Büro habe das Problem verursacht und wolle nun auch noch an der Reparatur verdienen: „Das stört mich maßlos.“ Kotz plädierte erneut für eine Wasserfläche anstelle des Oberlichtglasbandes.

„Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Architekten“

Auch Michael Kienzle (Grüne) zeigte sich verwundert, dass die Architekten die Eigenschaften des Edelstahls „offenbar nicht kannten“. Auch die Idee, das Oberlicht mit einer Art Tartanbahn zu überziehen, habe ihn irritiert. Gleichwohl solle nun die Architektenschelte beendet werden: „Wir wollen dort Ruhe reinkriegen und keine neue Experimente – etwa mit Wasser.“ Die SPD-Fraktionsvorsitzende Roswitha Blind erklärte, das Ganze sei eine „Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Architekten“. Eine Wasserfläche auf dem Kleinen Schlossplatz sei zwar reizvoll: „Solange wir aber im Haushalt kein Geld für den Betrieb unserer Brunnen haben, sollten wir uns keinen neuen anlachen.“ Joachim Fahrion (Freie Wähler) plädierte zunächst dafür, das Risiko eines Urheberrechtsstreits in Kauf zu nehmen, stimmte aber letztlich dem Vorgehen der Verwaltung zu. „Die Bürgerseele kocht wegen des Baupfuschs“, so Günter Stübel (FDP). Er votierte mit der CDU für eine Wasserfläche, unterlag aber bei der Abstimmung.