Ein großes Aufatmen geht durch den Klinikverbund Südwest. Der Aufsichtsrat hat die Interimschefin Elke Frank nun offiziell ins Amt gewählt. Sie genießt hohes Ansehen.

Kreis Böblingen - Aufbruchstimmung herrscht derzeit im Klinikverbund Südwest. „Ein Aufatmen“ sei durch die Kliniken gegangen als die Entscheidung bekannt geworden sei, berichten Insider. Wie berichtet, hat der Aufsichtsrat der Holding Elke Frank mit großer Mehrheit zur neuen Geschäftsführerin des Verbunds bestimmt, zu dem die Häuser Böblingen, Sindelfingen, Herrenberg, Leonberg, Nagold und Calw gehören. Die Mitarbeiter seien nach den Querelen des vergangenen Jahres sehr verunsichert gewesen. „Wenn ein neuer unbekannter Geschäftsführer angetreten wäre, hätte das in den nächsten Monaten weitere Unsicherheit ausgelöst“, heißt es.

 

Bei Elke Frank wissen aber alle, woran sie sind. Die 43-Jährige arbeitet seit drei Jahren im Klinikverbund. Zunächst als stellvertretende Geschäftsführerin, vor sechs Monaten übernahm sie nach dem plötzlichen Abgang des langjährigen Managers Gunther Weiß dessen Aufgaben. Doch die ausgebildete Krankenschwester mit einem Diplom als Betriebswirtin und einem Doktor in Humanbiologie war nur Geschäftsführerin auf Abruf. Bei Entscheidungen hielt sie sich daher zurück.

Gegen 24 Männer durchgesetzt

Trotzdem hat Frank es geschafft, den Großteil der Belegschaft und des Aufsichtsrats von sich zu überzeugen. Gegen 24 ausschließlich männliche Mitbewerber setzte sich Frank durch, darunter mehrere sehr hochkarätige Kandidaten. „Sie hat uns im vergangenen halben Jahr überzeugt und gezeigt, dass sie ihrer Aufgabe gewachsen ist“, sagt Gerhard Köveker, der Ärztliche Direktor des Klinikums Sindelfingen-Böblingen. Bei den Ärzten genieße Frank hohes Ansehen. Auch der Betriebsrat äußert sich positiv: „Geschäftsführung und Betriebsrat befinden sich seit dem Geschäftsführerwechsel auf einem guten Weg“, lobt Herbert Dietel.

Und nicht nur die offiziellen Vertreter aller Fraktionen sprechen sich für Elke Frank aus, auch unter den 4200 Mitarbeitern der sechs Kliniken findet ihre Wahl breite Zustimmung. „Die Grundstimmung in den Krankenhäusern ist zu 300 Prozent positiv“, sagt ein Mitarbeiter unserer Zeitung. Hervorgehoben wird von allen Beteiligten vor allem Franks offener Kommunikationsstil. Denn genau darüber – über seinen Führungsstil – war im vergangenen Jahr ihr Vorgänger Weiß gestolpert.

Ihm war unter anderem ein rüder Umgangston mit Mitarbeitern vorgeworfen worden. Auch mit Kündigungen aus heiterem Himmel musste bei ihm gerechnet werden. Es habe in der Belegschaft ein Klima der Angst geherrscht, heißt es. Frank hingegen wird bescheinigt, einen ganz anderen Führungsstil zu pflegen. „Ihr ist es gelungen die Belegschaft wieder zu motivieren. Das ist ihre Aufgabe“, sagt Wolfgang Seidel, ein Aufsichtsratsmitglied und der frühere Ärztliche Direktor der Kliniken Sindelfingen-Böblingen. „Diesen Führungsstil werde ich beibehalten“, so Frank.

Betriebsrat fordert mehr Mitbeteiligung

Freilich sind auch die Erwartungen an die neue Chefin hoch. „Jetzt muss sie Gas geben und zeigen, dass ihren Worten auch Taten folgen“, heißt es. Und der Betriebsrat fordert, künftig stärker in die Entscheidungsprozesse mit einbezogen zu werden.

Gleichzeitig ist Frank dem Aufsichtsrat Rechenschaft schuldig. Und dieser fordert, dass die Geschäftsführung den Klinikverbund so aufstellt, dass er wirtschaftlich arbeitet und konkurrenzfähig bleibt. „Wenn nächstes Jahr die Zahlen nicht stimmen, wissen wir, wir haben uns falsch entschieden.“ Auch solche Sätze sind aus dem Aufsichtsrat zu hören.