Der Krankenhausdirektor räumt im Kreistagsausschuss Anlaufschwierigkeiten in der neuen Klinik ein. Die Neubaugesamtkosten werden jetzt auf 294 Millionen Euro geschätzt. Noch aber sind nicht alle Bereiche abgenommen.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Winnenden - Gut zwei Monate nach der Eröffnung des neuen Kreiskrankenhauses in Winnenden sind die restlichen Arbeiten nicht vollständig erledigt und noch nicht alle Mängel behoben. Das hat der Geschäftsführer der Rems-Murr-Kliniken, Jürgen Winter, jetzt in seinem Bericht vor Vertretern des zuständigen Kreistagsausschusses eingeräumt. In einigen Bereichen gehe es teilweise nur „schleppend“ voran. Nach- oder Detailarbeiten seien unter anderem beim Sichtschutz, der Beschilderung, in den Oberarztbüros und Bereitschaftszimmern sowie in der Wartezone der Notaufnahme nötig.

 

Während der Hochbau noch in dieser Woche komplett abgenommen werden soll, ist der Bereich Haustechnik und Elektro offenbar noch nicht so weit. Zur Klärung offener Honorarrechnungen von Planungs- und Bauleitungsleistungen habe man juristische Hilfe hinzugezogen.

Gesamtkosten vermutlich 294 Millionen Euro

Die jüngste Schätzung der Neubaugesamtkosten hat hingegen offenbar keine größeren Überraschungen mehr ergeben. Der Krankenhausdirektor geht unter dem Strich von einem Betrag von knapp 294 Millionen Euro aus. Damit wäre das vereinbarte Budget allerdings um mehr als 33 Millionen überschritten. Wie berichtet, hat sich der Landrat Johannes Fuchs deshalb nachträglich vom Kreistag genehmigen lassen, im schlimmsten Fall 297,5 Millionen Euro auszugeben.

Die Sachschäden, die durch zwei Wasserrohrbrüche im November des vergangenen Jahres entstanden waren, würden „planmäßig“ durch die Versicherung ersetzt, sagte Winter. Allerdings werde man Abzüge von „zehn Prozent plus Mehrwertsteuer“ in Kauf nehmen müssen. Offen ist, inwieweit der Kreis einen Vermögensschaden geltend machen kann, der durch die Verschiebung der Neubaueröffnung und den damit verbundenen längeren Betrieb der alten Kliniken in Backnang und Waiblingen entstanden ist. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG sei beauftragt, diese Verluste zu dokumentieren. Winter rechnet damit, dass sich der Streit über einen Ausgleich längere Zeit hinziehen wird.

Einige Anlaufschwierigkeiten

Und der Start im neuen Klinikum? Nach einem „perfekten Umzug, der exakt so abgelaufen ist wie geplant“, seien einige Probleme aufgetreten, gibt Winter zu. Technische Einschränkungen bei EDV, Telefonanlage, Aufzügen, Rohrpost, Essensausgabe und Transport hätten behoben werden müssen. Aber auch das praktische Arbeiten in der Klinik sei nicht vom ersten Tag an rundgelaufen, die Abläufe hätten sich erst einspielen, die Teams finden müssen.

Überrascht sei man von der starken Inanspruchnahme der Klinik gewesen. Innerhalb von fünf Tagen habe sich die Belegungszahl verdoppelt, selbst in der Ferienzeit seien im Schnitt rund 450 Betten belegt gewesen. Massive Beschwerden von Patienten hat es insbesondere über die Notfallambulanz gegeben (wir berichteten). Dort sei die Überlastung durch unerwartet viele Patienten, durch noch nicht eingeübte Abläufe und eine schlechte Kommunikation mit den Angehörigen verstärkt worden, sagt Winter. Mittlerweile aber seien die durchschnittlichen Wartezeiten deutlich gesenkt worden.

Jede Störung sei bedauerlich, konstatierte der Landrat Johannes Fuchs am Ende des Berichts. Gänzlich auszuschließen sei dies in einem so „hochkomplexen Betrieb“ aber leider nicht. Dem Ansturm auf die Klinik hat das offensichtlich keinen Abbruch getan: Aktuell sind 565 Betten belegt.