Die Wissenschaftler schlagen Alarm: Weil die Konzentrationen der Treibhausgase zunehmen, erwärmt sich die Erde immer schneller. Die Folgen: die Zahl von Dürren und Flutkatastrophen erhöht sich.

Stuttgart - Umweltschützer und Politiker sind durchaus optimistisch, dass die internationale Staatengemeinschaft bei der Bekämpfung des Klimawandels endlich vorankommt. Die Realität zeigt allerdings, dass dies auch dringender denn je ist. Der CO2-Ausstoß wächst scheinbar ungebremst, er hat mittlerweile annähernd 400 ppm, also 400 Teile CO2 pro eine Million Teile Luft erreicht. Die Folgen lassen nicht auf sich warten: Schon seit Monaten zeichnet sich ab, dass dieses Jahr das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen wird – auch in Deutschland: „2014 könnte für einen klimatologischen Paukenschlag sorgen“, prophezeit Gerhard Adrian, der Präsident des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Der November lag jedenfalls um etwa 2,5 Grad über dem langjährigen Durchschnitt für diesen Monat. „Wenn uns jetzt kein sibirischer Dezember mehr dazwischenfunkt, kann 2014 alle Rekorde brechen und das wärmste Jahr seit Beginn flächendeckender Messungen in Deutschland werden“, betont Adrian. Seit 1881 gibt es die Statistiken des Wetterdienstes.

 

Auch den Eisbären geht es immer schlechter

Die Folgen des Klimawandels zeigen sich mittlerweile immer deutlicher. Es vergeht keine Woche, in der die Wissenschaftler nicht von neuen Folgen der Erderwärmung berichten. So nahmen in den Schweizer Alpen nach jetzt veröffentlichten Daten des Gletscherinventars der Universität im schweizerischen Freiburg die Eisdecken auf den Berghöhen im Jahr 2010 insgesamt noch 940 Quadratkilometer ein – fast ein Drittel weniger als 1973. Und auch den Eisbären, einem besonderen Symbol für die Erderwärmung, geht es immer schlechter. Zumindest im Norden Alaskas und im angrenzenden Kanada sind die Bestände eingebrochen: Wurden dort 2004 noch 1500 Tiere gezählt, so sind es jetzt nur noch 900 Bären. Die Umweltstiftung WWF fürchtet zu Recht, dass sich dieser Trend fortsetzen und die weltweit auf 20 000 bis 25 000 Bären geschätzte Population weiter schrumpfen wird, denn die Arktis erwärmt sich besonders schnell: Dort ist die durchschnittliche Lufttemperatur in den vergangenen Jahren um rund fünf Grad gestiegen. Entsprechend geht das Packeis, der Lebensraum der Eisbären, pro Jahrzehnt um rund zehn Prozent zurück.

Chancen für eine Begrenzung der Erderwärmung sinken

Die Chancen, dass die Weltgemeinschaft das seit Langem erklärte Ziel erreicht, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, sinken dabei von Jahr zu Jahr. So warnte kürzlich der Kieler Klimaforscher Mojib Latif: „Wenn wir so weitermachen wie bisher, ist bis Ende des Jahrhunderts eine Erwärmung um vier Grad zu erwarten, mit unabsehbaren Folgen für Klima und Ökosysteme.“ Und Ottmar Edenhofer, der Chefökonom des Potsdam-Instituts für Klimaforschung, forderte jetzt ein deutlich höheres Engagement beim Klimaschutz, weil der „Deponieraum in der Atmosphäre“ immer knapper werde. Bis 2050 dürften nur noch etwa tausend Gigatonnen CO2 abgelagert werden – wenn der Ausstoß nicht reduziert werde, sei diese Deponie in drei bis vier Jahrzehnten voll. Derweil sagt die Londoner Royal Society in einer Studie voraus, dass sich die Zahl von Dürren und Flutkatastrophen – typische Folgen des Klimawandels – bis 2100 verdreifachen werde.