Im ersten Heimspiel empfängt der VfB Stuttgart am Samstag den 1. FC Köln. Alexander Wehrle, der Geschäftsführer des Aufsteigers, erklärt im StZ-Interview den Kölner Weg.

Köln/Stuttgart - – Jahrelang regierte beim 1. FC Köln das Chaos. Inzwischen wird beim Aufsteiger, der am Samstag (15.30 Uhr) beim VfB antritt, sehr solide gewirtschaftet. Das ist auch das Verdienst des Geschäftsführers Alexander Wehrle, den die Kölner 2013 vom VfB geholt haben.
Herr Wehrle, der BAP-Sänger Wolfgang Niedecken kann kaum glauben, wie seriös es beim 1. FC Köln neuerdings zugeht. Was läuft da schief?
Sie sind lustig. Wir sind der Auffassung, dass es völlig normal ist, wie wir agieren: nämlich mit einer vernünftigen Planung, mit Geschlossenheit, in aller Ruhe und Gelassenheit. Daran wird sich nichts ändern – auch wenn ich weiß, dass es in der Vergangenheit turbulentere Zeiten gab.
Aber gehören Aufregung und ein bisschen Anderssein nicht zu Ihrem Verein?
Falls es Sie beruhigt: es gibt auch weiterhin ein paar Dinge, die uns von anderen Clubs unterscheiden. Dass man zum Beispiel als Zweitligist an einem Ostersonntag 45 000 Menschen gegen Regensburg ins Stadion bringt; dass man sich ganz klar und sogar noch stärker als bisher zum Karneval bekennt und binnen 48 Stunden ein Karnevalstrikot ausverkauft; dass bei einem Gottesdienst vor dem ersten Spieltag im Dom die FC-Hymne auf der Orgel gespielt wird – all das sind Dinge, die es nur in Köln gibt.
Hat man Sie auch deshalb verpflichtet: um die rheinische Folklore und den Frohsinn mit schwäbischem Geschäftssinn zu verbinden?
Das müssen Sie das Präsidium fragen, das mich geholt hat. Ich kann nur sagen, dass von mir erwartet wird, dass ich mit Realitätssinn und Augenmaß an die Arbeit gehe.
In welchem Zustand haben Sie den FC vorgefunden, als Sie vor anderthalb Jahren Ihre Arbeit aufgenommen haben?
Das erste halbe Jahr war extrem anspruchsvoll. Wir hatten eine Ergebnislücke von 6,8 Millionen Euro, wir hatten keinen Stadionpachtvertrag, es gab keinen Geschäftsführer Sport, keinen Marketing- und keinen Kommunikationsleiter, und dann hat uns noch der Trainer Holger Stanislawski verlassen.
Hört sich nach viel Arbeit an.
Ich konnte in dieser Zeit nur reagieren und musste viele Brände löschen. Inzwischen können wir wieder agieren und selbst Themen setzen. Jetzt ist es zusammen mit meinem Geschäftsführer-Kollegen Jörg Schmadtke meine Aufgabe, den FC wieder in der Bundesliga zu etablieren und ihn weiter wirtschaftlich zu konsolidieren.
Jörg Schmadtke ist allerdings Düsseldorfer. Passt so einer überhaupt nach Köln?
Er passt sogar ganz wunderbar hier her. Wenn ich mir einen Sportler für die Geschäftsführung backen müsste, dann würde ich genau seine Zutaten nehmen. Er ist nicht nur auf den kurzfristigen Erfolg aus, sondern blickt auch mittel- und langfristig in die Zukunft. Das ist im Fußball nicht immer selbstverständlich.
Auf der Trainerbank sitzt ein Österreicher. Was zeichnet Peter Stöger aus?
Er verkörpert große Ruhe und Gelassenheit und ist in der Lage, eine Mannschaft weiterzuentwickeln. Es war Teil unseres Planes, mit einer jungen Mannschaft zu agieren und so Werte zu bilden, um irgendwann Transfereinnahmen zu generieren. Dafür braucht man einen Fußballlehrer, der junge Menschen weiterentwickeln kann. Das kann Peter Stöger..