Um das Klimaziel zu erreichen seien auf der ganzen Welt gigantische Investitionen nötig, sagt Bundesumweltministerin Barbara Hendricks. Sie hofft, dass es beim Klimagipfel in Paris gelingt, diese Mittel in die richtige Richtung zu lenken.

Politik/Baden-Württemberg : Bärbel Krauß (luß)

Berlin – Nächste Woche beginnt die Bundesregierung die entscheidenden Beratungen vor dem Klimagipfel in Paris. Umweltministerin Barbara Hendricks rechnet mit einem langen Weg.

 
Frau Hendricks, Sie haben beim Petersberger Klimadialog mehr als dreißig Umweltminister aus aller Welt zu Gast. Wie groß ist das Lager der „Klima-Retter“ und wie groß ist die Gruppe der Blockierer?
 
Natürlich fällt es vor allem den Staaten schwer, die große Kohle- und Ölvorräte besitzen oder bei der Stromerzeugung vor allem auf konventionelle Energie setzen. Aber unser Ziel ist, dass alle Länder Teil der Lösung werden können. Strom aus Solaranlagen ist heute schon überall auf der Welt günstiger als Strom aus Dieselgeneratoren. Davon können gerade auch Entwicklungsländer profitieren. Wir helfen gern dabei.
Seit der Klimagipfel in Kopenhagen vor sechs Jahren gescheitert ist, nimmt die Weltgemeinschaft zum ersten Mal wieder ernsthaft Anlauf, um einen Klimavertrag aller Nationen zustande zu bringen. Wie hoch ist in Ihren Augen das Risiko, dass auch dieser Versuch scheitert?
Das Risiko ist geringer als vor Kopenhagen, auch weil die Erwartungen realistischer sind. Damals glaubten viele noch an den Big Bang, mit dem man das Weltklimaproblem ein für alle Mal lösen könnte. Heute wissen wir besser, wie ein Klimapaket aussehen müsste, dem auch die USA und China zustimmen können und das trotzdem die Klimaziele erreichbar macht. Paris wird nicht der Schlusspunkt, sondern – hoffentlich – der Start zu einem langen, gemeinsamen Weg in eine klimaneutrale Weltwirtschaft.
Was ist diesmal noch anders als 2009?
Die Technologie hat sich enorm weiterentwickelt. Deutschland ist jetzt Energiewendeland und damit konkretes Beispiel für Klimaschutz in einem Industrieland. Wir zeigen seit Jahrzehnten, dass die Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Treibhausgasemissionen in einem zukunftsorientierten Industrieland technisch möglich ist und ökonomische Vorteile hat. Die Kosten für Energie aus Wind und Sonne sind rapide gesunken, die Lösungen für den Klimaschutz liegen auf dem Tisch. Das war 2009 noch nicht ganz so.