Im Prozess gegen eine Frau aus Köngen (Kreis Esslingen), die im Herbst 2014 ihre beiden Kinder ermordet haben soll, haben am Mittwoch mehrere Zeugen ausgesagt, dass sich die Eltern sehr fürsorglich um die Kinder gekümmert hätten. Anzeichen für eine massive Verschlechterung der Psyche der Mutter vor der Tat habe es nicht gegeben.

Regio Desk: Oliver im Masche (che)

Köngen/Stuttgart - Im Prozess gegen eine Frau aus Köngen (Kreis Esslingen), die im Herbst 2014 ihre beiden Kinder ermordet haben soll, haben am Mittwoch mehrere Zeugen ausgesagt, dass die Familie zurückgezogen gelebt und sich die Eltern all die Jahre sehr fürsorglich um die Kinder gekümmert hätten. Anzeichen für eine massive Verschlechterung der Psyche der Mutter in den Wochen und Monaten vor der Tat habe es nicht gegeben. Indes berichteten mehrere Bekannte und Nachbarn aus Gesprächen mit dem Mann und der Frau, dass es in der Ehe bereits seit Langem Spannungen gegeben und die Frau einige Jahre lang Angst vor einer Trennung gehabt habe.

 

Eine Art Familienberatung in Anspruch genommen

Eine Zeugin sagte aus, dass sie vor etwa vier Jahren versucht habe, die Beziehung des Paares zu retten. Zuvor habe die Angeklagte ihr gesagt, dass sie ihrem Mann eröffnet habe, sich von ihm trennen zu wollen. Der habe darauf gesagt: „Du kannst gehen, aber die Kinder bleiben da.“ Die Zeugin und das Paar kannten sich als Eltern von Kindern aus dem Kindergarten. Die Erzieherin bot eine Art Familienberatung an. Es habe damals in einem Zeitraum von etwa drei Monaten mehrere Treffen gegeben, in denen der Mann und die Frau das eigene Verhalten reflektiert und Ziele und Wünsche ausgetauscht hätten, sagte die Zeugin. Die Angeklagte habe dabei gesagt, dass sie mehr Mitsprache in der Beziehung wolle und sich von ihrem Mann generell nicht ernst genommen gefühlt habe. Der Mann habe diese Anliegen akzeptiert und wiederum selbst von seiner Frau gewünscht, dass sie mehr Verständnis für ihn zeigen solle. Gemeint war damit offenbar dessen Stress bei der Arbeit, die viele Arbeit am gemeinsamen Haus und sein Engagement bei der Kindererziehung.

Zeugin: Zuletzt wirkte die Mutter „hoffnungslos“

Die Zeugin sagte aus, dass sie das Gefühl gehabt habe, dass die Gespräche in die richtige Richtung gegangen seien. Man sei schließlich zum Schluss gekommen, dass die Treffen nicht mehr notwendig seien. Später sei der Kontakt zu dem Ehepaar etwas eingeschlafen. In den Wochen vor der Tat sei sie der Angeklagten noch einmal begegnet. Dabei habe die Frau aber „hoffnungslos gewirkt“, so die Zeugin.

Im Prozess berichtete eine andere Bekannte davon, dass die Angeklagte ihr ebenfalls vor drei oder vier Jahren von Problemen in der Ehe erzählt habe. Dabei habe die Frau betont, dass sie sich nicht trennen wolle, weil ihr Mann ihr sonst die Kinder wegnehmen würde. Da sie die starke Angst der Frau gespürt habe, habe sie ihr geraten, eine Beratungsstelle aufzusuchen. Sie habe ihr die Telefonnummer eines Frauenhauses gegeben. Die spätere Tat habe sie aber niemals befürchtet: „Ich habe eher erwartet, dass sie sich die Kinder schnappt und ihren Mann verlässt.“

Motiv: Angst vor einer Trennung und Verlust der Kinder

Die Staatsanwaltschaft wirft der 41 Jahre alten Angeklagten in dem Prozess vor, ihre schlafenden sieben und zehn Jahre alten Töchter Anfang November 2014 mit insgesamt 51 Messerstichen ermordet zu haben. Die Frau räumt die Tötungen ein. Zudem habe sie danach Suizid begehen wollen. Sie habe die Kinder umgebracht, weil sie Angst davor gehabt habe, dass sich ihr Mann von ihr trennt und ihr die Kinder wegnimmt. Das hätten die Mädchen nicht verkraftet.

Die Polizei entdeckte die toten Kinder auf dem Sofa in der Wohnung. Die Mädchen trugen frische Kleidung. Sie lagen bis zum Hals unter einer Decke. Der Mann kam am selben Tag von einer Reise zurück. Später betonte er mehrfach, dass er sich nicht von der Frau habe trennen wollen.

Der Prozess wird mit der Vernehmung weiterer Zeugen am 27. Mai fortgesetzt. Anfang Juni soll ein psychiatrischer Sachverständiger sein Gutachten vorstellen.