Millionen Menschen in Deutschland, Österreich und der Schweiz bekommen ihr Trinkwasser aus dem Bodensee. Doch die Folgen des Klimawandels gehen auch an dem "Schwäbischen Meer" nicht spurlos vorbei.

Bregenz - Der Klimawandel hat bereits jetzt Auswirkungen auf die Wasserzirkulation im Bodensee. Durch wärmere Temperaturen im Herbst würden die einzelnen Wasserschichten immer häufiger nicht durchmischt, sagte der Vorsitzende der Internationalen Gewässerschutzkommission (IGKB), Martin Grambow, am Dienstag im österreichischen Bregenz.

 

Bei der Zirkulation sinkt normalerweise das im Herbst kälter werdende Oberflächenwasser ab und bringt Sauerstoff in die tieferen Lagen. Der wird dort dringend gebraucht: Am Seegrund liegen Materialien wie beispielsweise abgestorbene Algen. Und um diese abzubauen, brauchen die dort lebenden Bakterien Sauerstoff.

Badeverbot und Trinkwasserbelastung

Ist die Entwicklung gestört, können sich aus dem Sediment Nährstoffe und Schadstoffe lösen. Mögliche Folgen: Verstärktes Algenwachstum im See, ein Badeverbot oder sogar Belastungen des Trinkwassers - denn der Bodensee ist Reservoir für Millionen Menschen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dass das Gewässer die Entwicklungen bislang noch recht gut verkrafte, liege vor allem an der aufwendigen Reinhaltung des Wassers etwa durch Kläranlagen, sagte Grambow.

Beim Trinkwasser gebe es daher auch keinen akuten Handlungsbedarf, sagte Roland Schick von der Bodensee-Wasserversorgung. Der Zweckverband versorgt etwa 4 Millionen Einwohner in 320 Städten und Gemeinden Baden-Württembergs mit Trinkwasser. Bislang seien noch keine gravierenden Auswirkungen zu erkennen. Zudem habe man bereits Erfahrung etwa mit den Folgen von Hochwasser oder Trockenperioden. Es sei jedoch wichtig, die Entwicklungen genau zu beobachten.

Wassertemperatur steigt an

Das ist auch das Ziel des EU-Pojekts „Klimawandel am Bodensee“ (Klimbo), das die IGKB vor fünf Jahren in Auftrag gegeben hat. Denn in den vergangenen 50 Jahren ist die Wassertemperatur am Bodensee bereits um 0,9 Grad gestiegen - für die nächsten 50 bis 80 Jahre rechnen die Wissenschaftler mit einem weiteren Anstieg um 2 bis 3 Grad. Nach heutiger Erkenntnis könne der Bodensee auch diese Steigerung noch verkraften, sagte Grambow.

Voraussetzung dafür sei allerdings, dass die Reinhaltungsmaßnahmen weiterhin ausreichend stark seien. Zudem sei es wichtig, den Nährstoffgehalt des Sees in seinen natürlichen Grenzen zu halten.

Damit erteilen die Forscher auch den Forderungen der Berufsfischer am Bodensee eine klare Absage: Angesichts ständig sinkender Fangerträge kämpfen diese seit Jahren für mehr Phosphat im Wasser. Nach ihrer Ansicht führt der niedrige Gehalt zu einer geringen Nahrungsmenge für die Tiere. Er könne die Forderung der Fischer zwar verstehen, aber nicht unterstützen, sagte Grambow. Es sei nicht absehbar, wie eine Erhöhung des Nährstoffgehaltes den Bodensee beeinflusse.