In den ersten zehn Wochen haben 6000 Besucher die Fellbacher Ausstellung in der Alten Kelter gesehen. Vor allem von den Führungen sind viele Besucher begeistert.

Fellbach - Ingo Riethmüller führt von Ausstellungsbeginn an Besucher durch die 13. Triennale Kleinplastik in der Alten Kelter. Sätze wie „Das haben Sie wunderbar gemacht. Einige Kunstwerke hätte ich mir gar nicht genauer angeschaut, wäre an ihnen vorbeigelaufen. Ihren Sinn und ihre Botschaft habe ich nur dank Ihren Ausführungen verstanden“ hört er am Ende einer Führung häufig. Auch seine Kollegen bekommen viel Anerkennung für ihre Arbeit. Die lobenden Worte haben nichts mit Lobhudelei zu tun. Vielmehr ist es wirklich so, dass die diesjährige Triennale förmlich nach Führungen und Erklärungen ruft – weitaus mehr als ihre zwölf Vorgänger. Das zeichnete sich eigentlich schon in dem Moment ab, als ihr Thema „Food – Ökologien des Alltags“ bekannt wurde.

 

125 Führungen in zehn Wochen

Mittlerweile 6000 Menschen haben die Ausstellung, die sich kritisch mit dem Umgang mit Lebensmitteln in der Gesellschaft auseinandersetzt, gesehen. Seit dem 11. Juni ist die Kunstschau geöffnet. In den letzten Wochen hat sich der Besucherzustrom etwas verlangsamt und reduziert. Auch die Triennale bleibt von dem oft zitierten Sommerloch nicht verschont. Nicht so die Führungen, sie sind nach wie vor gut nachgefragt und besucht. Längst sind sie kein Geheimtipp mehr sondern der eigentliche Renner. Insgesamt 125 Führungen hat das Fellbacher Kulturamt in den letzten zehn Wochen organisiert, 40 davon waren angemeldet, der Rest öffentlich. „Für September haben wir jetzt schon 37 Anmeldungen, unter anderem vier Schulklassen“, sagt Kulturamtsleiterin Christa Linsenmaier-Wolf mit Blick in den Terminkalender und ist sich sicher: „Das wird noch mehr dazukommen sobald die Schule wieder begonnen hat.“ Sie rechnet damit, dass es am Ende der Ausstellung, am 2. Oktober, rund 200 Führungen sein werden. Ganz bunt gemischt ist ihr Klientel – vom Lions Club bis zu den Landfrauen. Die meisten Anfragen kommen aus Fellbach und der näheren Umgebung. Die Tatsache, dass die Kuratorin dieses Mal aus Frankfurt kommt, hat bisher noch zu keinen größeren Besucherströmen aus der Main-Metropole geführt.

Besonders ist vor allem, dass die Schau zum Nachdenken anregt

Mittlerweile hat es sich aber herumgesprochen, dass „die Stärke dieser Ausstellung darin liegt, dass sie auf undogmatische Weise zum Nachdenken anregt“, wie es ein Journalist formuliert. Apropos Presse – die ist nahezu durchweg angetan von der Schau. Der Redakteur der TAZ aus Berlin hatte Fellbach wohl nicht wirklich auf dem Radar, wenn er empfiehlt „die kleine Stadt Fellbach und ihre Schau auf keinen Fall zu übersehen.“ Am Donnerstag war ein Redakteur der Süddeutschen Zeitung aus München in der Alten Kelter. Man darf gespannt sein, wie sein Urteil ausfällt. Ob auch er, wie viele, beeindruckt ist von der Raumgestaltung? Die weiße Husse, hinter der das Gebälk versteckt wurde, findet fast uneingeschränkt große Beachtung und Anklang. „Der heimliche Star dieser Triennale ist der Ausstellungsort selbst“, heißt es.

Die interaktiven Ausstellungen sind aktuell, kritisch und politisch

Foto: Rege Gespräche beim Studieren der Einmachgläser Ingrid Sachsenmaier
Die Ausstellung sei aktuell, kritisch und politisch. Diese Argumente hört Christa Linsenmaier-Wolf sehr häufig. Die Schau ist ausgesprochen interaktiv – und die meisten Besucher nehmen das an. Viele verweilen richtig lange. Auch ihr sei es schon passiert, dass sie mit Gästen über 2,5 Stunden in der Alten Kelter geblieben sei, sagt die Kulturamtsleiterin. Das Kulturamt hält auch in den kommenden Wochen an seinem erweiterten Angebot von Führungen fest. Am Samstag, 10. September, wird es um 19.30 Uhr ein weiteres Künstlergespräch in der Alten Kelter geben. Das dritte. Eingeladen sind die beiden Schweizer Künstler Valentin Beck und Adrian Rast. Sie werden mit dem Dokumentarfilmer Valentin Thurn aus Waiblingen diskutieren. Das Kunstwerk der beiden Eidgenossen, „Ein’Mach‘Ende“ entwickelt sich ohnehin zu einem Magnet für Besucher. Es wird sicher viel zu erzählen ergeben. „Es ist eine Ausstellung, die lebt,“ so empfindet es Christa Linsenmaier-Wolf. Und offenbar auch ein Großteil der Besucher. Rekorde brechen wird diese Triennale aber aller Voraussicht nach nicht. „Wir erreichen vielleicht die Besucherzahl der 12. Triennale, die ja die meisten Besucher aller bisherigen verbuchte“, sagt Christa Linsenmaier-Wolf.“