Der Weggang von Jürgen Graf erleichtert es der Stadt, die Führungsstruktur des Klinikums neu zu ordnen. Dass die Trägerin das allein mit Gutachtern durchziehen will, muss dem Geschäftsführer Ralf-Michael Schmitz zu denken geben, meint Jörg Nauke.

Stuttgart - Nicht auch das noch, wird sich Krankenhausbürgermeister Werner Wölfle (Grüne) gedacht haben, als ihn sein Klinischer Direktor Jürgen Graf in Kenntnis setzte, dass er die nächste Stufe auf der Karriereleiter nehmen werde. Wasserschäden, Kostenexplosionen und wachsende Defizite treiben den Vertreter der Trägerin Stadt Stuttgart schon genug um. Die Kündigung Grafs erfolgte – jedenfalls gefühlt – direkt auf die Verpflichtung.

 

Aber natürlich war allen klar, dass die Position im Klinikum unter einem allmächtigen Kaufmann für den ambitionierten Professor nur eine Zwischenstation sein würde. Kritische Stadträte stellen dazu fest, so distanziert habe er sich auch verhalten. Zum Vorstandsvorsitzenden eines großen Universitätsklinikums ernannt zu werden, verdeutlicht allerdings das Potenzial, das in Jürgen Graf steckt. So gesehen sollte man in Stuttgart froh sein, dass er überhaupt zwei Jahre im Klinikum gewirkt hat.

Wie geht es nun aber weiter an der Kriegsbergstraße? Der Krankenhausbürgermeister hat in seiner Info an die Fraktionen aufgezeigt, was auszuschließen ist: ein Weiter-so. Die Neuordnung der Führungsspitze scheint ohnehin geplant zu sein, sonst wäre die nun schon eine ganze Weile vakante Stelle der Pflegedirektorin längst wieder besetzt. So gesehen, bietet der Weggang Grafs sogar eine Chance: Die nächste Stellenausschreibung könnte mehr Kompetenzen oder womöglich eine Offerte enthalten, Mitglied eines Leitungsteams zu sein, das auf Augenhöhe kommuniziert.

Von besonderer Brisanz ist natürlich der Hinweis, dass dem Alleinentscheider Ralf-Michael Schmitz nicht zugemutet wird, den Übergang zu organisieren. Das macht die Rathausspitze selbst. Und auch die Neuordnung der Führungsmannschaft will man ohne den Geschäftsführer angehen. Diese Haltung lässt ebenso tief blicken wie die Tatsache, dass die Frage nach der wirtschaftlichen Zukunft des Klinikums ein Gutachter beantworten muss. Aber auch ein Externer wird zur Erkenntnis gelangen, dass die Kliniken insgesamt zu wenig Geld für ihre Leistungen bekommen.

Schmitz ist angezählt. Teile der Belegschaft sehen ihn kritisch, und im Gemeinderat erzeugen seine Auftritte oft Kopfschütteln. Die Verluste wegen der Geschäfte mit Libyen und Kuwait können nicht wegdiskutiert werden. Auch wenn Mitarbeiter und Controller versagt haben, so trägt Schmitz doch die Verantwortung. Das Prüfergebnis wird zeigen, ob die Stadt eine Basis zur weiteren Zusammenarbeit sieht.