Seit 20 Jahren verändern Andrea Fornoff und Peter Hollos in ihrer Klinik für Plastische Chirurgie in Degerloch das Äußere von Menschen aus unterschiedlichsten Gründen. Die Ärzte legen Wert darauf, dass sie nicht jeden Wunsch erfüllen.

Degerloch - Beim Thema Schönheitsoperationen denken wohl die wenigsten Menschen an glückliche Kinder. Zu präsent sind die Bilder von überdimensionalen Brüsten, zierlichen Nasen und von langen Nadeln, die unter Bauchdecken nach Fettpolstern wühlen.

 

Auch Andrea Fornoff und Peter Hollos, beide Fachärzte für Plastische und Ästhetische Chirurgie, bieten in ihrer Klinik für Plastische Chirurgie in Degerloch Brustkorrekturen in beide Richtungen, Fettabsaugungen, überhaupt Korrekturen nahezu aller denkbaren Problemzonen des menschlichen Körpers. Aber spätestens beim Betrachten des Bildes, das ein kleines Mädchen aus Dankbarkeit für ihre nunmehr anliegenden Ohren gemalt hat, wird deutlich, dass die plastische Chirurgie ein weites Feld ist, in dem es Patienten mit den unterschiedlichsten Motivationen gibt.

Nach Steakhouse sollte es besser nicht riechen

Seit 20 Jahren bietet das Ärztepaar Hollos und Fornoff seine Dienste in einer fast 100 Jahre alten Villa in Degerloch an. Als sie Anfang der 1990er-Jahre auf der Suche nach einer geeigneten Immobilie für ihre neue gemeinsame Klinik waren, wurde ihnen schnell klar, dass nicht alles in Frage käme: „Wir hatten uns zum Beispiel auch Räume über dem Maredo in der Innenstadt angesehen, aber man hatte einfach das Gefühl, dass es da dann nach Steakhouse riecht“, erzählt Andrea Fornoff.

Andrea Fornoff Foto: Eveline Blohmer

Nachdem die Villa in Degerloch gekauft und zur Klinik umgebaut war, ging der Betrieb zum 1. Oktober 1994 los. Und obwohl der letzte Schliff an dem schmucken Haus noch nicht getan war, kamen schon die ersten Patienten: „Die alten hatten uns schnell wieder gefunden, und auch neue kamen bald“, blickt die 54-Jährige zurück. Circa 15 000 Menschen haben die beiden Ärzte und ihr Team in den vergangenen 20 Jahren aus verschiedensten Gründen behandelt: von Hautkrebspatienten über Frauen, die ihre Brust an den Krebs verloren haben, bis zu Menschen, die ihre Hände nicht mehr richtig benutzen können, und Kinder mit abstehenden Ohren. Nach wie vor kämen viele Brustpatienten, viele auf Empfehlung anderer. Am Zunehmen seien aber die genitalchirurgischen Fälle, wobei hier wegen der Tabuisierung wenige auf Empfehlung kämen.

Dafür kommen die Patienten für ihre jeweilige Behandlung teilweise von weit her: „Unser Einzugsgebiet geht bis in die Schweiz, an die französische Grenze, nach Bayern – aber durch die Patch Barracks haben wir auch viele Amerikaner. Eine Kanadierin ist wegen eines Facelifts und einer anderen Behandlung sogar extra hergeflogen“, sagt Fornoff.

Manche Menschen halten sich für entstellt

Aber so breit gefächert ihr Klientel und Aufgabengebiet auch sein mag, alles machen Fornoff und ihr Mann nicht: „Falsche Erwartungen der Patienten müssen abgelehnt werden“, sagt die Chirurgin. „Wenn man merkt, dass Machbares und Gewünschtes nicht in Einklang zu bringen sind, muss man vorsichtig sein, denn dann liegt vielleicht eine Dysmorphophobie vor“, sagt Fornoff. Bei der Dysmorphophobie, zu deutsch Missgestaltsfurcht, handelt es sich um eine Wahrnehmungsstörung, die dazu führt, dass sich der Betroffene für entstellt hält. „Wenn jemand darunter leidet, hilft ihm zum Beispiel auch keine Nasen-OP. Deshalb gehört zu jedem geäußerten Wunsch eine akribische Anamnese“, betont die Ärztin, die nicht preisgibt, ob und was sie an sich verändert hat, aber erklärtermaßen alle in der Klinik Degerloch angebotenen Behandlungen auch bei sich selbst anwenden würde – „insofern nötig“.

Wenn Patienten oder solche, die es werden möchten, sie fragen, was man aus Ansicht der Fachärztin bei ihnen verbessern könne, sagt sie grundsätzlich: „Nichts!“ Denn ein Gesicht könne auch stimmig sein, wenn nicht die perfekte Nase darin sitzt. Ihr geht es um die Wünsche der Patienten. Dass sie und ihr Mann diese wohl in den meisten Fällen erfüllen konnten, zeigt sich in dem Ordner voller Dankesschreiben, die sich über die Jahre angesammelt haben.