Die Marine entdeckt ein Schiff, mit dem die Mafia acht Tonnen Drogen hätte schmuggeln können. Ein Einsatz stand unmittelbar bevor.

Stuttgart - In Kolumbien haben die Behörden zum ersten Mal ein Drogen-U-Boot beschlagnahmt, das vollständig abtauchen kann. Das in einer geheimen Werft gebaute Schiff hätte acht Tonnen Kokain transportieren können - bis hoch an die Küsten Mexikos und der USA. Der Admiral Hernando Wills sprach von einem "großen technologischen Sprung": Das U-Boot, das die Marine an der kolumbianischen Südwestküste entdeckt hat, kann bis zu neun Meter tief tauchen und wäre damit von der Küstenwache praktisch nicht auszumachen gewesen.

Zwar sind den Behörden immer wieder selbst gebaute, wesentlich kleinere U-Boote in die Hände gefallen, mit denen die Drogenmafia das Kokain nach Norden schippert, aber die bisherigen Modelle mussten stets an der Wasseroberfläche bleiben. Vollständig abtauchen konnten sie nicht. Offenbar haben Informanten den Behörden Hinweise auf die geheime Werft nahe der südwestkolumbianischen Stadt Timbiquí gegeben. Das im Dschungel gebaute Glasfaserboot ist 31 Meter lang und knapp drei Meter breit, neben den acht Tonnen Drogenfracht ist Platz für vier Besatzungsmitglieder. Es ist mit zwei Motoren, einer Klimaanlage und einem Periskop samt Videokamera ausgestattet. Die Behörden schätzen, dass der Bau vier Milliarden Pesos, etwa 1,5 Millionen Euro, verschlungen haben muss. Vermutlich haben die Konstrukteure sechs bis acht Monate an dem Boot gebaut.

Banden organisieren Drogentransport gemeinschaftlich


Offenbar stand sein Einsatz kurz bevor: Die Dieseltanks waren gefüllt, neben zwei Gewehren und Munition hatte das Boot auch schon Lebensmittel für eine längere Reise gebunkert, sagte der Admiral Wills. Das Boot habe eine Reichweite einer zweiwöchigen Reise - genug, um die Küsten Mexikos oder sogar Südkaliforniens zu erreichen. Festgenommen wurde niemand.

Nach Geheimdienstinformationen tun sich die Drogenbanden trotz ihrer üblichen Rivalitäten für derart aufwendige Transporte zusammen. Dass sie technologisch einen großen Schritt nach vorne gemacht haben, deutete sich erstmals Mitte 2010 an, als in Ecuador ein ähnliches U-Boot gefunden wurde. Frühere Konstruktionen waren deutlich einfacher: höchstens 20 Meter lang, mit geringerem Frachtraum und einem Schiffsleib, der zwar zum größten Teil unter Wasser lag, aber eben nicht richtig tauchen konnte.

Seit 1993 sind von diesem schlichteren Bautyp 61 Exemplare beschlagnahmt worden. Allein 2009 und 2010 waren es 24 Boote, was darauf hindeutet, dass diese Art des Drogenschmuggels bei den Narco-Banden an Beliebtheit gewonnen hat.