Beim städtischen Klinikum freilich erklärt man das Novum nicht mit dem Mangel an qualifizierten Krankenpflegern, sondern mit der Demografie. "Die Patienten werden immer älter, deshalb ist es aus unserer Sicht sinnvoll, in den geriatrischen Bereichen künftig auch Altenpfleger einzusetzen", erklärt die Klinikum-Sprecherin Ulrike Fischer. Man reagiere damit schlicht auf den veränderten Bedarf der Patienten.

Das Stuttgarter Klinikum liegt mit seiner Stellenpolitik durchaus im Trend, wie Andrea Mang, die Leiterin der Altenpflegeschule der evangelischen Diakonissenanstalt Stuttgart, beobachtet. "Immer mehr Krankenhäuser in der Region öffnen sich für Altenpfleger, vor allem natürlich auf den Stationen, auf denen viele ältere Patienten zu finden sind." Mang freilich sieht diese Entwicklung mit einem gewissen Unbehagen, weil sich die Grenzen zwischen den Berufsbildern verwischen.

Täglich flattern dem Schulleiter neue Stellenangebote ins Haus


Ganz anders ihr Kollege Michael Rehberger von der katholischen Berufsfachschule für Altenpflege: "Es ist längst überfällig, dass sich die Kliniken für Altenpfleger interessieren. Ein Altenpfleger ist zum Beispiel im Umgang mit dementen Patienten sehr viel geübter, davon profitieren Klinik und Patient." Erfreut ist Rehberger auch, weil sich damit den Absolventen eine weitere berufliche Möglichkeit eröffnet. Dabei fehlt es den gelernten Altenpflegern schon jetzt nicht an Angeboten. "Die Einrichtungen rennen mir die Bude ein, um Absolventen zu finden", berichtet Rehberger. Täglich flattern dem Schulleiter neue Stellenangebote ins Haus, so viele wie noch nie. "Ich habe weit mehr Jobangebote als Bewerber für die Altenpflegeausbildung."

Der Mangel an qualifizierten Fachkräften wird sowohl die Kliniken als auch die Pflegeheime in den nächsten Jahren begleiten. Nach einer Studie des Deutschen Krankenhausinstituts fehlen bundesweit bis 2020 zwischen 140000 und 200000 Pflegekräfte in den Kliniken. Das Bundesgesundheitsministerium geht davon aus, dass die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2010 auf 3,27 Millionen ansteigen wird.