Im Klinikum Schorndorf können Muslime ab sofort in einem speziell dafür eingerichteten Raum beten. Die Verantwortlichen sehen dies als Zeichen der Tolerenz.

Schorndorf - Im Schorndorfer Krankenhaus, das zu den Rems-Murr-Kliniken gehört, ist am Freitagabend ein Gebetsraum für Patienten muslimischen Glaubens eingeweiht worden. Der Raum befindet sich im Erdgeschoss der Klinik, in unmittelbarer Nachbarschaft zum christlichen Andachtsraum. Er ist rund 15 Quadratmeter groß und sehr spärlich möbliert. An einem kleinen Ständer hängen einige Gebetsketten, es finden sich kleine Pulte, auf denen der Koran abgelegt werden kann. Wie üblich in muslimischen Gotteshäusern, sind die Besucher angehalten, sich die Schuhe auszuziehen. Für das rituelle Waschen der Füße gibt es ein speziell montiertes Waschbecken am Eingang des Raumes.

 

Der Waiblinger Landrat Johannes Fuchs, der zugleich Aufsichtsratschef als Aufsichtsratschef der Kliniken fungiert, lobte den Raum als Symbol „für die Offenheit und Toleranz bei uns im Rems-Murr-Kreis“. Der Schorndorfer Oberbürgermeister Matthias Klopfer sagte, die Eröffnung bedeute einen „guten Tag für die Vielfalt in unserer Stadt“. Der türkische Vizekonsul aus Stuttgart, Berki Tuna Atala, sprach von einem Beitrag für die „erfolgreiche aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben“. Klopfer, Fuchs und Berki durchschnitten zu Eröffnung ein rotes Band.

Auffällig sind die Streifen auf dem Teppichboden des Raumes. „Sie zeigen den Betenden die Richtung nach Mekka“, sagt Nuri Ari, Vorsitzender des Vereins Islamische Gemeinde, der das Projekt maßgeblich vorangetrieben hat. Vor gut zehn Jahren sei die Idee entstanden, aber die umfangreiche Umstrukturierung der Kliniken habe Verzögerungen mit sich gebracht. Bei der Eröffnung fand auch die Überzeugungsarbeit von Hans-Martin Tramer vom Schorndorfer Bündnis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus Erwähnung, der speziell im Kreishaus für die Einrichtung des Raumes geworben hatte.

Seelsorge im klassischen Sinn wird es jedoch in dem Raum, welcher offiziell die Nummer 58 trägt, vorerst nicht geben. Wichtig sei der Raum vorerst für Muslime, die seitens ihrer Religion angehalten seien, fünfmal täglich zu beten, sagt Nuri Ari. Falls es entsprechendes Interesse gebe, überlege man, an Freitagen zu einem regelmäßigen Gebet einzuladen.

Die christlichen Seelsorger des Krankenhause zeigten sich am Sonntag erfreut über die neue Einrichtung. Angesichts der Erfahrungen bei einem Klinikaufenthalt sei es wichtig, einen Raum für das persönliche Gebet zu haben, betonte der evangelische Seelsorger Hans Gerstetter. Er persönlich freue sich auf die künftigen Begegnungen mit den Muslimen, zumal sich sein Büro in unmittelbarer Nachbarschaft zum Gebetsraum befinde. „Es kann so viel geschehen wenn man offen ist füreinander“, betonte Hans Gerstetter.

Die Wand des Raumes schmücken bisher lediglich einige Koranzitate, deren goldene Lettern in Blumenform angebracht sind. Eigentlich, so sagte Nuri Ari, sei eigens aus der Türkei ein Kalligraf eingeladen worden, weitere Verzierungen anzubringen. Der Künstler konnte freilich nicht mehr rechtzeitig nach Schorndorf kommen – die deutsche Botschaft habe ihm kein Einreisevisum ausgestellt, so Ari.