Der Weg durch die Kleingärten an der Landhausstraße in Gaisburg, der die beiden Teile der Klingenbachanlage verbindet, wird endlich verbreitert. Seit einigen Wochen wird daran gearbeitet, der Durchgang ist deswegen gesperrt. Im Zuge der Arbeiten entsteht mitten in den Kleingärten auch ein Naturraum, der von den umliegenden Kindergärten und Schulen als Schulgarten genutzt werden soll.

S-Ost - Der Weg durch die Kleingartenanlage im unteren Klingenbach in Gaisburg bleibt auch in diesem Winter versperrt. Der Grund dafür sind aber nicht etwa Haftungsfragen bei Schnee und Eis wie in den Vorjahren, sondern die schon lange ersehnten Bauarbeiten zur Verbreiterung des Weges. Damit verbunden ist auch die Verwirklichung eines bisher einzigartigen Naturgarten-Projektes in Stuttgart, das von den umliegenden Kindergärten und Schulen genutzt werden soll.

 

Die Kleingärtner wollten zunächst keinen breiteren Weg

Der lang gezogene Grünzug der Klingenbachanlage reicht von Gablenberg bis zum Gaskessel und verläuft parallel zur Talstraße. Für Fußgänger könnte er eine praktische Verbindung fernab des Straßenverkehrs zum Neckarpark sein, für Anwohner ein schöner Balkonersatz – wenn es denn taugliche Zugänge und Verbindungen gäbe. Zwischen den beiden Parkteilen liegt eine Kleingartenanlage, durch die bisher nur ein schmaler Weg führt.

Der untere Teil der Klingenbachanlage, der einst eine undurchdringliche Wildnis war, wurde im Jahr 2012 im Rahmen des dortigen Sanierungsgebiets zu einer parkähnlichen Anlage mit Bewegungs- und Spielmöglichkeiten für jede Altersgruppe umgewandelt. Schon damals hatte die Stadt Pläne für einen breiteren Weg durch die Kleingärten zwischen den beiden Parkteilen. Dieser sollte mit Mitteln der Stadtentwicklungspauschale (Step) finanziert werden. Allerdings wehrten sich die Kleingärtner, weil sie um ihre Gütle fürchteten, auch der Bezirksbeirat lehnte das im April 2013 ab. Erst im dritten Anlauf einige Wochen später wurde das Projekt in die Step-Liste aufgenommen.

Zweieinhalb Meter breit mit Holzzaun

Die Verwirklichung der Pläne ließ allerdings auf sich warten. Nach dem ursprünglichen Zeitplan, wie er im November 2014 im Bezirksbeirat vorgestellt wurde, hätte der neue Weg bis zum Sommer 2015 fertig sein sollen. Allerdings wurde erst im vergangenen Herbst, also mit Ende der Gartensaison 2015 , zunächst gerodet, dann begannen die eigentlichen Arbeiten am Weg. Seitdem ist der Durchgang gesperrt.

Der neue Weg soll zweieinhalb Meter breit werden und sich an der bisherigen Wegeführung orientieren. Statt durch Maschendraht wie bisher wird er künftig durch einen Holzzaun zu den Gärten abgegrenzt. Auf einer über den neuen breiten Weg erreichbaren Fläche mitten in der Kleingartenanlage soll ein Naturraum entstehen, der auch die Funktion eines Schulgartens für die umliegenden Schulen und Kindergärten erfüllen soll.

Ganz unterschiedliche Naturräume

Nach Angaben von Günther Hertfelder vom Garten-, Friedhofs- und Forstamt sind dort Trockenmauern geplant, ein Kompostbereich sowie ganz unterschiedliche Naturräume, von ganz feuchten Flächen bis zu extrem trockenen Bereichen. Auch ein Experimentierbereich sei denkbar. In diesem Naturgarten könne mit Hilfe von Infopunkten in Form von Schautafeln oder auch mit Hilfe von QR-Codes viel Wissen über die Natur vermittelt werden. Baumkunde, Flora und Fauna dort oder auch der Kompostierungsprozess sind für Hertfelder nur einige der möglichen Themen, die sich auch an den Lehrplänen orientieren sollen.

Bis zum Ende der Bauarbeiten soll das inhaltliche Konzept des Naturgartens in Zusammenarbeit mit Schulen und Kindergärten entwickelt werden. Im unmittelbaren Umfeld der Klingenbachanlage befinden sich die Grundschule Gaisburg, die Grund- und Werkrealschule Gablenberg und die Raichberg-Realschule sowie mehrere Kindergärten der evangelischen Kirchengemeinde Gaisburg und der katholischen Herz-Jesu-Gemeinde, außerdem die große städtische Kindertagesstätte an der Schönbühlstraße.

Die Gärtner gießen in den Ferien

Der wichtigste Partner der Stadt bei dem Naturgarten-Projekt sind aber die Kleingärtner selbst. Sie helfen bei der Gestaltung des Bereichs inmitten ihrer Gärten mit und wollen sich auch kontinuierlich darum kümmern. Ein Problem von Schulgärten sind die langen Ferienzeiten im Frühjahr und Sommer, also den wichtigsten Gartenzeiten. Wenn dann bei Trockenheit nicht kontinuierlich gegossen wird, vertrocknet in den Ferien alles und die ganze vorherige Arbeit war umsonst. Das soll mit Hilfe der Kleingärtner verhindert werden.