Wie ein Streit um Patienten zwischen den Alb-Fils-Kliniken und einer Arztpraxis in Stuttgart beendet und die kardiologische Betreuung im Kreis Göppingen verbessert wird.

Göppingen - Erleichterung in der Klinik am Eichert: Der Zulassungsausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) hat entschieden, dass die Klinik ihre seit 20 Jahren bestehende Ambulanz für Patienten mit Schrittmachern wieder eröffnen und sich auch künftig zumindest um einen Teil der Nachsorgeuntersuchungen kümmern darf. „Wir sind sehr froh, dass wir die Ambulanz nach fünf Monaten Pause wieder aufmachen konnten“, sagt der Chefarzt der Kardiologie, Stephen Schröder. Denn die Ambulanz sei ein wesentlicher Bestandteil des kardiologischen Angebots, dass das Krankenhaus derzeit ausbaue. Der Streit, der zu der vorübergehenden Schließung geführt hatte, ist einer Sprecherin der KV zufolge in der Region beispiellos.

 

Niedergelassener Kardiologe wollte alle Patienten übernehmen

Wie berichtet hatte ein niedergelassener Kardiologe zum Jahreswechsel die Tatsache genutzt, dass der langjährige Leiter der Ambulanz in den Ruhestand gegangen war. Weil die Zulassungen für solche Angebote stets an den jeweiligen ärztlichen Leiter gebunden sind, benötigte das Krankenhaus eine neue, die normalerweise auch schnell erteilt worden wäre. Doch der niedergelassene Arzt, der in seiner Praxis als einer von zwei Kardiologen im Kreis ebenfalls eine Schrittmacher-Ambulanz mit Kontrolluntersuchungen betreibt, argumentierte, er könne alle Patienten aus dem Kreis versorgen. Nach dem Prinzip ambulant vor stationär musste die Klinik ihre Ambulanz deswegen von einem Tag auf den anderen schließen und die bereits vereinbarten Termine von 400 Patienten absagen – zur großen Empörung der Betroffenen.

Mittlerweile haben sich der niedergelassene Arzt und Vertreter der Klinik mehrfach in Stuttgart zu Gesprächen mit dem Zulassungsausschuss getroffen und schließlich einen Kompromiss ausgehandelt, dem der Berufungsausschuss der KV jüngst zugestimmt hat. Demnach übernimmt die Klinik weiterhin die ersten Kontrollen direkt nach dem Einsetzen von Schrittmachern. Für die weiteren, meist halbjährlichen Kontrollen sind dann die beiden niedergelassenen Kardiologen im Kreis zuständig. Patienten, die weiter in die Klinik-Ambulanz möchten, werden von den Praxen dorthin überwiesen. Dasselbe gilt für besonders komplizierte Fälle.

Zweites Katheterlabor in der Klinik

„Bei uns ist die Erleichterung groß, dass der Streit nun beendet ist“, sagt Schröder. Denn die Auseinandersetzung habe allen geschadet und die Patienten unnötig belastet. Ob die Klinikambulanz künftig weniger Patienten haben wird, kann Schröder noch nicht abschätzen. „Das werden wir nun abwarten.“ Allerdings, sagt er, sei er froh, dass gerade die schwierigen Fälle auch weiterhin in die Klinik geschickt würden.

Denn diese hat erst vor kurzem ein zweites Katheterlabor aufgebaut, in dem auch Herzschrittmacher-Patienten häufig behandelt werden. „Die Angebote greifen ineinander und sind eigentlich nur schwer zu trennen, deshalb ist es gut, dass wir auch in Zukunft beides haben.“

In dem neuen Katheterlabor werden in erster Linie Patienten mit Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern behandelt. Denn, so Schröder, es habe sich gezeigt, dass man vielen besser mit einer Verödung der auslösenden Areale per Katheter helfen könne als mit Medikamenten. Und gerade Patienten mit Schrittmachern seien häufig von Rhythmusstörungen betroffen.

Christophsbad positioniert sich im Schlaganfall-Streit

Im Tauziehen mit der Klinik am Eichert um die Erstversorgung von Schlaganfallpatienten im Kreis Göppingen hat sich derweil das Christophsbad (CB) neu aufgestellt. Zusammen mit anderen Kliniken, darunter die Uniklinik Ulm, die Kliniken des Landkreises Heidenheim und das Ostalb-Klinikum Aalen, hat die private neurologische und psychiatrische Fachklinik das Neurovaskuläre Netzwerk Ost-Württemberg gegründet. Die Kliniken wollen die Standards bei der Schlaganfallversorgung durch eine bessere Vernetzung weiter ausbauen.

Wie berichtet können sich die beiden Göppinger Kliniken nicht einigen, bei wem die Erstversorgung von Schlaganfallpatienten erfolgen soll. Das Land will deshalb ein Gutachten erstellen lassen und dann entscheiden, wie es künftig weitergeht. Die Klinik am Eichert hofft offenbar immer noch auf eine gütliche Einigung. Der auch für Schlaganfallpatienten zuständige Chefarzt Stephen Schröder bedauert deshalb den „erneuten Alleingang“ des CB.