Cop 21 ist eröffnet. In den nächsten zwei Wochen sollen 10.000 Politiker und Beamte die Weichen so stellen, dass die Welt, wie wir sie kennen, überlebt. Frankreichs Präsident Hollande nennt die Voraussetzungen, die dazu nötig sind.

Politik/Baden-Württemberg : Bärbel Krauß (luß)

Paris - Dass US-Präsident Barack Obama in der Stadt ist, haben die Pariser schon daran gemerkt, dass morgens um sieben ihre Welt schon nicht gar mehr ganz in Ordnung ist. Jedenfalls sind die Autobahn A1 und die Route Nationale, die den Flughafen Charles de Gaulle und das Messezentrum von Le Bourget verbindet, schon eineinhalb Stunden vor acht Uhr gesperrt. Ab dann, hatten UN-Mitarbeiter auf dem Cop21-Gelände schon am Tag zuvor geunkt, werde für den öffentlichen Verkehr die Devise vom Roulette-Tisch gelten: rien ne va plus – nichts geht mehr. Sicherheitshalber hatte die Prefektur die Pariser aufgefordert, sie sollten Fortbewegungen jenseits ihrer Wohnung, an diesem Tag, wann immer möglich ganz unterlassen.

 

Jetzt ist Obama doch schon früher unterwegs, und das für den Gipfel-Tag der Superlative prognostizierte Verkehrschaos geht entsprechend früher los. Aber immerhin: Für die Klimakonferenz, die in den nächsten zwei Wochen einen umfassenden und verbindlichen Weltklimavertrag aushandeln soll, zahlen sich die großzügigen Absperrungen im Norden der französischen Hauptstadt aus.

Schon lange vor dem offiziellen Beginn belebt sich die Hauptstraße auf dem Cop-Gelände, auf der von jetzt an tausende Politiker, Beamte, Aktivisten und Journalisten zwischen Plenarsälen, Ausstellungshallen, Delegationsräumen und Veranstaltungszentren für bilaterale Auftritte hin- und herhasten werden. Sinnigerweise haben die Cop-Vorbereiter diesen Hauptverbindungsweg von COP21 , an dessen Ende ein rot-angestrahlter Miniatur-Eiffelturm aufgebaut wurde, „Champs-Elysées“ genannt. Paris lässt grüßen – auch wenn das COP21-Gelände um Lichtjahre entfernt erscheint von dem eleganten Stadtzentrum, das jedes Jahr Millionen von Touristen in seinen Bann zieht.

Eine lebenswerte Umgebung für Mensch und Tier

Aber links und rechts von der Cop Champs Elysée streben gelbe Bären, pinkfarbene Tiger, grüne Elche und blaue Giraffen in Richtung Eiffelturm, als hätte Noahs Arche an seinem Fuße festgemacht. Ähnliches soll mit dem Klimaabkommen hier schließlich geleistet werden. Wenn es die Hoffnungen erfüllt, die die Staatengemeinschaft darin setzt, dann wird es dafür sorgen, dass der Planet Erde auch in Zukunft Mensch und Tier eine lebenswerte Umgebung bietet.

Aber jetzt geht es erst mal um den Eröffnungsmarathon, der an Tag eins der diesjährigen Klimakonferenz zu bewältigen ist. Deutschlands Umweltministerin Barbara Hendricks ist früh dran. Um 10 Uhr schon zerschneidet sie vor einer stilisierten Weltkarte voller Eisberge ein schwarz-rot-goldenes Band. „Darf man das überhaupt“, räsoniert sie noch, die Schere schon in der Hand, „die Fahne durchschneiden?“ Doch dann schiebt sie mögliche protokollarische Bedenken wegen der Zerstörung des staatlichen Symbols beherzt beiseite, zerschneidet das Band und eröffnet den deutschen Pavillon. Er wird in den nächsten Wochen ein Dreh- und Angelpunkt der deutschen Klimapolitik sein.

Eine Stunde später ist Ban Ki Moon an der Reihe. Er und Frankreichs Staatspräsident François Hollande schütteln Hand um Hand. 151 Staatschefs, die zum Sondergipfel kommen, wollen stilvoll empfangen sein. Um 11 Uhr eröffnet der französische Außenminister, der diesjährige Cop-Präsident die diesjährige Klimakonferenz. „Nations unies – Nationen vereint“ steht auf Französisch an der Rückwand des Plenarsaals „Seine“. Fabius begrüßt die Staatschefs, dann ruft UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zu einer Schweigeminute für die Opfer des Terroranschlags vor gut zwei Wochen auf.

Dank für Unterstützung nach dem Terror-Anschlag

François Hollande betont gleich im Anschluss, dass noch nie zuvor so viele Staatschefs in Paris zusammen getroffen sind. Er bedankt sich im Namen der Franzosen für die Unterstützung, die Frankreich nach dem Anschlägen erfahren hat. „Die Terroristen zwingen uns, uns auf das, was wichtig ist, zu konzentrieren“, betont er und setzt dann hinzu: „Ich werde mich nicht entscheiden zwischen dem Kampf gegen den Terrorismus oder dem Kampf gegen die Erderwärmung. Wir müssen uns beiden Aufgaben stellen.“ Er wolle der Konferenz Tempo und Ehrgeiz einhauchen. „Denn wir müssen am 12. Dezember eine Einigung haben“.

Drei Bedingungen nennt Hollande, die dafür stimmen müssen: Zum einen müssten die Staaten die Herausforderung des Klimawandels solidarisch angehen. „Kein Volk und keine Region der Welt dürfen damit allein gelassen werden“. Zum zweiten müsse das Finanzversprechen von Kopenhagen, 100 Milliarden Dollar für den Kampf gegen die Erderwärmung zur Verfügung zu stellen, mit Garantien untermauert werden. Als drittes müssten alle Zivilgesellschaften sich in Bewegung setzen: Verantwortliche auf lokaler Ebene, Investoren und die Menschen selbst, müssten die Schlüsselfaktoren des nötigen Wandels verstehen. „Sie haben die Macht. Die Zukunft unseres Planeten liegt in Ihrer Hand“, sagt Ban Ki Moon wenig später zu den Delegierten. Die Klimakonferenz von Paris ist eröffnet.