Kein leichtes Unterfangen: Vertreter aus 195 Ländern wollen bei Paris die Klimaprobleme der Welt in den Griff bekommen. Bis zum 11. Dezember wollen die Vertreter der Länder einen Weltklimavertrag aushandeln.

Le Bourget/Paris - Für den Klimaschutz fordert Bundeskanzlerin Angela Merkel einen radikalen Umbau der Weltwirtschaft: Bis Ende dieses Jahrhunderts müsse die völlige Abkehr von Kohle, Gas und Öl geschafft sein, sagte Merkel am Montag zu Beginn des Pariser Weltklimagipfels. Dort kam eine Rekordzahl von 151 Staats- und Regierungschef zusammen, um dem geplanten Klimapakt den nötigen Schub zu geben. Binnen zwei Wochen soll der Vertrag stehen.

 

Die Konferenz ist damit Höhepunkt jahrelanger Verhandlungen. Das Abkommen soll in den nächsten Jahrzehnten den Ausstoß von Treibhausgasen drosseln, die für die gefährliche Erderwärmung und deren katastrophale Folgen verantwortlich gemacht werden. Gleichzeitig sollen arme Länder Hilfe bekommen, ihre Wirtschaft klimafreundlich zu entwickeln und mit den Auswirkungen des Klimawandels fertig zu werden. Somit geht es auch um milliardenschwere Geld- und Technologietransfers.

Terror und Klimaschutz in einem Atemzug

Der französische Präsident François Hollande eröffnete die UN-Konferenz nur zweieinhalb Wochen nach der verheerenden Pariser Terrorwelle und stellte beide Themen in einen Zusammenhang: „Der Kampf gegen Terrorismus und der Kampf gegen den Klimawandel sind zwei wichtige globale Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen.“ Ein starkes Klimaabkommen werde zum Weltfrieden beitragen und dafür sorgen, dass weniger Menschen vor Wetterextremen fliehen.

US-Präsident Barack Obama bezeichnete den Pariser Gipfel als „Trotzhandlung“ nach dem Terror vom 13. November. Er forderte drastische Maßnahmen gegen Treibhausgase, um schlimme Klimafolgen zu vermeiden. Mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping bekräftigte Obama zudem den Willen zur Zusammenarbeit beim Klimaschutz.

Auch Schwellenländer müssen Auflagen erfüllen

Das gilt als Schlüssel, da China und die USA die beiden größten Verursacher von Treibhausgasen weltweit sind. Xi machte allerdings deutlich, dass China weiter Unterschiede zwischen Industrie- und Entwicklungsländer beim Klimaschutz sieht. „Der Kampf gegen den Klimawandel sollte nicht die berechtigten Interessen der Entwicklungsländer außer Acht lassen, Armut zu verringern und den Lebensstandard zu erhöhen.“

Die Aufgabenverteilung zwischen reichen und ärmeren Ländern ist einer der Knackpunkte bei dem Klimaabkommen. Im Kyoto-Protokoll von 1997 hatten nur die Industrieländer eine Reduzierung der Treibhausgase zugesagt. Nun sollen auch Entwicklungs- und Schwellenländer Verpflichtungen eingehen.

Die ärmeren Länder verweisen darauf, dass lange vor allem die Industrieländer Treibhausgase ausstießen. Auch befürchten sie, dass der Klimaschutz ihnen den Weg zu mehr Wohlstand abschneiden könnte. Technologietransfer soll ihnen eine „saubere“ Entwicklung möglichst ohne Kohle und Öl sichern. Die Bedeutung solcher Transfers unterstrich auch Bundeskanzlerin Merkel. Sie forderte darüber hinaus, die Klimaschutzzusagen einzelner Länder regelmäßig zu überprüfen.

Russland und die USA sagen Rückgang zu

Ursprünglich sollte das Klimaabkommen allen Beteiligten Pflichten auferlegen, um die Treibhausgase so weit zu reduzieren, dass die Temperatur weltweit nicht mehr als zwei Grad ansteigt. Da dies nicht durchsetzbar war, ging man den umgekehrten Weg: Jeder sagt, was er zu leisten bereit ist. 180 Länder haben bislang Vorschläge unterbreitet. Unter dem Strich reichen sie allerdings noch nicht aus, wie UN-Generalsekretär Ban Ki Moon am Sonntag bekräftigte.

Der russische Präsident Wladimir Putin sagte zu, dass sein Land 2030 nur noch 70 Prozent der Klimagase von 1990 in die Luft blasen will. Allerdings waren die russischen Emissionen nach 1990 bereits stark zurückgegangen. Die USA versprechen eine Reduzierung ihrer Emissionen um 32 Prozent bis 2030, allerdings vom Vergleichsjahr 2005 ausgesehen, als der Ausstoß viel höher war als 1990.