Der Konkurrenzkampf zwischen Mietwagenfirmen und Taxiunternehmen wird immer brutaler. Beschimpfungen, handfeste Auseinandersetzungen sind an der Tagesordnung. Auch untereinander sind die Fahrer nicht zimperlich.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Viele Taxifahrer trauen sich nicht, offen zu reden – aus Angst vor Repressalien. Aber hinter vorgehaltener Hand fallen harte Worte. Das Beförderungsgewerbe in Ludwigsburg sei der „größte Sauhaufen“ im ganzen Land, sagt einer, der in eben diesem Gewebe tätig ist. Taxiunternehmen gegen Mietwagenfirmen. Taxis gegen Taxis. Mietwagen gegen Taxis. Alle gegen alle. So sei das.

 

Die Ausgangslage: wer ein Taxi anmelden will, braucht eine Lizenz, und die Zahl der Lizenzen ist limitiert, um den Markt im Gleichgewicht zu halten. Allerdings drängen zunehmend Mietwagenunternehmen auf diesen Markt. Wer mit einem Mietwagen Personen befördert, benötigt ebenfalls eine Lizenz, aber es gibt kein Limit. Die Firmen können selbst entscheiden, wie viele Fahrzeuge sie anmelden. Dafür dürfen Mietwagenfahrer vieles nicht, was Taxifahrer dürfen. Vor allem dürfen sie keine Kunden am Straßenrand einsammeln oder auf Fahrgäste warten, etwa am Bahnhof. Wer einen Wagen mieten will, muss anrufen – was im Zeitalter des Handys keine allzu große Hürde mehr ist.

Beschimpfungen, handfeste Auseinandersetzungen, Vorwürfe

Im Kreis Ludwigsburg dominiert die Mietwagenfirma Minicar mit Sitz in Möglingen, die über eine Flotte von 34 Fahrzeugen verfügt. 20 000 Personenbeförderungen übernimmt Minicar – pro Monat. „Wir haben uns immer um ein harmonisches Verhältnis zu den Taxifahrern bemüht“, sagt der Niederlassungsleiter Andreas Schneider. Aber die andere Seite wiederhole stets nur die alten Vorwürfe.

Die andere Seite, das ist die Ludwigsburger Taxizentrale, ebenfalls nicht unumstritten. Nach Querelen hat die Genossenschaft viele Mitglieder verloren, übrig blieben 33 Genossen mit 50 Fahrzeugen. Die internen Probleme seien längst gelöst, man halte zusammen, sagt der Vorstand Mehran Saghdoshpey. Alle gegen Minicar. Die Firma halte sich nicht an die Regeln, klagt Saghdoshpey. Minicar-Fahrer würden sehr wohl auf Kunden warten, auch am Bahnhof oder an der Fußgängerzone. „Wenn wir sie höflich darauf ansprechen, werden wir beschimpft.“ Auch „körperlichen Kontakt“ habe es bereits gegeben, heißt: handfeste Auseinandersetzungen. Das aber sei selten. „Niemand hier will einen Krieg.“

Die Firmen denunzieren sich gegenseitig

Andreas Schneider, der Minicar-Leiter, schüttelt den Kopf. „Unsere Fahrer kriegen quasi intravenös eingetrichtert, dass sie nach jeder Fahrt zurück zur Zentrale müssen und keine Kunden einsammeln dürfen“, sagt er. Das werde protokolliert. Die Vorwürfe seien haltlos. Auch Schneider berichtet von Beschimpfungen. Seine Mitarbeiter seien von Taxifahrern bedrängt worden. Sogar Detektive habe man auf die Firma angesetzt, die wohl herausfinden sollten, dass die Minicar-Leute schwarz arbeiteten oder die Autos schlecht gewartet seien. „Die haben natürlich nichts gefunden“, sagt Schneider. Das Unternehmen werde von den Behörden und vom Zoll streng kontrolliert – und sei nie negativ aufgefallen.

Minicar, sagt Schneider, könne sich vor allem deshalb am Markt behaupten, weil man besser organisiert sei. „Wenn wir Reifen einkaufen, dann in großer Stückzahl, das spart Geld.“ Bei den Taxifahrern sei dies anders, da denke jeder nur an sich.

Der Markt im Beförderungsgewerbe gerät ins Ungleichgewicht

„Wir haben registriert, dass sich das Gleichgewicht am Markt zu Ungunsten der Taxis verschiebt“, sagt Jürgen Vogt, der Leiter des Verkehrsdezernats im Landratsamt. Doch dem Kreis seien die Hände gebunden. Der Bund sei dafür verantwortlich, dass es für Taxikonzessionen ein Limit gebe und für Mietwagenkonzessionen nicht. Dies befeuere einen nicht gewollten Konkurrenzkampf, in den auch sein Dezernat hineingezogen werde. Manchmal werde versucht, über die Behörde einen Konkurrenten zu maßregeln: mit einer Anzeige oder einem dezenten Hinweis, die Fahrzeuge des anderen seien nicht in Ordnung. „Wir gehen dem nach“, sagt Vogt. „Haben aber eigentlich nie Anzeichen für Verstöße gefunden.“

Auch die Taxifahrer untereinander sind nicht zimperlich. Jörn-Götz Dahlke ist Chef eines Taxiunternehmens und war einst Mitglied der Genossenschaft. Er redet offen. „Die Taxizentrale sieht die Fehler immer nur bei Minicar und nie bei sich selbst“, kritisiert Dahlke. In Ludwigsburg koche jeder sein eigenes Süppchen, Gier und Neid seien weit verbreitet. „Da gönnt der eine dem anderen nicht das Schwarze unter den Nägeln.“ Der Gedanke, dass Taxifahrer Dienstleister seien, sei bei vielen gar nicht präsent. Darunter leide der Service – und das gesamte Gewerbe.

Dahlke selbst bietet seinen Kunden auch Mietwagen an. Er wolle breit aufgestellt sein, sagt er. Und er kooperiere mit ausgewählten Kollegen. In diesem kleinen Kreis helfe man sich gegenseitig. „Mit Solidarität kann man viel erreichen“, sagt er.