Die Polizei ermittelt im Obdachlosenmilieu in Stuttgart Ost, um den Mörder der beiden Toten aus dem Schlossgarten zu finden. Einen konkreten Tatverdacht hat die 40-köpfige Sonderkommission noch nicht.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Die Polizei überprüft im Fall der Toten aus dem Stuttgarter Osten das persönliche Umfeld der Opfer. Offenbar steht dabei die Obdachlosenszene im Fokus. In einem Fahndungsaufruf bittet die Polizei Bürger um Hinweise zu verdächtigen Vorfällen im Osten und am Ostendplatz. Dort treffen sich regelmäßig Obdachlose an einem Klohäuschen.

 

Der 50-jährige Mann, der getötet wurde, hatte keine Wohnung. Er soll in der Szene am Ostendplatz verkehrt haben und häufig bei einer Bekannten untergekommen sein, die in Ostheim wohnte. Bei dieser Bekannten soll es sich um das zweite Opfer handeln. Die Sonderkommission werte zurzeit mehr als 100 Spuren aus, mehrere Personen würden genau überprüft, sagt der Polizeisprecher Thomas Ulmer. Es gebe jedoch noch keinen konkreten Tatverdacht gegen einzelne Personen aus dem Umfeld der Toten. Die Soko versuche herauszufinden, welche Lebensgewohnheiten die Opfer hatten, zu wem sie Kontakte unterhielten und wo sie sich regelmäßig aufhielten.

Die Ermittler suchen im Obdachlosenmilieu

Die Leichen waren am Sonntagabend im Unteren Schlossgarten gefunden worden. Sie waren in Koffer gepackt hinter einer Mauer am Fuße des Bahndamms deponiert. Parkbesucher fanden die Gepäckstücke, als sie austreten wollten und hinter die Mauer gingen. Sie alarmierten die Polizei. Die Kripo bildete am Montag die 40-köpfige Sonderkommission „Damm“ – benannt nach dem Fundort am Bahndamm. Der Mann konnte schnell identifiziert werden. Er war in der Vergangenheit straffällig geworden, deswegen waren seine Fingerabdrücke hinterlegt.

Am Freitag rechnet die Polizei mit dem Ergebnis einer DNA-Analyse des Bluts der Frau. Die Ermittler sind sich zwar ziemlich sicher, dass die Tote die Freundin des 50-jährigen Obdachlosen aus Ostheim ist, braucht aber dennoch die Bestätigung aus dem kriminaltechnischen Labor des Landeskriminalamts (LKA). Das Blut am Fundort der Leichen konnten die Biologen dafür nicht verwenden, da es schon zu stark verwest gewesen sei. Bei der Obduktion nahmen die Pathologen eine Probe Venenblut, mit der nun eine weitere Analyse vorgenommen wird. Wie lange eine solche Untersuchung dauere, könne man nicht in Tagen und Stunden angeben, sagt der LKA-Sprecher Ulrich Heffner. Auf jeden Fall haben Tötungsdelikte Vorrang im Labor, so Heffner. Die Dauer der Analyse hänge auch von der Qualität des Materials ab. Bei Obduktionen wird routinemäßig eine Probe Blut entnommen und eingefroren.

Polizei setzt bei der Fahndung auch auf soziale Netzwerke

Die Polizei bittet Zeugen, sich unter der Nummer 89 90-54 68 zu melden. Bisher haben mehr als 60 Bürger angerufen. Die Polizei registriert auch ein hohes Interesse an den Fahndungsaufrufen auf Facebook und Twitter. Auf der Internetplattform wurden die Meldungen knapp 3000 mal weitergegeben, über den Kurznachrichtendienst 250 mal weiterverbreitet.