Bis 2040 eine klimaneutrale Landesverwaltung: Die grün-rote Landesregierung arbeitet daran, den Ausstoß von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen zu bremsen. Damit nimmt sie sich einiges vor.

Stuttgart - Die grün-rote Landesregierung will beim Klimaschutz mit gutem Beispiel vorangehen. „Wir wollen eine Vorzeigeregion werden“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) nach der Kabinettssitzung am Dienstag. Die Ministerrunde beauftragte Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) mit der Ausarbeitung eines Konzepts für eine klimaneutrale Landesverwaltung. Bis zum Jahr 2040 soll dieses Ziel erreicht werden.

 

Das ist jedoch noch lange hin. Die Vorreiterrolle innerhalb des Kabinetts übernimmt Wirtschafts- und Finanzminister Nils Schmid (SPD), dessen Ressort für die landeseigenen Gebäude verantwortlich ist. Etwa 8000 davon gibt es, sie produzieren 500 000 Tonnen Kohlendioxid im Jahr – und damit den weitaus größten Teil der Gesamtemission der Landesverwaltung in Höhe von jährlich 600 000 Tonnen. Bis zum Jahr 2020 soll der Kohlendioxidausstoß der Landesliegenschaften um 40 Prozent verringert werden, bis 2030 um 60 Prozent. Der Bezugspunkt ist jeweils das Jahr 1990.

Klimaneutrale Flüge

„Klimaschutz führt über die Gebäudesanierung“, sagte Finanzminister Schmid. Derzeit gebe das Land 230 Millionen Euro für Wärme und Strom in seinen Liegenschaften aus. Die energetische Sanierung der Gebäude käme also auch der Landeskasse zugute. Im Doppeletat 2013/2014 stehen 120 Millionen Euro für die energetische Gebäudesanierung zur Verfügung. Schmid sprach von einer Vervierfachung der Mittel seit dem Regierungswechsel.

Bei der Modernisierung der Bausubstanz will die Regierung indes nicht stehen bleiben. Umweltminister Untersteller nannte als weitere Baustellen die Dienstwagenflotte der Landesverwaltung, überhaupt alle Dienstreisen, das Beschaffungswesen und die Kantinen.

Was die Dienstreisen angeht: Schon seit 2008 sind die Mitarbeiter der Ministerien verpflichtet, klimaneutral zu fliegen. Für die Landtagsverwaltung und die Abgeordneten des Landesparlaments gilt Freiwilligkeit. Bei Flugreisen wird eine vom Dienstherrn zu bezahlende Abgabe fällig, die so bemessen ist, dass die Kohlendioxid-Emissionen von Flugreisen klimaneutral ausgeglichen werden können. Das Geld fließt in einen speziellen Fonds, in dem bisher knapp 100 000 Euro zusammenkamen. Damit wurden nach Angaben des Umweltministeriums eine solarthermische Anlage auf dem Gelände der Justizvollzugsanstalt Heilbronn sowie eine Fotovoltaikanlage in Ghana finanziert.

„Kleinvieh macht auch Mist“

Künftig soll diese Regelung für die gesamte Landesverwaltung gelten. Weil deren Mitglieder in der Mehrzahl der Fälle weniger Flugzeug taugliche Strecken bewältigen, sondern im Zweifel mit dem Dienstauto unterwegs sind, soll die Inanspruchnahme öffentlicher Verkehrsmittel ausgebaut werden. Wo das Auto unabdingbar ist, soll es möglichst spritsparend fahren und auch spritsparend gefahren werden. Manchmal hilft auch eine Telefonkonferenz. „Kleinvieh macht auch Mist“, heißt es dazu im Umweltministerium.

Etwa 40 000 Tonnen Kohlendioxid stoßen die Dienstautos der Landesverwaltung aus, 21 000 entfallen auf die 5200 Polizeifahrzeuge. Da hilft nur bessere Technik für die Verminderung von Kohlendioxid – und die eine oder andere Fußstreife als bürgerfreundliche Alternative zur Fahrt durch die Fußgängerzone.