In der Proklamation für Frieden und Humanität, die bei Kundgebungen und in Veranstaltungen während der Reise in mehreren Sprachen vorgetragen wurde, heißt es: „Das Blut, das in Kobane und in der Region Rojava vergossen wird, ist nicht nur das Blut kurdischer Menschen, sondern das Blut der Menschheit und Menschlichkeit. Grundsätzliche humanistische Werte, Menschenrechte, die von Kulturen, Völkern, Religionen und Weltanschauungen geschaffen wurden, werden gewaltsam verletzt. Unser Engagement als Schriftsteller ist ein Kampf um das Recht aller Menschen auf ein ehrwürdiges Leben.“

 

Wir wussten, wovon wir sprachen. In dem türkischen Grenzort Suruc, wo etwa 50 000 Flüchtlinge in Camps leben, und direkt an der Grenze, in Sicht- und Hörweite des Krieges in Kobane, hatten wir bedrückendste Einblicke gewonnen. Noch immer habe ich den Geruch der Erde, des weiten, staubigen Feldes in der Nase, an dessen Ende hinter Baumreihen Rauchwolken aufsteigen. Wir hören die Detonationen. Um uns Flüchtlingsfrauen, Kinder, die erst vor kurzem dem Inferno entkommen waren und bang in Richtung Kobane schauen.

Die Menschen sprechen von Friedenssehnsucht

Was sie erzählen, wird nur schwer in unserem Buch widerzugeben sein. Das Ausmaß der Gräueltaten, was diese Menschen erlebt haben, ist schon zuhörend kaum zu verkraften. Sie haben es erlebt, überlebt. Sehr viele ihrer Angehörigen nicht: Sie sind von IS-Banden geköpft worden. Füße wurden abgehackt, man ließ die Massakrierten auf syrischer Erde verbluten. Dörfer wurden niedergebrannt, die Opfer rannten um ihr Leben.

Erst Tage später breche ich in Tränen aus. Dort nicht. Höre nur in mit einer vorher nicht gekannten Konzentration zu. Bin wie in Trance. Und überwältigt, dass die Menschen, die der Hölle entkommen waren, kein Wort des Hasses predigen. Sie erzählen von entsetzlicher Trauer. Sie sprechen von Friedenssehnsucht. Sie hoffen, bald wieder in ihre Heimat zurückzukehren. Sie wischen Tränen weg und schauen wieder entschlossen. Stolz. So wollen sie fotografiert werden.